Formel-1-Tests 2015 Jerez: Felipe Nasr überrascht im Sauber
Der Bericht vom dritten Testtag: Gelungenes Debüt von Kimi Räikkönen im Ferrari, Mercedes-Defekt ohne Folgen, hoher Besuch bei Red Bull
(Motorsport-Total.com) - Mit einer Überraschung endete der dritte Tag der Formel-1-Testfahrten 2015 in Jerez (Live-Ticker zum Nachlesen). Denn nach zwei Ferrari-Bestzeiten sicherte sich diesmal Felipe Nasr im Sauber-Ferrari C34 die Spitze. Der 22-jährige Brasilianer blieb zwar um gut eine halbe Sekunde über der von Sebastian Vettel aufgestellten Wochenbestmarke (Montag), hängte aber Vettels Teamkollegen Kimi Räikkönen, heute sein erster Verfolger, um 0,205 Sekunden ab - übrigens auf weichen Pirelli-Reifen.
Nasr sorgte am Vormittag für die erste von drei roten Flaggen, als er sich in Kurve 9 ins Kiesbett drehte. Sein Auto blieb dabei unbeschädigt, nach einer kurzen Reinigungspause ging es schon weiter. Den zweiten Abbruch der achtstündigen Session verursachte Nico Rosberg, als sein Mercedes gegen Halbzeit ausrollte. Inzwischen ist bekannt: Die Elektronik hatte den Motor präventiv abgestellt, nach kurzer Routineüberprüfung konnte es weitergehen.
Und wie: Nach 157 Runden am Sonntag legte Rosberg heute noch einmal 151 drauf, sodass seine Laufleistung der ersten Testwoche bei 308 Runden oder 1.364 Kilometern liegt - das entspricht viereinhalb Renndistanzen (Kilometer-Zwischenstand nach drei Tagen in unserer Formel-1-Test-Datenbank)! "Alles läuft nach Plan", sagt Niki Lauda, und Rosberg ergänzt: "Gut, dass wir ein paar Schwachstellen aufgedeckt haben. Diese sind aber einfach zu beheben. Wir sind auf dem richtigen Weg."
Ferrari offensichtlich auch: "Es war erst mein erster Tag im neuen Auto", sagt Kimi Räikkönen, der um acht Zehntelsekunden hinter der bisherigen Vettel-Bestzeit blieb. "Wir waren nicht ganz so schnell wie gestern, weil die Strecke im Vergleich zum Vortag etwas langsamer war." Aber: "Man spürt sehr schnell, ob es ein gutes oder ein schlechtes Auto ist. In diesem Jahr ist es eine ganz andere Geschichte als im Vorjahr. Ein positiver Tag, ein gutes Gefühl von Beginn an."
Insgesamt schafften heute drei Fahrer mehr als 100 Runden - neben Rosberg auch Carlos Sainz (Toro Rosso/137) und Nasr (109). Räikkönen (94) blieb bei seiner Premiere im Ferrari SF15-T knapp unter dieser magischen Marke, lag aber zwischenzeitlich in Führung und wurde am Ende Zweiter, 0,232 Sekunden vor Rosberg. Platz vier sicherte sich Felipe Massa (+0,731), der heute 71 Runden lang Gelegenheit hatte, mit dem Mercedes-befeuerten Williams FW37 Bekanntschaft zu machen.
Von einem "großen Schritt vorwärts" twitterte Fernando Alonso, dessen Rundenzeiten zwar unter dem Radar liefen, aber der mit dem bisher so kränklichen McLaren-Honda immerhin 32 Runden schaffte (nach insgesamt zwölf an den ersten beiden Testtagen). Der Honda-Antrieb, angeblich mit einigen neuen Komponenten getunt, klang am Vormittag phasenweise deutlich besser als am Sonntag und Montag, hat aber weiterhin Aufholbedarf auf die Konkurrenz.
Lahm gelegt wurde Alonso letztendlich durch ein Problem mit der Wasserkühlung des Antriebs, weswegen dieser komplett ausgebaut werden musste. Für den spanischen Lokalmatador war der Jerez-Test damit beendet, denn morgen darf wieder Teamkollege Jenson Button ran. Ein ähnliches Problem trat heute übrigens auch bei Red Bull auf, denn Daniel Ricciardo (hatte Glück bei zwei Ausritten) stand lange an der Box, weil eine Wasserpumpe Probleme bereitete.
Vor den Augen der inzwischen schon wieder abgereisten Red-Bull-Granden Dietrich Mateschitz und Helmut Marko, die nur ein paar Stunden an der Strecke waren, drehte der Australier im Zebra-Look-RB11 49 Runden und blieb 2,356 Sekunden hinter Nasrs Tagesbestzeit. Am späten Nachmittag verlor er noch einmal Fahrzeit wegen eines defekten Sensors. Aber Ricciardo hat kein schlechtes Gefühl: "Wir sind dort, wo wir uns das gedacht haben. Für den Barcelona-Test kommen noch einige Neuerungen."
Lotus schaffte nach 41 Runden bei der Jungfernfahrt am Montag heute weitere 96 Umläufe und den fünften Platz, 1,168 Sekunden hinter der Spitze. Pastor Maldonado hatte damit rund eine halbe Sekunde Vorsprung auf Lokalmatador Sainz im Toro Rosso. Der Venezolaner war es auch, der die Session mit einer roten Flagge eine Minute vor Schluss beendete. Bereits zuvor hatte das Lotus-Team einen defekten Sensor auswechseln müssen.