Renault zwischen Lichtblick und Alptraum
Renaults Motorenchef Remi Taffin hat zwar durch Caterham gute Fortschritte gesehen, doch für Zugpferd Red Bull lief es denkbar schlecht: "Einfach frustrierend"
(Motorsport-Total.com) - Renault erlebte heute eine Achterbahn der Gefühle. Während Red Bull und Lotus erneut ein absolutes Debakel zu überstehen hatten, kamen Toro Rosso und Caterham relativ problemfrei über die Runden. Marcus Ericsson drehte in seinem CT05 sogar die meisten Runden von allen Piloten. Doch die Erfolge sind am Ende des Tages vergessen, wenn es noch so augenscheinliche Probleme mit dem vermeintlichen Aushängeschild gibt.
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Sebastian Vettel kam heute zweimal mit seinem RB10 nicht sonderlich weit Zoom Download
Sebastian Vettel schaffte gerade einmal vier Kurven und ein paar Meter in der Boxengasse, bevor er gleich zweimal am heutigen Tag stehenblieb und überhaupt nicht mehr zum Fahren kam. "Es war ein elektrisches Problem am Morgen und ein eher mechanisches am Nachmittag", erklärt Renaults Motorenchef Remi Taffin, ohne jedoch ins Detail gehen zu wollen. Denn bei dem elektrischen Problem könne er beispielsweise nicht sagen, ob es vom Energierückgewinnungssystem ERS oder von außerhalb kommt.
Auch Sebastian Vettel äußerte sich heute zu dem Problem wortkarg und sprach nur davon, dass man die Batterie am RB10 austauschen musste. "Es war einfach eine Verkettung von Problemen", fügt Taffin an und verspricht, dass man sich die Vorkommnisse noch genauer anschauen werde. Er ist auf jeden Fall überzeugt davon, dass es kein neu aufgetretenes Problem sei, sondern mit den bisherigen Schwierigkeiten zu tun habe.
Lotus mit seltsamem Temperaturanstieg
Ebenfalls Sorgenfalten auf die Stirn von Taffin brachte Lotus, die mit Romain Grosjean immerhin 33 Runden schafften, bevor der Franzose sein Dienstgefährt auf der Strecke von Bahrain parken musste. Das Problem hat man in der Hybrid-Einheit MGU-K lokalisiert, doch ein Problem mit dem Teil selbst soll es nicht gegeben haben. "Es war kein Fehler an sich, sondern wir haben nur steigende Temperatur bemerkt, und es war Zeit, das Teil davor zu schützen, dass es kaputtgeht. Das haben wir gemacht", erklärt der Franzose. Noch untersucht man bei Renault, warum die Temperatur so in die Höhe ging.
Angesichts der zahlreichen Probleme fragen sich bereits viele, wie viele Autos in Melbourne überhaupt ins Ziel kommen werden. Romain Grosjean sieht für den Auftakt bereits schwarz für sein Team, doch Taffin glaubt, dass alles nur halb so wild ist. Denn ein auftretendes Problem wird bei den Testfahrten anders behandelt als an einem Rennwochenende: "Wenn wir noch fünf oder zehn Runden zu fahren hätten, dann hätten wir mit Sicherheit weitergemacht", meint der Renault-Mann.
"Es war nicht der Fall, dass das Auto nicht mehr hätte weiterfahren können. Es war einfach der Fall, dass wir die steigende Temperatur gesehen haben und entschieden haben, das Auto zu stoppen. Wir wollten kein Problem bekommen." Doch die bisherigen Testeindrücke haben gezeigt, dass Lotus sehr wohl ein Problem hat - es krankt an vielen Stellen. "Es ist einfach schwierig, derzeit einen problemfreien Tag zu haben", muss Taffin einsehen.
Caterham der Kilometer-Primus
Doch es gibt auch Lichtblicke, wie Caterham und Toro Rosso beweisen, die gut über die Runden kamen. "Caterham hatte einen sorgenfreien Tag. Es gab keine Probleme und sie konnten machen, was sie wollen. Das gleiche bei Toro Rosso", betont Taffin die guten Seiten des Tages. "Das zeigt auch, dass wir mehr als 100 Runden fahren können. Das macht Mut." Der Auftritt von Caterham habe gezeigt, dass es funktionieren kann. Mit ihnen konnte Renault neue Software-Checks, Startsimulationen und Boxenstopp-Übungen durchführen. "Ich sage nicht, dass es das Beste ist, was wir können, aber zumindest sind wir durchgekommen."
Angesichts der bisher gezeigten Zuverlässigkeit könnte man auf die Idee kommen, dass das Motto bei Renault heißt: Je schneller, desto schlechter. Ist da etwas dran, oder ist das reiner Zufall? Taffin könnte sich bei dieser Geschichte zumindest einen gewissen Zusammenhang vorstellen: "Ich habe darüber noch nicht nachgedacht, aber vielleicht kann man argumentieren, dass man als schnellstes Auto mehr Kompromisse eingeht und in den einzelnen Bereichen mehr pusht", überlegt er.
Red Bulls Technikchef Adrian Newey ist zumindest dafür bekannt, gewisse Kompromisse in Sachen Zuverlässigkeit einzugehen, um mehr Leistung herauszuholen. Der Designer operiert stets am Limit und könnte nun den Preis dafür bezahlen. Dass ein Team seinen Wagen allerdings umbaut und für Melbourne Kompromisse eingeht, um ins Ziel zu kommen, das kann sich Taffin nicht vorstellen: "Das glaube ich nicht", so sein Kommentar.
"Es gibt einfach Tage, an denen nichts läuft. Und das war heute der Fall. Man entdeckt am Morgen etwas und versucht es in den Griff zu kriegen. Dann sieht man ein anderes Problem und so weiter. So war es heute. Es ist einfach frustrierend", fasst er den Tag noch einmal zusammen. Morgen peilt er mit Red Bull 100 Runden an, die eigentlich schon für heute auf dem Plan standen: "Wir sind mit diesem Gedanken im Hinterkopf aufgewacht, aber der Tag war einfach ein Alptraum. Aber mir ist es lieber, dass es hier passiert als in Melbourne."