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Torro Rosso beim Test: Wenig Laufleistung, viel Hoffnung
Toro Rosso wurde bei den ersten Testfahrten vor der Formel-1-Saison 2017 immer wieder von Antriebsproblemen zurückgeworfen: Viel Potenzial im STR12 vermutet
(Motorsport-Total.com) - Im Zuge der Neugestaltung des Reglements der Formel 1 haben sich viele Teams große Hoffnungen auf einen Leistungssprung gemacht. Auch Toro Rosso zählte zu dieser Riege, denn aufgrund der engeren Zusammenarbeit mit Red Bull setzte man auf die Ideen, die man von deren Designgenie Adrian Newey adaptieren könnte. Bislang haben sich die Hoffnungen aber noch nicht erfüllt. Der neue Toro-Rosso-Renault STR12 stand oft in der Garage und überzeugte nicht gerade mit schnellen Rundenzeiten.
© circuitpics.de
Der Toro Rosso war das am wenigsten zuverlässige Auto in der ersten Woche Zoom Download
Am ersten Tag konnte Carlos Sainz mit 51 Runden einen soliden Start in die ersten Testfahrten des Jahres 2017 hinlegen, am Dienstag war Daniil Kwjat mit 68 Umläufen ebenfalls recht aktiv. Anschließend ging es jedoch bergab. Die Rundenzeiten waren am Mittwoch wenig konkurrenzfähig, zudem sorgte ein Defekt am Kupplungslager für ein vorzeitiges Ende des Testtages. Das Bauteil musste getauscht werden. Am Donnerstag zum Abschluss der Testwoche schließlich der Super-GAU: ein kompletter Antriebswechsel.
Carlos Sainz musste den STR12 nach nur einer einzigen Installationsrunde in der Garage abstellen. Die Mannschaft sollte den Antrieb auf Anraten von Renault komplett austauschen. Man verzichtete daraufhin auf weitere Fahrten am Donnerstag. "Die Woche war so gesehen ermutigend und frustrierend zugleich", fasst Technikchef James Key zusammen. Der STR12 fuhr nur 852 Kilometer an vier Tagen (hier alle Daten!), aber wenn er mal lief, waren die Ergebnisse aus Sicht des Teams durchweg positiv.
"Das Auto scheint gut zu laufen. Beide Fahrer haben sehr ähnliches Feedback geliefert. Es ist sehr stabil beim Bremsen, im Kurveneingang und auch die Beschleunigung ist recht gut", schildert Teamchef Franz Tost. "Glücklicherweise konnten wir in den ersten beiden Tagen viele Runden fahren, wir bekamen gute Daten zur Aerodynamik und auch zur Mechanik, allerdings fehlen uns noch Informationen über die Reifenmischungen, speziell beim weichen Reifen."
Warten auf die Erklärungen von Renault
Die positiven Eindrücke von Teamverantwortlichen und Fahrern zeigen sich in den Ergebnislisten der vier Testtage nicht allzu deutlich. In 1:22.956 Minuten war Daniil Kwjat als schnellster der beiden Toro-Rosso-Piloten weit weg von der Musik. "Ich bin aber optimistisch, dass wir im vorderen Mittelfeld mitfahren können. Ich bin optimistisch, was unser Auto betrifft. Es sieht gut und schnell aus. Die Fahrer machen einen guten Job. Wenn wir alles Technische unter Kontrolle bringen, dann können wir unser Ziel erreichen", sagt Tost.
"Alles, was wir bisher von den Aerodaten und den Charakteristiken des Autos gesehen haben, scheint es mit unseren Erwartungen übereinzustimmen. Damit sind wir happy", stimmt Technikchef James Key zu. Allerdings gibt der Brite offen zu, dass man aufgrund der Probleme mit dem Renault-Antrieb "längst nicht so viel fahren konnte wie erwartet". Die Gründe für die Defekte müsse der französische Motorenpartner erklären. Dies sei nicht die Aufgabe des Teams.
"Ich denke nicht, dass es mit der Installation (des Motors im Auto; Anm. d. Red.) zu tun hat. Wir hatten Diskussionen über die Anordnung des Antriebs im Auto, aber es scheint nichts mit den Besonderheiten des STR12 zu tun zu haben", meint Key. Der Toro-Rosso-Technikchef rückt derzeit die positiven Aspekte in der Zusammenarbeit mit Renault in den Vordergrund. Die Kommunikation sei optimiert worden, die Reaktionszeiten der Franzosen verkürzt worden.
Werden Sauber und McLaren nicht ernst genommen?
"Ich bin davon überzeugt, dass Renault die Probleme lösen wird. Es sind keine großen Schwierigkeiten. Ich bin optimistisch, dass wir für den zweiten Test und die Rennen gut vorbereitet sind", steht auch Franz Tost dem Partner zur Seite. Es verwundert jedoch, dass der baugleiche Antrieb in den Autos des Renault-Werksteams und auch im Red Bull RB134 weniger Probleme bereitete. "Im Vertrag steht festgeschrieben, dass wir die gleiche Hard- und Software bekommen. Wir erwarten, dass Renault uns fair behandelt, weil wir viel Geld dafür zahlen. Daher erwarten wir auch guten Service", sagt Teamchef Tost.
Der Österreicher erwartet für sein Team "ein teures Jahr", weil alle Mannschaften dazu gezwungen sein werden, mit ständig neuen Updates an der Konkurrenzfähigkeit zu arbeiten. Es gilt, den entscheidenden Schritt in Richtung Spitze des Mittelfelds zu machen, bevor die direkten Konkurrenten einen solchen Sprung realisieren können. Die Ausgangslage ist bislang noch nicht klar. Aber Technikchef James Key erwartet ein enges Rennen hinter den drei Topteams Mercedes, Ferrari und Red Bull.
"Es scheint, dass alles sehr eng beisammen liegt, wenn man Kalkulationen anstellt",sagt der Brite nach den vier Testtagen in Barcelona. "Haas sieht ganz ordentlich aus. Sie scheinen in guter Form zu sein und einen guten Job gemacht zu haben. Aber natürlich werden wir uns das nächste Woche noch genauer ansehen. Mit Renault könnte es auch eng werden. Ihre Balance sieht konkurrenzfähiger aus als noch im Vorjahr. Williams ist schwierig einzuschätzen, auch Force India. Aber ich bin mir sicher, dass beide in guter Form sein werden."
Toro Rosso peilt Rang vier in der Konstrukteurswertung an. Dafür muss man die direkte Konkurrenz von Renault und Haas in den Griff bekommen und sich an den 2016 starken Teams von Force India und Williams vorbeiarbeiten. Über McLaren und Sauber macht man sich weniger Sorgen. "Ich meine das nicht abschätzig gegenüber den Kollegen", so Key. "Aber bei McLaren haben sich Dramen abgespielt. Sie konnten noch kein volles Programm abspulen. Aber ich bin sicher, jeder wird sehr schnell sein."