Haas-Auto im Kies: Wenn die Handbremse plötzlich zupackt
Probleme mit dem Brake-by-Wire-System werfen Romain Grosjean und Haas am vorletzten Formel-1-Testtag zurück: Schnelle Lösung schon über Nacht?
(Motorsport-Total.com) - Nach zwei Tagen mit nur sehr wenig Fahrbetrieb ist Haas am Donnerstag bei den Formel-1-Tests in Barcelona immerhin wieder besser über die Runden gekommen. Romain Grosjean spulte insgesamt 78 Runden ab (363 Kilometer), landete dabei jedoch mehrfach im Kies und sorgte somit für Unterbrechungen. Grund waren Probleme mit dem Brake-by-Wire-System. "Es war so, als würde man am Ende der Geraden die Handbremse ziehen. Das bist du dann nur noch Passagier", schildert der Franzose.
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Romain Grosjean konnt immerhin mehr als eine Grand-Prix-Distanz fahren Zoom Download
"Es ist ein kompliziertes System. Wir hatten 2013 und 2014 auch bei Lotus Probleme damit", weiß Grosjean aus leidvoller Erfahrung. "Ich war nach dem ersten Abflug nicht ganz sicher, habe die erste Kurve bestimmt 20 Meter früher angebremst als sonst. So ist es halt manchmal. Wir fahren schneller und entdecken dabei natürlich auch neue Baustellen. Diese Dinge werden wir aber in den Griff bekommen. Wir arbeiten daran."
"Ich hoffe, dass es in Melbourne kein Thema mehr sein wird. Ich hoffe sogar, dass wir sogar über Nacht ein Update bringen können. Wir haben heute genau erkannt, wo das Problem liegt. Wir wissen, wo wir ansetzen müssen", ist sich der Haas-Pilot sicher. "Wir sind am Morgen längere Versuche gefahren. Die Reifenhaltbarkeit war gut. Das war das Positive an diesem Tag. Auf der negativen Seite steht halt, dass wir das Bremssystem verbessern müssen."
Grosjean: Optimismus ist etwas verflogen
"Ich war in der vergangenen Woche sehr optimistisch, jetzt etwas weniger. Das liegt eben an dem Bremsproblem. Das kostet in jeder Runde etwas Zeit. Ich hoffe, dass es schon bald deutlich besser sein wird", meint Grosjean. Als "hart, aber positiv" bezeichnet Teamchef Günther Steiner den Testtag in Spanien. "Es ist schmerzhaft, aber zumindest lehrreich. Es gab wieder Probleme, aber zumindest sind wir im Gegensatz zu den beiden Vortagen relativ viel gefahren."
"Wir mussten viel am Brake-by-Wire-System arbeiten. Es ist vielleicht ganz normal, wenn man das Auto besser kennenlernt. Wir geben alles, um es schon für den Freitag im Griff zu haben. Wir müssen da eine Lösung finden, denn die aktuellen Probleme halten unsere Fahrer davon ab, wirklich schnell zu fahren", so der Italiener. "Das Brake-by-Wire-System hängt direkt mit dem KERS zusammen. Das spielt alles zusammen."
"Es ist ein Ferrari-System, aber wir müssen es auf unsere Belange einstellen. Wir dürfen deren Daten nicht nutzen. Es hat also nichts mit der Hardware zu tun, sondern nur mit den Einstellungen der Software", erklärt Steiner. "Dreimal mussten wir den Unterboden wechseln, weil er Schaden genommen hatte. Es gibt also viel Arbeit für unsere Jungs. Wir haben keine neuen mehr hier vor Ort, können die defekten Unterböden aber reparieren."
Rot am Ende: Antrieb stellte vorsichtshalber ab
"Das Gute an all den Problemen ist, dass unser Mechaniker bei so etwas lernen, schnell zu arbeiten", scherzt der Teamchef der Amerikaner. Zu allem Überfluss ging ein weiterer Unterboden kaputt, als Grosjean kurz vor dem Ende der Session stehen blieb. "Da hat der Antrieb abgestellt, weil er zuvor einen Randstein sehr heftig genommen hatte. Romain ist wild auf einen Kerb gerutscht - da stellte das Triebwerk halt ab. Das war der Grund."
"Wenn man auf einer Rennstrecke ist, dann muss man auch ans Limit gehen. Wenn man nicht schnell fährt, dann wird man die vorhandenen Probleme auch nicht erkennen und aussortieren können", ist sich der Südtiroler sicher. Für Steiner und seine Crew gehören die Probleme des Donnerstags zum "ganz normalen Lernprozess". Neben dem Brake-by-Wire-System sei die Setuparbeit nun noch weit oben auf dem Aufgabenzettel.
"Das Auto ist von der aerodynamischen Seite her sehr stabil", weiß Grosjean zu berichten. "Wenn man mal einen Fehler in einer Kurve drin hat, dann verliert man vielleicht zwei Zehntel - und nicht wie mit anderen Autos gleich eine halbe oder ganze Sekunde. Was die Abläufe anbelangt, ist das Team bestens aufgestellt. Nachholbedarf gibt es beim klassischen Engineering. Die Autos mit ihren V6-Hybridantrieben sind halt etwas anderes als das, woran die Jungs gewöhnt sind. Es ist harte Arbeit, da alles in den Griff zu bekommen."
Über den Haas-Platz in der Formel-1-Hackordnung zum Saisonstart 2016 will sich Grosjean nicht konkret äußern. Steiner schmunzelt: "Ich denke, wir sind ein Stück von Mercedes und Ferrari entfernt. Scherz beiseite: Wir sind einfach nicht genug gefahren, um uns selbst im Vergleich zum Wettbewerb wirklich einschätzen zu können. Ich schätze aber, dass wir im hinteren Mittelfeld fahren werden - wie erwartet."