Mugello: Letzte Generalprobe vor den Europa-Rennen
Kommende Woche testen elf der zwölf Formel-1-Teams in Mugello - letzte Möglichkeit, vor dem Europa-Auftakt Ausbaustufen zu testen
(Motorsport-Total.com) - Beim anstehenden Test in Mugello werden sich elf der zwölf Formel-1-Teams auf den Auftakt der Europa-Saison vorbereiten. Nach vier Überseerennen werden die Karten neu gemischt, denn beim nächsten Grand Prix in Barcelona werden die Teams einige Ausbaustufen einführen. In Mugello werden diese Neuerungen ein letztes Mal intensiv getestet.
Üblicherweise galt die Rennstrecke in Norditalien immer als Ferraris eigene Hausstrecke. Sie erlebt in der kommenden Woche einen ungewöhnlichen Ansturm, denn seit 2007 hat nie mehr als ein Formel-1-Team auf dem Kurs getestet. Vom 1. bis 3. Mai werden bis auf HRT alle Rennställe an den Testfahrten teilnehmen.
"Für Mugello werden wir ein paar neue Teile erhalten", erklärt Williams-Pilot Bruno Senna hinsichtlich des anstehenden offiziellen Tests. "Mugello ist allerdings keineswegs eine ideale Teststrecke. Dieser Kurs ist ganz anders als die Strecken, die im Kalender stehen. Wir müssen also abwarten, was dabei für uns herauskommt. Wir hoffen natürlich, dass wir mit den Ergebnissen dieses Tests einen schönen Sprung nach vorn machen können."
Während dessen sieht McLaren-Fahrer Jenson Button keinen Sinn darin, nach Mugello zu reisen. Der Brite überlässt den Testfahrern Gary Paffet und Oliver Turvey die Arbeit. "Ich finde nicht, dass der Test wirklich etwas bringt, da wir keine wirklich neuen Teile testen können", so Button. "Gut wird sein, dass die Testfahrer die Haltbarkeit einiger Komponenten testen können. Doch für mich ist es nicht wichtig, am Test teilzunehmen." Markenkollege Lewis Hamilton überlegt nach seinem Boxenstopp-Desaster in Bahrain hingegen noch, nach Mugello zu reisen und lässt eine Teilnahme vorerst offen.
Teams stehen vor zusätzlicher logistischer Herausforderung
Der Test in Mugello wird der einzige während der Saison sein. Bis 2009, als die Testbeschränkung in der Formel 1 eingeführt wurde, sah dies noch ganz anders aus. Damals gab es in jedem Rennstall spezielle Test-Teams, also Angestellte, die speziell für die Durchführung von Testfahrten verantwortlich waren. Die Logistik fiel ebenfalls in ihren Verantwortungsbereich, was bei den Tests heutzutage das übliche Team zu bewältigen hat.
Diese Herausforderung mag nicht jeder. "Die Zeiten, in denen wir Testteams hatten, sind vorbei", sagt Williams-Chefingenieur Mark Gillan. "Das Rennteam ist daher noch mehr gefordert. Das ist auch logistisch nicht einfach. Wir sind aber alle erpicht darauf, das Auto weiterzuentwickeln. Es ist ein Entwicklungsrennen. Wer in diesem Rennen besser abschneidet, wird eine bessere Leistung zeigen. Aus unserer Sicht ist das kein einfaches Unterfangen, doch wir sind bereit."
Gillan weiter: "Von unserer Seite her würden wir natürlich viel lieber zu einer Strecke gehen, die auch im Kalender ist. Im Idealfall vor dem Grand Prix dort. Wenn das nicht möglich ist, dann eben nach dem Rennen. Es geht einfach darum, ein Verständnis für gewisse Dinge aufzubauen." Den Vorschlag einiger Teams, pro Saison mehr zu testen, kann Mark Gillan nicht viel abgewinnen: "Wir haben derzeit 20 Rennen. Zusammen mit den bereits bestehenden Tests bist du mit deinem personellen Spielraum schon am Limit. Wichtig ist, effizient zu testen. Du musst dich gut vorbereiten und vor Ort eine gute Zuverlässigkeit haben. Das ist entscheidend."
Marussia freut sich über Testmöglichkeit
Von dem Test während der Saison profitiert vor allem das Marussia-Team. An den Winter-Testfahrten vor der Saison konnte der russische Rennstall nämlich nicht teilnehmen, da man noch damit beschäftigt war, den neuen MR01 fertigzustellen. Ähnlich sah es bei HRT aus, die kommende Woche allerdings damit beschäftigt sein werden, ihre neue Fabrik in Madrid zu beziehen.
