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Karten nicht aufgedeckt: Mercedes dominiert dennoch
Was darauf hindeutet, dass Mercedes trotz einer tollen ersten Testwoche deutlich nachlegen kann und wie Lewis Hamilton wegen eines Defekts für Diskussionen sorgte
(Motorsport-Total.com) - Bis zum letzten Testtag der ersten Woche machte der neue Mercedes F1 W08 einen kugelsicheren Eindruck, doch nun hat man seine weiße Weste doch noch verloren: Nur 68 Runden konnte Valtteri Bottas am Donnerstag zurücklegen, ehe die Ingenieure laut dem Team "etwas in den Daten" fanden, das ihnen nicht gefiel. Der 27-Jährige erreichte mit 2,571 Sekunden Rückstand auf Leader Kimi Räikkönen Platz acht (siehe Tages-Klassement).
© xpbimages.com
Valtteri Bottas fuhr die Wochen-Bestzeit - mit gedrosseltem Mercedes-Motor? Zoom Download
Am Vormittag hatte bei Lewis Hamilton die Elektronik gestreikt, weshalb der Mercedes lange in der Box feststeckte. Danach habe sich der Brite "gemeinsam mit dem Team entschieden, heute nicht zu fahren, weil ich ohnehin kaum Erkenntnisse erlangt hätte", und das Cockpit dem Finnen zu überlassen.
Eine Aussage, die für Diskussionen sorgte, schließlich gilt der 32-Jährige nicht gerade als großer Testfan. Schon im Vorjahr hatte er während der Saison seinem damaligen Teamkollegen Nico Rosberg und Testpilot Pascal Wehrlein die gesamte Testarbeit überlassen. Und selbst beim Pirelli-Reifentest nach dem Saisonfinale klagte er nach wenigen Runden über Unwohlsein.
Hamilton räumte freiwillig sein Cockpit
Bottas nahm das Geschenk jedoch gerne an und fuhr noch neun Mal um den Kurs. "Derzeit sind für mich jegliche Runden wertvoll", meint der Mercedes-Neuling. "Es war gut, vor der Mittagspause noch zu fahren." Laut Bottas' Angaben habe das Team "sehr nützliche Informationen über die Intermediates" gesammelt. Danach konzentrierte sich Bottas auf Longruns mit den Slicks, ehe das Problem rund eine Stunde vor der Zielflagge auftrat. "Leider war der Tag etwas kürzer als erhofft", klagt der Teamneuling.
Der letzte Testtag sorgt vielleicht wegen der Probleme für einen kleinen Mercedes-Schönheitsfehler, die insgesamt positive Bilanz kann er aber keineswegs trüben, zumal auch andere Teams den von Pirelli für Tests mit Intermediates und Regenreifen künstlich bewässerten Circuit de Barcelona-Catalunya eher mieden. Insgesamt absolvierten die Silberpfeile an vier Tagen ganze 558 Runden.
Mercedes das schnellste und zuverlässigste Auto
Hätte man das heutige Programm durchgebracht, dann wäre man nicht allzu weit vom Vorjahres-Wertes von 675 Runden nach vier Testtagen entfernt gewesen. Zum Vergleich: Nur Ferrari konnte mit 468 Runden halbwegs mithalten. Red Bull hat mit 294 Umläufen beinahe nur noch halb so viele Kilometer wie Mercedes abgespult. Zudem fuhren Bottas und Hamilton in der ersten Testwoche bereits zwei Rennsimulationen, womit man der Konkurrenz einiges voraus hat.
Und auch bei den Zeiten liegt man bei Halbzeit der Wintertests an der Spitze. Bottas' Bestmarke von 1:19.705 Minuten auf der Ultrasoft-Mischung am Mittwoch markiert auch die Gesamt-Bestzeit der ersten vier Tage. Damit ist er neben Sebastian Vettel, der 0,247 Sekunden langsamer war, der einzige Fahrer, der unter 1:20 kam. Der Ferrari-Pilot war zwar mit mit Soft-Pneu unterwegs, hatte aber angeblich deutlich weniger Sprit im Tank.
Mercedes-Motor bislang nur gedrosselt unterwegs?
Bottas stapelt dennoch tief: "Auf Basis dieser Woche ist es knifflig, eine detaillierte Analyse zu machen, wo wir im Vergleich zu den anderen Teams stehen. Wir wissen ja nicht, was die anderen kommende Woche und in Melbourne bringen werden."
Experten sind sich sicher, dass Mercedes noch viel schneller könnte, denn angeblich drosselte man die Motoren in der ersten Testwoche, um keine Zuverlässigkeitsprobleme zu riskieren. In der zweiten Testwoche könnte das schon anders aussehen, wie Bottas ankündigt: "Wir werden uns bis zum Beginn der nächsten Testwoche steigern und hoffen definitiv, dass wir große Schritte machen werden." Bislang sei es gelungen, jeden Tag Fortschritte zu machen.
Dass man davon ausging, viele Kilometer hinter sich zu bringen, beweist allein schon die Herangehensweise: Wie schon im Vorjahr nominierte man als einziges Team für alle Testtage beide Einsatzpiloten. Die Marathonfahrten des Weltmeisterteams gehen an die Substanz, vor allem unter dem neuen Reglement.
Konkurrenz fürchtet Silberpfeile bereits
"In der ersten Testwoche gehen wir nicht auf Zeitenjagd", bestätigte auch Hamilton. Dass die Silberpfeile aber dennoch zwei der vier Tage dominierten, sollte der Konkurrenz zu denken geben. Was auch der Fall zu sein scheint, wie die Aussagen von Red Bulls Motorsportkonsulent Helmut Marko und die Vorsicht von Sebastian Vettel trotz der guten Zeiten andeuten.
Zumal Mercedes plant, einen überarbeiteten Motor zum Saisonauftakt nach Melbourne zu bringen. Spätestens dann könnte die Konkurrenz wie schon in den vergangen Jahren ein silbernes Wunder erleben.