Außenseiter bleiben in Barcelona voran
Kamui Kobayashi ist der schnellste Fahrer der Testwoche in Barcelona, gefolgt von Pastor Maldonado - Mercedes zum Abschluss mit ermutigenden Longruns
(Motorsport-Total.com) - Die Wintersaison 2012 ist zu zwei Dritteln beendet: In Barcelona fand heute der letzte Testtag dieser Woche statt; damit steht nur noch ein weiterer Test, ebenfalls auf dem Circuit de Catalunya, auf dem Programm (ab 1. März). Nach der Vettel-Bestzeit am Dienstag gaben überwiegend Außenseiter den Ton an - auf Nico Hülkenberg (Force India) und Pastor Maldonado (Williams) folgte zum Abschluss Kamui Kobayashi (Sauber).
Wie so oft wurde die Tagesbestzeit auch heute zwischen 12:00 und 13:00 Uhr erzielt, also bei optimalen Bedingungen. Kobayashi hatte bei seinem Sieben-Runden-Run Pirellis Soft-Reifen drauf und kam damit auf 1:22.312 Minuten. Damit unterbot er Maldonados gestern aufgestellte Bestmarke um 79 Tausendstelsekunden und sicherte sich Platz eins in der Wochenwertung. In Jerez de la Frontera war noch der Lotus-Renault E20 (Romain Grosjean) der schnellste Neuwagen gewesen.
Am schnellsten und am fleißigsten
Kobayashi war heute nicht nur der schnellste, sondern mit 144 Runden auch der fleißigste Fahrer des Tages. Die Schweizer blieben diesmal lange vor technischen Problemen verschont - ungewöhnliche Auspuffgeräusche am späten Nachmittag, beobachtet von Williams-Fahrermentor Alexander Wurz, entpuppten sich als Fehlalarm. Erst eine Viertelstunde vor Schluss rollte Kobayashi vor Kurve 13 aus und verursachte doch noch eine rote Flagge.
Zweiter wurde Maldonado, der genau wie gestern verschiedene Prozesse eines Rennwochenendes simulierte. Als er um 12:32 Uhr 1:22.561 Minuten fuhr (und damit etwas langsamer war als gestern), dürfte Williams gerade ein Qualifying geübt haben. Später konzentrierte er sich auf Longruns - wie viele andere Fahrer. Diese seriös einzuschätzen, ist aber denkbar schwierig, weil niemand genau weiß, wer mit wie viel Benzin und welchen Reifen unterwegs war.
Besserer Tag für di Resta
So bleibt unterm Strich wieder nichts anderes übrig, als das Tagesklassement zu studieren, das jedoch ebenso wenig repräsentativ ist. Trotzdem: Paul di Resta, gestern noch von einer losen Motorhaube gebremst, kam diesmal zumindest bis auf eine halbe Sekunde an die Hülkenberg-Vorgabe heran und belegte mit 0,807 Sekunden Rückstand Platz drei. Allerdings verursachte er gegen 11:40 Uhr mit einem Ausritt auch die erste rote Flagge des Tages.
Jenson Button (+0,888) spulte im McLaren ein vor allem auf Longruns ausgelegtes Programm ab. Die Rundenzeiten bewegten sich mehrheitlich im 1:27er- bis 1:29er-Bereich - bis er um punkt 17:00 Uhr wegen einer Verbrauchs-Referenzmessung die dritte rote Flagge verursachte. Fünfter wurde Felipe Massa (+1,251), dessen Longrun-Zeiten teilweise sehr vernünftig aussahen - wobei Longrun bei Ferrari heute nie mehr als 15 Runden bedeutete. Zudem kostete ein größerer Setup-Umbau Zeit.
Hat Webber Probleme?
Vettels Red-Bull-Teamkollege Mark Webber kam auch heute nicht an die Zeiten des Weltmeisters heran, musste sich mit knapp eineinhalb Sekunden Rückstand und Platz sechs zufrieden geben. Red Bull scheiterte außerdem erneut klar an der 100-Runden-Barriere, obwohl diesmal von außen keine technischen Probleme festgestellt werden konnten. Eine teaminterne Trendwende zu Webbers Gunsten scheint sich aber auch 2012 nicht abzuzeichnen.
Pech hatte Nico Rosberg, weil er eine geplante Rennsimulation wegen der ersten roten Flagge abbrechen musste. Der Mercedes-Pilot hatte genau wie Webber gut eineinhalb Sekunden Rückstand auf die Spitze, hinterließ aber auf seinen Longruns mit besseren Zeiten als Michael Schumacher gestern (teilweise sogar im 1:25er- und 1:26er-Bereich) einen soliden Eindruck. Außerdem war er - genau wie Schumacher - meistens mit gebrauchten Reifen unterwegs.
Marussia ohne eine einzige Runde
In der Zeitentabelle landete Rosberg auf Platz acht, im Sandwich zwischen Toro-Rosso-Rookie Jean-Eric Vergne (+1,480) und Heikki Kovalainen (Caterham/+4,656). Letzterer verlor am Vormittag mehrere Stunden wegen eines elektrischen Problems, das einen Motorwechsel erforderlich machte. Marussia konnte indes gar nicht auf die Strecke gehen, weil an Timo Glocks Radaufhängung rechts hinten eine defekte Komponente gefunden wurde. Allerdings hätte man ohnehin mit dem Vorjahresmodell testen müssen.
Die noch anwesenden Teams reisen damit für einige Tage aus Barcelona ab - in den meisten Fällen, um in den Fabriken signifikante Updates für den abschließenden Test vor dem Saisonauftakt in Melbourne vorzubereiten. Ab 1. März testen in Barcelona zehn Teams; Red Bull und Ferrari steigen erst am 2. März zu und hängen einen Tag an. Zusätzlich holt Lotus einen der drei versäumten Testtage von dieser Woche am 6. März in Silverstone nach.