• 17. Juli 2013 · 18:13 Uhr

Materialschlacht prägt Testauftakt, Magnussen fährt Bestzeit

Bei überraschend hohen Temperaturen in Silverstone probierten viele Teams neue Aerodynamik-Entwicklungen aus, Kevin Magnussen sicherte sich die Bestzeit

(Motorsport-Total.com) - Bessere Wetterbedingungen hätte sich Pirelli für den ersten Tag des dreitägigen Young-Driver-Tests in Silverstone kaum wünschen können: Die Quecksilber-Säule kletterte im Laufe des Tages auf rund 30 Grad, der Asphalt erhitzte sich auf für Großbritannien untypische 46 Grad. Dadurch kam der Reifenhersteller beim ersten Einsatz der brandneuen Pneus in den Genuss repräsentativer Temperaturen, denn es ist kaum davon auszugehen, dass es bei der Rennpremiere auf dem Hungaroring in einer Woche deutlich wärmer sein wird. Heute hatte es in Budapest übrigens 31 Grad.

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Auch Magnussens McLaren war mit Messinstrumenten ausgestattet Zoom Download

In der letzten Stunde des Tests purzelten die Zeiten an der Spitze: Zunächst kam zu einem Schlagabtausch zwischen Force-India-Stammfahrer Paul di Resta und Red-Bull-Talent Antonio Felix da Costa. Der Portugiese hatte mit einer Zeit von 1:33.821 Minuten den Schotten von der ersten Position verdrängt, doch dieser konterte rund eine halbe Stunde vor dem Ende mit 1:33.774 Minuten.

McLaren schnell und fleißig

Dann wurden allerdings beide vom dänischen McLaren-Youngster Kevin Magnussen in 1:33.602 Minuten übertrumpft. Seine Zeit konnte bis zum Ende der Session nicht mehr verbessert werden. McLaren war heute auch die fleißigste Truppe: Der Sohn von Ex-Formel-1-Pilot Jan Magnussen, der in der Renault-World-Series derzeit auf Platz zwei liegt, spulte insgesamt 100 Runden ab und testete unter anderem eine neue Unterboden-Beschichtung im Heck.


Fotos: Young-Driver-Test in Silverstone


Hinter ihm landeten di Resta und Felix da Costa auf den Plätzen zwei und drei. Vierter wurde der britische Force-India-Tester James Calado, der am Vormittag in 1:33.986 Minuten die schnellste Rundenzeit markiert hatte. Zum Vergleich: Mark Webber fuhr im Silverstone-Rennen die Schnellste Runde in 1:33.401 Minuten - die Zeiten sind damit also durchaus vergleichbar.

Aerodynamik-Tests im Vordergrund

Der Test wurde vor allem von Aerodynamik-Versuchsfahrten geprägt - viele Teams hatten neue Teile dabei. Die Boliden wurden dafür mit riesigen, optisch an einen Gartenzaun erinnernden Sensoren und Messinstrumenten ausgestattet. Bereits im Vorfeld hatte sich angedeutet, dass die Versuchsfahrten im Zeichen neuer Entwicklungen stehen würden: Als die FIA bekannt gab, dass Stammpiloten nicht zu Aerodynamik-Vergleichstests eingesetzt werden dürfen, machten Fernando Alonso, Webber und Kimi Räikkönen doch noch einen Rückzieher - stattdessen kommen Nachwuchspiloten zum Einsatz.

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Ungewöhnliche Verfärbung am Unterboden des McLaren-Boliden Zoom Download

Abgesehen von Marussia, wo Max Chilton am Nachmittag im Auto saß, war Force India das einzige Team, das heute mit di Resta einen Stammfahrer nominierte. Im Gegensatz zu den meisten anderen Teams konzentrierten sich die Inder vor allem auf Reifentests - eine Strategie, mit der man schon im Winter gut gefahren war. Die Truppe mit Sitz in Silverstone versteht die Reifen besser als die meisten Teams, was sich auch in einem starken Saisonauftakt niederschlug.

Auch heute bot man eine starke Performance. Mit den Plätzen zwei und vier hat man gleich zwei Fahrer in den Top 4, mit insgesamt 85 Runden waren di Resta und Calado auch die zweitfleißigsten Piloten. Force India erhoffte sich vom Einsatz Calados Aufschlüsse, ob man dem britischen GP2-Talent noch diese Saison einige Freitagseinsätze zusprechen soll. Seine Leistung war durchaus beachtlich, obwohl di Resta, der am Nachmittag übernahm, die Bestmarke des 24-Jährigen bereits nach sechs Runden unterbot.

Williams belohnt schnellen Juncadella mit weiterem Testeinsatz

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Operation "Gartenzaun": Sauber setzt wie viele Teams auf große Messgeräte Zoom Download

Bei Williams, wo diesmal Mercedes-Simulator-Tester Daniel Juncadella zum Einsatz kam, probierte man einen neuartigen Flügel auf dem Seitenkasten aus, der an die McLaren-Variante erinnert. Der Spanier zeigte eine gute Vorstellung, fuhr insgesamt 55 Runden und hatte am Ende als Fünfter nur eine halbe Sekunde Rückstand auf die Magnussen-Bestzeit. Bei Williams ist man von seiner Performance so angetan, dass man ihn am Donnerstag mit einem weiteren Testeinsatz am Donnerstag belohnt. Ursprünglich wäre geplant gewesen, dass Stammpilot Pastor Maldonado den ganzen Tag bestreitet.

Auch Johnny Cecotto jun. im Toro Rosso (6.) und der niederländische Sauber-Youngster Robin Frijns (7.), der als enormes Talent gilt, hielten sich mir rund sechs Zehntelsekunden Rückstand noch in Schlagdistanz zur Spitze. Bei Sauber fiel heute ein neues Auspuffsystem auf, das erstmals zum Einsatz kam.

Erster Formel-1-Zypriote schneller als Chilton

Deutlichen Rückstand wiesen die Topteams Lotus und Ferrari auf: Nicolas Prost (8.) und Davide Rigon (9.) hatten rund 1,2 Sekunden Rückstand. Beide Rennställe fielen ebenfalls mit großen Messgeräten auf. Lotus sorgte für das Humor-Highlight des Tages: Der Bolide war mir dem Schriftzug "Where is Roscoe?" versehen - eine Anspielung auf Lewis Hamiltons Hund, der wegen des Ausschlusses von Mercedes vom Young-Driver-Test diesmal nicht im Fahrerlager gesehen wurde.

Das Schlusslicht im Klassement bildeten der US-amerikanische Caterham-Junior Alexander Rossi (9.), der wegen Hydraulik-Problemen vorzeitig die Segel streichen musste, sowie das Marussia-Duo Tio Ellinas und Stammpilot Chilton. Auffällig ist, dass der erste Zypriote, der jemals ein Formel-1-Auto fuhr, seinen britischen Teamkollegen, der am Nachmittag übernahm, klar in den Schatten stellte: Ellinas hatte nach 36 Runden drei Sekunden Rückstand, Chilton fehlten nach 27 Umläufen 4,7 Sekunden.

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