Mortara: "Die Formel 1 ist nicht von dieser Welt"
Edoardo Mortara spricht über seinen Formel-1-Test, der faszinierend, aber auch eine große Herausforderung war: "Ich stand kurz davor, wieder nach Hause zu fahren"
(Motorsport-Total.com) - Beim Young-Driver-Test der Formel 1 kommen für gewöhnlich entweder Nachwuchsfahrer aus dem Formel-Sport oder etablierte Testfahrer wie Gary Paffett bei McLaren zum Einsatz. Lotus ging in diesem Jahr einen anderen Weg und lud zwei Kandidaten nach Abu Dhabi ein, die nicht aus dem Dunstkreis der Formel 1 stammen. Neben Sportwagen-Pilot Nicolas Prost kam so auch DTM-Fahrer Edoardo Mortara zu seinem ersten Formel-1-Test.
"Für mich war es eine fantastische Erfahrung. Ich fuhr erstmals in einem Formel-1-Auto. Und ich hatte nicht mit einem solchen Test gerechnet", sagt Mortara im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. Zwar war der Italiener schon in der Formel 3 und der GP2 gefahren, doch der Test für Lotus übertraf alles, war er bisher erlebt hatte: "Die Formel 1 ist nicht von dieser Welt, was das Bremsen, den Abtrieb und die Geschwindigkeit in den Kurven anbelangt", staunt der 25-Jährige.
Am schwierigsten war der Umstieg vom DTM-Auto auf das Formel-1-Fahrzeug: "Du hast in diesem Cockpit nicht so viel Platz. Du musst dich an diese Unterschiede gewöhnen. Wirklich bequem sitzt du in einem solchen Auto nicht", so Mortara. Das sei in seinem DTM-Audi anders. "Außerdem war ich es nicht gewohnt, die Vorderreifen zu sehen. Solche kleinen Dinge musst du gewissermaßen neu lernen", erklärt der Italiener.
Erschwerend kam hinzu, dass er zwei Jahre lang nicht mehr in einem Formel-Fahrzeug gesessen hatte. "Meine letzte Formelsport-Erfahrung datierte aus Macao 2010. Hinzu kommt natürlich, dass es große Unterschiede zwischen Formel 3 und Formel 1 gibt. Du kannst dir also vorstellen: Es sind zwei unterschiedliche Welten, von denen wir reden."
Auch die Arbeitsbelastung bei der Fahrt im Formel 1 sei deutlich höher: "Während einer Runde musst du so viele Dinge tun. Das ist sehr komplex." Mortara gibt zu, dass er diese Herausforderung ein wenig unterschätzt hatte. "Ich hatte mit einer schwierigen Aufgabe gerechnet, aber nicht damit, dass es so kompliziert sein würde." Dies ging sogar so weit, dass der Italiener kurz davor stand, den Test abzubrechen.
"Um ehrlich zu sein: In meinen ersten zehn Runden war ich vollkommen verloren. Voll und ganz. Ich stand kurz davor, wieder nach Hause zu fahren", so Mortara, der sich aber letztlich doch durchbiss. "Ich brauchte einen ganzen Tag, um konkurrenzfähig zu werden und mich wieder an Formelautos zu gewöhnen." Mit der Zeit kam auch die Freude am Fahren zurück: "Am Nachmittag des ersten Tages begann ich allmählich, es zu genießen. Es fühlte sich dann langsam natürlich an. Das war super."