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Trotz Testunfall: Alonso schöpft Hoffnung
Obwohl Fernando Alonso den Mugello-Test nicht nur positiv bewertet, schöpft er Hoffnung und schmiedet einen Dreistufen-Plan zur Siegfähigkeit
(Motorsport-Total.com) - Zum Abschluss der Testwoche in Mugello fuhr Fernando Alonso heute die drittbeste Zeit, 0,328 Sekunden hinter Spitzenreiter Romain Grosjean und weniger als eine Zehntelsekunde hinter WM-Leader Sebastian Vettel, obwohl der Red-Bull-Pilot mit weicheren Reifen unterwegs war. Ferrari scheint also mit den jüngsten Updates einen Schritt nach vorne gemacht zu haben, auch wenn Alonso diesen nicht überbewertet wissen will.
© xpbimages.com
Ferrari scheint endlich verlässliche Daten aus dem Windkanal zu erhalten Zoom Download
Man habe jetzt zwar "auf jeden Fall" den richtigen Weg eingeschlagen, aber was sein bevorstehendes Heimspiel in Barcelona angeht, ist er auch nach 98 Runden am Schlusstag "nicht wirklich" selbstbewusst, den erhofften Schritt zu machen: "Heute hatten wir nur kleine Änderungen am Auto, die wir testen mussten, damit sie für Barcelona fertig sind. Es war schön, damit zu fahren und sie auf etwaige Probleme hin zu untersuchen, aber die größten Schritte für Barcelona werden bis Freitag in Barcelona nicht fertig sein. Die bringen wir dort, das ist wichtiger."
Keine Überraschungen im Vergleich zum Windkanal
"Heute war die Performance nicht groß anders, aber irgendwie war es eine positive Woche", so Alonso. "Alle getesteten Teile haben wie erwartet funktioniert, auch wenn sie für die Performance keine großen Schritte sind. Das ist eine fantastische Neuigkeit für uns, denn im Vorjahr und im Winter hatten wir das Problem, dass nur sechs von zehn neuen Teilen funktioniert haben, vier aber nicht. Hier hatten wir drei oder vier neue Teile, die allesamt wie erwartet funktionieren. Das stimmt uns für das größere Barcelona-Update optimistisch, aber auch für die zukünftige Weiterentwicklung."
Die Quintessenz, die Alonso aus dieser Testwoche mitnimmt: "Es scheint, dass wir der Fabrik jetzt ein bisschen mehr vertrauen können." Heute sei aber "nichts Überraschendes" herausgekommen, "was die Performance angeht. Wir haben verschiedene Konfigurationen ausprobiert, jeden Tag ein anderes Auspuff-Layout und auch andere neue Teile. Aber der Test diente in erster Linie dazu, unsere Ansätze zu bestätigen, um zu wissen, was wir für die nächsten Rennen tun müssen."
"Viel hat sich nicht geändert", fährt der Spanier fort. "Dieses Jahr kommt es nicht mehr auf die Auspuffposition an. In Australien hatte das Siegerauto einen neuen Auspuff, nämlich McLaren, aber in China sind die zwei Red Bulls mit zwei verschiedenen Varianten gefahren. In Bahrain hat Red Bull mit einem seitlichen Auspuff gewonnen, aber das schnellste Auto war der Lotus mit einer geraden Version. Dieses Jahr gibt es andere Bereiche, die wichtiger sind."
Neue Auspuffkonfiguration überschätzt?
Dabei war die veränderte Auspuffkonfiguration, die Felipe Massa gestern noch vorenthalten wurde, heute die augenscheinlichste Veränderung am F2012. Wurde bisher auf unkonventionelle Weise versucht, die Auspuffgase aerodynamisch zu nutzen, um mehr Anpressdruck zu generieren, so ist man davon zwar nicht komplett abgegangen, aber Ferrari setzt nun auf eine konservativere Lösung, bei der die Endrohre in den hinteren Bereich der Seitenkästen eingelassen sind und nicht mehr nach außen ragen.
Wie viel das bringen kann? "Es ist schwierig, das in Rundenzeit zu quantifizieren", wird der frühere Technische Direktor verschiedener Formel-1-Teams, Gary Anderson, von 'Autosport' zitiert. "Aber ich glaube, dass sie mit dem Briefkasten-Auspuffendrohr-System, das sie hatten, viel Anpressdruck verloren haben. Es ist einfach nicht richtig, langsam strömende Luft aus dem Kühler in einen Bereich zu leiten, in dem man einen schnellen Luftstrom benötigt. Diese Änderung alleine könnte zwei bis drei Zehntel bringen."
Alonso will in Barcelona versuchen, "den Rückstand zu reduzieren, den ich im Moment auf die Führenden habe, was die Performance angeht. Durchschnittlich hatten wir in den ersten vier Rennen in Q2 und Q3 acht oder neun Zehntelsekunden Rückstand. Das müssen wir sofort reduzieren, wenn wir in den WM-Kampf eingreifen wollen. In Barcelona müssen wir den ersten Schritt machen. Wir wissen, dass es keinen magischen Knopf gibt, der uns auf die Pole-Position bringt, denn alle anderen verbessern ihre Autos auch, aber wir müssen den Rückstand reduzieren."
Klarer Fahrplan zur Siegfähigkeit
Die Marschroute, die ihn in den Kampf um die Fahrerkrone zurückbringen soll, hat der Ferrari-Pilot schon genau im Kopf: "Barcelona muss der erste Schritt sein, Kanada der zweite, Valencia der dritte. Dann müssen wir dran sein", setzt Alonso die Ingenieure in Maranello unter Druck. "Barcelona ist sicher einer der wichtigsten Schritte, denn der muss kommen. Wenn wir um den Q3-Einzug kämpfen müssen, können wir nicht Weltmeister werden. Hoffentlich ist unser Schritt also größer als der der anderen."
Der Unfall am frühen Morgen, als er schon nach einer Stunde in der Correntaio-Kurve abflog und mit der Nase voran die Reifenstapel küsste, blieb ohne signifikante Folgen. Zwar dauerte die Reparatur zweieinhalb Stunden, aber Alonso konnte das Testprogramm noch vor der Mittagspause wieder aufnehmen und am Nachmittag fast alle Daten sammeln, die sich Ferrari für heute vorgenommen hatte. Denn das Testprogramm war straff, obwohl die überarbeitete Aerodynamik erst am Barcelona-Freitag kommen soll.
"Wir hatten diese Woche viele Tests zu erledigen, hinsichtlich der Reifen, Konstanz, Einzelrunden-Performance. Wir hatten neue Bremsbelüftungen, eine neue Kupplung. Wir haben immer so viel wie möglich getestet", berichtet Alonso. "Wir hatten keine Aero-Teile, die uns die Performance bringen können, die wir brauchen, aber unsere Entscheidung ist eben, so viele wie möglich nach Barcelona zu bringen. Aber Tests sind Tests. Wir testen 200 Stunden im Simulator, aber eine Runde hier war viel mehr wert als alle Simulator-Runden des ganzen Jahres."