Auf den Spuren des Testerfolgs von Neuling Haas
Neuling Haas absolviert derzeit in der Formel 1 erfolgreiche erste Testfahrten: Erfahrenes Personal, starke Partner und nützliche interne Verbindungen als Faktoren
(Motorsport-Total.com) - Das Haas-Team hat bislang bei den Formel-1-Testfahrten 2016 einen beachtenswerten Einstand gegeben. Die Amerikaner konnten durchaus gute Rundenzeiten fahren und waren nicht ständig damit beschäftigt, Kinderkrankheiten an ihrem neuen Boliden in den Griff zu bekommen. Zwar gab es gestern durch ein Problem mit der Benzinleitung und nur 23 gefahrenen Runden durch Esteban Gutierrez eine kleine Delle, doch davon lässt sich das Team nicht aus der Ruhe bringen.
"Wir haben schon in der vergangenen Woche gesagt, dass man erwarten kann, solche Tage zu haben", kommt der Vorfall für Gutierrez nicht sonderlich überraschend - doch abgesehen von einem Frontflügelbruch am ersten Testtag der Vorwoche lief das Debüt für Haas erstaunlich reibungslos. Grund für den zufriedenstellenden Auftakt ist dabei auch die gute Vorbereitung, die das Team durchlebt hat, denn mehr als ein Jahr lang arbeitete man akribisch auf den Moment hin - und das hat gefruchtet.
Mit Motorenpartner Ferrari und starkem Personal besitzt der Rennstall ein gutes Paket. "Es fühlt sich gar nicht wie ein neues Team an", sagt Gutierrez und verweist auf die Formel-1-Expertise, die Haas auf seiner Seite weiß. Die Zusammenarbeit scheint zumindest bis jetzt gut zu funktionieren, das hat auch Teamchef Günther Steiner beobachtet: "Es sind gute Leute, die zusammenarbeiten wollen, und so schwierig ist das gar nicht. Die meisten kommen aus der Formel 1 und deshalb haben wir sie einfach ins kalte Wasser geworfen. Das hat ganz gut funktioniert", sagt der Südtiroler.
Bei den Testfahrten in Barcelona arbeiten zwei Schichten Hand in Hand zusammen. Zudem muss zeitgleich das zweite Auto aufgebaut und Ersatzteile für Australien produziert werden. "Die letzte Fracht geht am 14. raus, also wird es langsam eng. Aber wir werden das schaffen. Im Rennsport ist es heutzutage normal, dass alles in der letzten Minute erledigt wird", so Steiner, der sich in dieser Woche aber vornehmlich mit den Tests beschäftigen will.
Erst standhaft, dann schnell
Am gestrigen Montag rüstete das Team kurzerhand um, nachdem klar war, dass Gutierrez mit dem VF-16 nicht mehr würde fahren können. Alternativ simulierte man dann ein Rennwochenende inklusive aller Randaspekte wie der Inspektion seitens der FIA. Die restlichen Wochenpunkte muss man nun eben in drei statt in vier Tagen durchziehen, und da steht vor allem eine Rennsimulation ganz oben auf der Prioritätenliste. "Wir wollen einfach schauen, ob wir eine Renndistanz ohne Probleme überstehen", so Steiner.
Bislang konnte Haas an drei von fünf Testtagen mehr als eine Grand-Prix-Distanz erreichen - allerdings über den gesamten Tag gesehen. "Wenn wir dann noch Zeit haben, dann kümmern wir uns um Änderungen am Setup, damit das Auto schneller wird", erklärt der Teamchef weiter. Darauf sind auch die Piloten gespannt, die wissen wollen, was alles im Auto steckt: "Wir müssen jetzt herausfinden, wie konkurrenzfähig wir sind", meint Gutierrez. "Das ist das große Fragezeichen und wird im Qualifying von Melbourne geklärt."
Vorteil hauseigener Technik
Doch vor Melbourne stehen die letzten drei Tage einer kurzen Vorbereitung an, die man bestmöglich nutzen möchte. Dabei kann auch die Verbindung zu Gene Haas' Unternehmen Haas Automation getestet werden, die sich bislang als ziemlich nützlich erwiesen hat. So benötigte man in Barcelona in der vergangenen Woche beispielsweise Modifikationen an den Schlagschraubern, um Boxenstoppübungen durchführen zu können, und auch anderes Teamequipment musste modifiziert werden.
Hier kommt die Verbindung zu Haas Automation ins Spiel, die mit der Verwendung von Werkzeugmaschinen Aushilfe schaffen konnte. "Wir beweisen, dass Haas Automation mehr als nur ein Sponsor ist. Sie sind ein echter Partner beim Aufbau unserer Organisation", meint Teamchef Steiner. "Wir erreichen ein hohes Niveau an Effizienz durch die Ressource von Haas Automation, und dadurch können wir das Bestmögliche aus dem Test herausholen."