"Das ist eine tolle Sache für uns", sagt Graeme Lowdon, Geschäftsführer des Marussia-Teams, vor dem Test. "Wir sind sehr froh, dass manche Teams Druck gemacht haben, sodass wir nun einen Test innerhalb der Rennsaison haben. Wir haben die Wintertests verpasst. Deswegen mussten wir all unsere Tests im Rahmen der bisherigen Rennwochenenden absolvieren. Wir sind gut vorangekommen. Ich würde mir wünschen, dass unsere Fortschritte in dieser Form weitergehen."
Barcelona weiterhin Gradmesser für den Rest der Saison?
Aufgrund dessen, dass viele Teams bei den Winter-Testfahrten in Barcelona bereits Komponenten für den Europa-Auftakt getestet hatten und diese beim kommenden Rennen in Spanien voraussichtlich auch erstmals im Rennen einsetzen werden, könnte dieser Grand Prix eine Standortbestimmung für den Rest der Saison sein.
"Es wird sicher eine Veränderung geben", schätzt Ex-Rennfahrer und Formel-1-Experte Marc Surer gegenüber 'ServusTV' die Lage ein. "Wir haben jetzt drei Testtage, was neu ist. Die Teams können neue Teile testen, und dadurch gibt es eine neue Standortbestimmung. Die Teams haben jetzt drei Wochen Zeit, um ihre Autos vorzubereiten. Wir werden also sehen, wer in dieser Zeit reagieren kann. Es gibt ein paar Teams, die dringend reagieren müssen, dann gibt es eine neue Standortbestimmung, und das wird dann mehr oder weniger so bleiben. Was wir in Barcelona sehen werden, ist eigentlich der Stand - zumindest für den Sommer."
Auch Ferrari-Pilot Fernando Alonso sieht die Mugello-Testfahrten und seinen anschließenden Heim-Grand-Prix als extrem wichtig für den restlichen Saisonverlauf an: "Der Mugello-Test und das darauf folgende Rennen in Barcelona sind für uns sehr wichtig. Hoffentlich startet für uns dann die Saison noch einmal auf andere Weise neu. Wir arbeiten Tag und Nacht. Felipe (Massa, Anm. d. Red.) und ich glauben an das Team und wir setzen auf die kommenden Updates."
Die Reifensituation ist in der Formel 1 dieses Jahr diffiziler denn je. Bei den ersten vier Grands Prix verhielten sich die Pirelli-Pneus unter den verschiedenen Bedingungen jedes Mal unterschiedlich, was zu einem unerwarteten Kräfteverhältnis führte. Um nicht für zusätzliche Komplikationen zu sorgen, wird Pirelli beim Mugello-Test auf Nummer sicher gehen und nicht etwa eine weitere neue Reifenmischung anliefern, die die Teams möglicherweise vor eine neuer Herausforderung stellen könnte. "Wir werden die üblichen Reifenmischungen anliefern", bestätigt Paul Hembery, Motorsportchef bei Pirelli.
Übersicht Einsätze Mugello-Test:
Dienstag, 1. Mai:
Red Bull: Mark Webber
McLaren: Gary Paffet, Oliver Turvey, Lewis Hamilton (Teilnahme noch nicht definitiv)
Mercedes: Nico Rosberg, Michael Schumacher
Ferrari: Fernando Alonso
Lotus: Jerome D'Ambrosio
Sauber: Kamui Kobayashi
Williams: Valtteri Bottas
Force India: Jules Bianchi
Toro Rosso: Jean-Eric Vergne
Caterham: Rodolfo Gonzalez
Marussia: Charles Pic
Mittwoch, 2. Mai:
Red Bull: Mark Webber, Sebastian Vettel
McLaren: Gary Paffet, Oliver Turvey, Lewis Hamilton (Teilnahme noch nicht definitiv)
Mercedes: Michael Schumacher
Ferrari: Felipe Massa
Lotus: Kimi Räikkönen, Romain Grosjean
Sauber: Kamui Kobayashi
Williams: Bruno Senna
Force India: Paul di Resta
Toro Rosso: Jean-Eric Vergne, Daniel Ricciardo
Caterham: Witali Petrow
Marussia: Timo Glock
Donnerstag, 3. Mai:
Red Bull: Sebastian Vettel
McLaren: Gary Paffet, Oliver Turvey, Lewis Hamilton (Teilnahme noch nicht definitiv)
Mercedes: Nico Rosberg
Ferrari: Fernando Alonso
Lotus: Kimi Räikkönen, Romain Grosjean
Sauber: Sergio Perez
Williams: Pastor Maldonado
Force India: Paul di Resta
Toro Rosso: Daniel Ricciardo
Caterham: Heikki Kovalainen
Marussia: Timo Glock