Weiche Reifen, wenig Sprit: Rosberg gibt Mercedes-Kostprobe
Nico Rosberg lässt in einer Qualifying-Simulation erstmals die wahre Pace seines Silberpfeils aufblitzen - Mercedes auf Soft fast so schnell wie Ferrari auf Ultrasoft
(Motorsport-Total.com) - Nico Rosberg hat zu Beginn des finalen Wintertests in Barcelona gleich einmal eine kleine Duftmarke gesetzt. Der Vizeweltmeister legte eine Qualifying-Simulation hin und umrundete den Kurs in 1:23.022 Minuten. Der Mercedes-Pilot steigerte sich damit im Vergleich zur ersten Testwoche um fast zwei Sekunden und legte die mit Abstand schnellste Silberpfeil-Zeit des Winters hin. Die Gesamtbestzeit hält noch immer Ferrari-Pilot Sebastian Vettel mit 1:22.810 Minuten.
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Nico Rosberg absolvierte in Barcelona am Dienstag eine Qualifying-Simulation Zoom Download
Doch aufgepasst: Während Vettel seine Zeit auf Pirellis neuen Ultrasoft-Reifen setzte, war Rosberg "nur" auf den klassischen weichen Reifen unterwegs. In der Theorie soll dieser rund 1,4 Sekunden langsamer sein als der neue Ultrasoft. Wenn diese Zahlen auch in der Praxis stimmen sollten, könnte der Deutsche mit der weichsten Mischung also rund 1,2 Sekunden schneller fahren als Vettel (die Zeiten der ersten Testwoche in unserem Testcenter).
"Wir haben heute für das Qualifying getestet. Wir haben Sprit rausgenommen und sind richtig auf Attacke gegangen", berichtet Rosberg und erklärt. "Das freut mich halt auch, weil es ein schönes Gefühl ist, mit dem Auto mal richtig ans Limit zu gehen. Das ist echt cool und auch wichtig für die Vorbereitung für Melbourne. Es hat auch ganz gut geklappt, wir sind guter Dinge."
Unklar ist währenddessen, ob Vettel auf seiner schnellsten Ultrasoft-Runde ebenfalls mit so wenig Sprit unterwegs war wie Rosberg. Doch selbst wenn Ferrari noch Luft nach oben hat, war die Runde von Rosberg beeindruckend - zumal der Vizeweltmeister offenbar auch noch etwas im Köcher hat. Mit einem Lachen erklärt er, dass seine Runden am Vormittag "nicht so gut" gelaufen sind.
Rosberg trotz Bestzeit "nicht so happy"
"Ich hatte jetzt zwei Versuche und mit beiden war ich nicht so happy. Aber ich fahre ja jetzt jeden Tag, deswegen habe ich heute Abend Zeit, das ein bisschen zu analysieren und zu gucken, was ich für morgen noch verbessern kann", so Rosberg. Zum Vergleich: 2015 holte sich der Deutsche die Pole-Position in Barcelona mit einer 1:24.681 - gefahren allerdings auf den Medium-Reifen.
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Beim Manor-Team (das 2015 aus rein kommerziellen Gründen immer noch Manor-Marussia heißt) irgendwelche Höhepunkte zu finden, gestaltet sich schwierig. Aber Will Stevens (WM-21. mit 0 Punkten) liefert nach seinem Formel-1-Debüt in Abu Dhabi 2014 (auf Caterham) eine ordentliche Rookie-Saison ab, hat seine Stallkollegen überwiegend im Griff und gewinnt teamintern elf Qualifyings bei nur sechs Niederlagen. Fotostrecke
"Das Rennwochenende in Barcelona ist fast ein Jahr her, daran kann ich mich nicht mehr erinnern", erklärt Rosberg, der daher nicht sagen kann, ob der neue Mercedes W07 noch einmal deutlich schneller ist als sein Vorgänger. "Es ist schwierig zu vergleichen, denn ich habe keinen Referenzpunkt. Es ist so lange her, und ich muss auch immer auf der gleichen Strecke den Vergleich haben", so Rosberg, der nur sagen will, "dass es sich gut anfühlt."
"Unser Level ist momentan sehr, sehr hoch, das Team funktioniert gigantisch. Aber Ferrari ist sehr, sehr nach dran, das wissen wir. Deswegen müssen wir unsere Hausaufgaben vor Melbourne gut machen. Wir müssen schauen, dass wir vorne bleiben", mahnt Rosberg und erklärt im Hinblick auf den prognostizierten Vorsprung auf Ferrari: "Das weiß man so genau nicht."
Mercedes will nicht mit offenen Karten spielen
"Wir können annehmen, wo sie mehr oder weniger sind. Aber man weiß nie, wie viel Sprit sie im Auto haben, mit welcher Drehzahl sie fahren und so weiter. Aber auf jeden Fall ist es sehr, sehr eng", ist sich Rosberg sicher. Indirekt verrät der Mercedes-Pilot übrigens, dass Mercedes die Hosen noch immer nicht komplett heruntergelassen hat. "Das wollen wir ja vermeiden", so Rosberg.
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"Wir wollen nicht, dass die Konkurrenz weiß, wo wir sind. Aber natürlich müssen wir gleichzeitig auch selbst lernen. Also kann man nicht ganz darauf verzichten", erklärt der 30-Jährige. Ein Lob gibt es derweil noch für das Team. "Die Haifischnase und die Haifischkiemen bringen mit Sicherheit ein bisschen. Wie viel genau, das weiß ich nicht. Aber das ist ein Beispiel dafür, wie stark unser Team momentan ist", so Rosberg.
"Es ist richtig innovativ! Und wir müssen Sachen erfinden, um vorne zu bleiben. Die hinter uns können uns immer sehr leicht kopieren. Wir können nur vorne bleiben, wenn wir die ganze Zeit neue Sachen bringen", erklärt der Deutsche. Es bleibt abzuwarten, wie schnell sich Mercedes beim Saisonauftakt in Melbourne präsentieren wird, wenn dann wirklich alle Teams in die Vollen gehen. Rosbergs erste Kostprobe des Mercedes-Speeds könnte einige Konkurrenten aber mit Sicherheit schon jetzt etwas beunruhigen.