Pech heraufbeschworen? Red Bull stottert beim Testauftakt
Red Bull hatte mit dem Aberglauben gespielt, doch beim Testauftakt in Barcelona bringt der RB13 wirklich Unglück - Ricciardo mit Sensoren- und Batterie-Problem
(Motorsport-Total.com) - So hat sich Red Bull den Testauftakt für die Formel-1-Saison 2017 sicher nicht vorgestellt: Daniel Ricciardo konnte in Barcelona am Montag nur 50 Runden fahren (Zum Vergleich: Sebastian Vettel 128). Mit einem Sensoren-Problem löste er dabei die erste rote Flagge am Morgen aus, als er auf der Strecke liegen blieb. Die Analyse- und Reparatur-Arbeiten dauerten bis über die Mittagspause hinweg an - dann folgte ein zweiter Defekt. Da schleicht sich der Verdacht ein, dass das viermalige Weltmeister über seinen eigenen Marketing-Trick stolpert.
Der RB13 wurde erst einem Tag vor den Tests ohne großes Aufheben in einem kurzen Video vorgestellt. Das Thema dabei: Die Unglückzahl und der damit einhergehende Aberglaube. Der Hintergedanke leuchtete in einem flimmernden Neonschild auf: Aus unglückbringend für einige sollte glückbringend für andere werden. Ricciardo gehörte leider zur ersten Gruppe.
Nach den ersten vier Runden war erst einmal Schluss für Red Bull. Der Bolide musste mit dem Abschleppwagen zurück zur Box gebracht werden. Eine schnellere Runde als die von 1.28:712 Minuten war nicht drin. Es handelte sich um ein Sensoren-Problem am Motor. Ein erster Kampf gegen die Zeit begann - bis zum Saisonauftakt in Melbourne (26.03) haben die Teams insgesamt nur acht Testtage a acht Stunden.
Nur 50 Runden geschafft
Teamchef Christian Horner verriet am frühen Nachmittag, dass auch die Batterie streikte, als nach dem Mittagessen wieder nach vier Runden unterbrochen werden musste. Der Energiespeicher musste ausgetauscht werden. Erst circa um halb fünf, also eineinhalb Stunden vor Ende des Testtages, konnte Riccardo wieder rausrollen. In dann noch einmal 42 Runden gelang ihm eine Zeit von 1:22.926 Minuten (auf Soft-Reifen) - damit wurde er immerhin Gesamtfünfter und war nur etwa drei Zehntelsekunden langsamer als Magnussen im Renault. Allerding hinkte er auch um 1,161Sekunden der Bestzeit von Hamilton im Mercedes hinterher.
"Es waren keine bedeutenden Probleme, was ermutigend ist", sagt Horner, der außerdem betont, dass es sich nicht um Einflüsse des Gesamtpakets handelt. Des Weiteren merkt er an: "Für uns ist es nichts Ungewöhnliches, nicht die meisten Kilometer in einem Test einzufahren. Und ich habe lieber hier die Probleme, als nachher in Melbourne. Mercedes hat im vergangen Jahr auch enorm viele Kilometer vor der Saison abgespult und dann tauchten bei ihnen Probleme während der Saison auf."
"Wir machen ständige Fortschritte und Max kann morgen hoffentlich mehr fahren", schildert Ricciardo seine Eindrücke, bevor morgen sein Teamkollege Verstappen das Cockpit übernimmt. Der 27-Jährige ist auch der Meinung, dass die Rundenzeiten noch gewaltig purzeln werden: "Es steckt auf jeden Fall noch viel mehr in den Autos. Es ist noch recht kühl und die Reifen kommen noch nicht richtig auf Temperatur. Hamilton war trotzdem schon schneller als im Qualifying des vergangenen Jahres. Deshalb denke ich, dass die Autos trotz der Temperaturen noch viel schneller werden."
Immerhin: Vom RB13 war an diesem ersten Testtag mehr zu sehen, als bei der enttäuschenden Präsentation. Dabei fielen vor allem die womöglich lufteinsaugende Nase, die schlanken Seitenkästen und die Einbuchtungen des Unterbodens auf. Außerdem wirkt der von Star-Designer Adrien Newey entworfene Bolide im Vergleich zur Konkurrenz noch sehr simpel in seiner aerodynamischen Ausführung.
Zur "Staubsaugernase" sagt Horner: "Hauptsächlich hat das natürlich etwas mit der Kühlung zu tun. In diesem Feld gibt es eine Menge verschiedene Varianten. Es ist interessant, wie die Teams die Regeln da unterschiedlich interpretieren. Das ist das Schöne an der Formel 1." Chefingenieur Rob Marshall lächelt das Thema verschmitzt weg und sagt nur: "Es ist halt ein Loch drin."