"Tag der Weltmeister": Schlussakkord in Barcelona

Am letzten Testtag des Jahres sind fünf Weltmeister auf der Strecke - Wettrüsten und Versteckspiel in Barcelona in vollem Gange - Räikkönen mit Bestzeit

von Mario Fritzsche · 04.03.2012 13:44

(Motorsport-Total.com) - Der Circuit de Catalunya begrüßte die Formel-1-Teams am Sonntag mit leichtem Nebel und einer leicht feuchten Piste in den Morgenstunden. Erstmals in diesem Testwinter sind am Schlusstag in Barcelona fünf Weltmeister im Einsatz: Sebastian Vettel (Red Bull), Lewis Hamilton (McLaren), Fernando Alonso (Ferrari), Michael Schumacher (Mercedes) und Kimi Räikkönen (Lotus).

Kimi Räikkönen fuhr am Sonntagvormittag die schnellste Zeit der Barcelona-Tests

Alle fünf Champions ließen es zunächst ruhig angehen und begannen den Testtag mit diversen Messungen für ihre jeweiligen Teams. Dazu waren die Fahrzeuge auf den ersten Runden mit unterschiedlichsten Sensoren ausgestattet.

Generell haben das Wettrüsten und das Versteckspielen am letzten Testtag vor dem Saisonstart in zwei Wochen in Melbourne Hochkonjunktur. Keines der Teams ließ sich ernsthaft in die Karten blicken. Red Bull nutzte in diesem Zusammenhang auch Ablenkungsmanöver. Verhüllungen des neuen RB8 an falschen Stellen sollten allzu neugierige Spurensucher auf die falsche Fährte führen.

Räikkönen mit absoluter Bestzeit kurz vor der Mittagspause

Am Vormittag war es aber nicht der amtierende Weltmeister Vettel, der den Ton angab, sondern Ex-Champion und Rückkehrer Räikkönen. Drei Minuten vor der Mittagspause setzte der "Iceman" im Lotus E20 ein Ausrufezeichen und markierte im Zuge einer Qualifying-Simulation (nur eine fliegende Runde) auf den Soft-Reifen von Pirelli die bisher schnellste Zeit der beiden Barcelona-Testwochen (1:22.030 Minuten).


Fotos: Testfahrten in Barcelona


Gut zwei Stunden vorher war Alonso ebenfalls auf einer Qualifying-Simulation eine 1:22.250 gefahren, die bei Halbzeit des letzten Testtags für Rang zwei im Klassement reichte. Genau wie Räikkönen fuhr der Ferrari-Pilot seine Zeit auf der Soft-Mischung von Pirelli.

Nur minimal langsamer als Alonso war Bruno Senna. Der Brasilianer testete am Williams-Renault FW34 ein neues Aero-Paket - bestehend aus Frontflügel, Seitenkästen und Unterboden - und fuhr seine persönliche Bestzeit (1:22.296) ebenfalls auf den Softs. Auch mit der Medium- sowie der Hard-Mischung hinterließ der neue Williams in den Händen von Senna einen starken Eindruck.

Red Bull in Nöten? Vettel nur mit 15 Runden

Das Weltmeisterteam ließ sich am Sonntagvormittag lange bitten. Vettel saß erstmals im überarbeiteten Red Bull RB8, den Teamkollege Mark Webber bereits am Samstag fuhr. Das Team versuchte mit Decken und Trennwänden, den neuen Boliden - bei dem die Auspuffendrohre deutlich weiter vorn als bisher aus der Verkleidung austreten - vor neugierigen Blicken zu schützen.

Red Bull ließ nichts unversucht, den RB8 vor neugierigen Blicken zu schützen

Erst nach zweieinhalb Stunden konnte der Weltmeister seine erste Rundenzeit setzen, da es am Vormittag offenbar technische Probleme gab. Zudem geriet Vettel kurz neben die Strecke, was einen längeren Check in der Red-Bull-Box zur Folge hatte.

Mit einer persönlichen Bestzeit von 1:23.608 Minuten, die er direkt auf seiner ersten fliegenden Runde (auf Medium-Reifen) realisierte, wird Vettel bei Halbzeit des letzten Testtags auf dem zehnten und letzten Rang der Zeitenliste geführt. Bis zur Mittagspause schaffte der Heppenheimer gerade einmal 15 Runden und damit mit Abstand die wenigsten aller zehn Piloten.

McLaren mit problemlosem Vormittag

Bei McLaren, dem letztjährigen Red-Bull-Verfolger Nummer eins, spulte man das Testprogramm hingegen problemlos ab. Hamliton legte am Steuer des aerodynamisch umfangreich überarbeiteten MP4-27 ganze 60 Runden zurück und reihte sich mit einer Zeit von 1:22.430 auf Soft-Reifen auf Rang sechs der Zeitenliste ein. Force-India-Technikchef Andy Green stellte in Bezug auf McLaren beeindruckt fest: "Die haben ja das halbe Auto umgebaut."

Auch bei Force India gibt es neue Teile. Nico Hülkenberg probierte am VJM05 erstmals einen überarbeiteten Frontflügel. Der im Winter vom Test- zum Stammfahrer aufgestiegene Pilot setzte mit 1:22.312 die viertschnellste Zeit des Vormittags. Anders als die ersten Drei fuhr Hülkenberg seine Zeit auf den Supersofts.

Mercedes setzt auf Longruns

Bei Mercedes sitzt Michael Schumacher am letzten Testtag des Jahres im Auto. Der W03 weist gegenüber den bisherigen Testtagen eine veränderte Motorenabdeckung auf, bei der der zweite Lufteinlass auf der Airbox nicht mehr vorhanden ist. Der siebenfache Weltmeister konzentrierte sich am Vormittag anders als der Großteil der Konkurrenz auf Longruns und setzte seine persönliche Bestzeit (1:22.939) erst zehn Minuten vor der Mittagspause auf Medium-Reifen.

Die Teams (hier Red Bull) packten am Sonntag diverse Messgeräte auf die Autos

Die Teams von Sauber, Toro Rosso und Caterham spulten am Vormittag des letzten Testtags ebenfalls ein weitestgehend problemloses Programm ab. Kamui Kobayashi setzte im Sauber-Ferrari C31 die sechstschnellste Zeit (1:22.386). Der Japaner befand sich zu diesem Zeitpunkt auf einer Qualifying-Simulation auf den Supersofts. Gleiches gilt für Toro-Rosso-Pilot Daniel Ricciardo, der sich mit einer 1:23.393 auf Platz neun einreihte. Der STR7 hinterließ auf den Medium-Reifen einen starken Eindruck. Witali Petrow brachte es auf einer fliegenden Runde mit Supersofts im Caterham CT01 auf eine 1:22.795 (Platz sieben).

Während Marussia der letzten Testwoche des Jahres fernblieb, hofft man bei HRT weiterhin, am Montag einen Filmtag auf dem Circuit de Catalunya abhalten zu können, um so zumindest ein paar Kilometer auf den neuen F112 zu bekommen.