Gene Haas: "Barcelona ist nicht North Carolina"
Haas-Teamgründer Gene Haas erkennt beim Testen, wie kompliziert die Formel 1 ist, und erinnert sich an seinen Einstieg in die NASCAR-Serie - der war aber schlimmer...
(Motorsport-Total.com) - Nach einer Woche Sonnenschein erlebt Gene Haas mit seinem neuen Team derzeit schwierige Tage bei den Testfahrten in der Formel 1. Am Anfang lief es für die Amerikaner noch überraschend problemfrei, doch mittlerweile bekommt Haas die Tücken der Formel 1 zu spüren. Am Dienstag musste man aufgrund von Problemen mit der Benzinzufuhr frühzeitig aufhören, am Mittwoch lief wegen eines Turboschadens gar nicht, und heute hat man ebenfalls wieder einen neuen Defekt entdeckt.
Anders als in der NASCAR-Serie bedeuten solch schwerwiegende Probleme in der Formel 1 meist ein Aus für den gesamten Tag. Mit der Zeit hat Haas gemerkt, dass die Königsklasse noch einmal ein anderes Brett ist: "Ich habe schnell gelernt: Barcelona ist nicht North Carolina", sagt der Teamgründer. "Die Komplexität der Formel-1-Autos, die Größe unserer Aufgabe, das ist etwas total anderes."
"Ich verstehe jetzt, warum sich Rennställe in der Formel 1 schwertun, selbst Top-Teams. Denn die technischen Anforderungen sind schon sehr hoch", erklärt der Unternehmer weiter. Allerdings findet Haas die Anfänge in der Königsklasse aus persönlicher Sicht einfacher als seinen Einstieg in die NASCAR-Serie 2002. Denn heute ist man in Sachen Erfahrung schon eine ganze Reihe weiter. "Die ersten Jahre in den USA waren wirklich hart. Damals stiegen wir mit null Fachwissen ein", erinnert er sich. "Inzwischen haben wir gelernt, wie man Rennwagen einsetzt, wenn auch noch nicht in der Formel 1."
Und zumindest muss sein Team nicht ganz ohne Hilfe auskommen. Mit Ferrari und Chassishersteller Dallara hat man zwei erfahrene Partner an der Seite, zudem konnte man im Vorfeld viele Teile einkaufen und musste sie nicht selbst entwickeln. "Das hat uns unglaublich viel Zeit gespart", sagt Haas. "Ich weiß, dass es in der Formel 1 traditionell in der DNA der Teams liegt, jedes einzelne Teil selbst zu entwerfen. Aber ich denke, so kannst du heute kein Team mehr starten, wenn du alles selbst machen muss."
Haas ist nach den drei Neueinsteigern Lotus, HRT und Virgin 2010 der erste Neuling seit sechs Jahren. Zuvor war Toyota 2002 als letztes komplett neues Team in die Formel 1 eingestiegen - und alle hatten zum Start große Probleme. Für die letzte Ausschreibung der FIA wurde jüngst gar kein Team mehr angenommen. Haas findet, dass man potenziellen Neueinsteigern das Leben erleichtern müsse - zum Beispiel mit einer kleineren Liste von Dingen, die man selbst produzieren muss.
"Wir wären glücklich, wenn noch ein paar weniger Dinge auf der Liste wären, wie beispielsweise bei der Kühlung. Das würde es möglichen künftigen Neueinsteigern leichter machen, wenn die Liste noch kleiner wäre", so Haas. "Ich kann nur sagen, wir haben viel Zeit gespart, weil wir einige Dinge nicht selbst entwickeln mussten, zum Beispiel bei der Aufhängung." Die Formel 1 ist für ihn ohnehin schon kompliziert genug.