Wiederholt sich der Dreikampf an der Spitze?
Vieles deutet darauf hin, dass sich die Kräfteverhältnisse an der Spitze geändert haben - Wer ist die größte Gefahr für Sebastian Vettel und Red Bull?
(Motorsport-Total.com) - In der vergangenen Saison waren mit Red Bull, McLaren und Ferrari lediglich drei Teams siegfähig. Ob das auch 2012 so sein wird, lässt sich noch nicht genau sagen. Für die Fans stehen die Vorzeichen aber gut, eine abwechslungsreichere Saison zu erleben. Die Testzeiten von Force India, Lotus und Sauber machen Mut. Doch auch Mercedes haben einige Experten auf der Rechnung. Bisher haben Michael Schumacher und Nico Rosberg ihre Karten noch nicht aufgedeckt.
Der Topfavorit auf Siege und den Titel heißt dennoch wieder Red Bull. "Wir wissen, dass der Red Bull schnell ist. Sie haben ein gutes Auto, direkt vom Start weg", analysiert Lewis Hamilton, der 2012 wieder Jagd auf den Titel machen möchte. Neben dem Weltmeisterteam hat der McLaren-Pilot aber auch noch andere Kandidaten auf der Rechnung: "Es sieht so aus, als ob der Lotus wirklich konkurrenzfähig sei. Ich weiß nicht genau, was Mercedes macht, wie ihr Programm aussieht. Sie haben noch nicht viel gezeigt. Sie decken ihre Karten noch nicht auf. Das gleiche gilt für Ferrari - und natürlich auch für uns."
Geringere Abstände
"Ich erwarte, dass das Feld in diesem Jahr enger zusammenrücken wird. Wenn man sich Toro Rosso anguckt, die ein paar gute Rundenzeiten gezeigt haben. Force India sieht schneller, konkurrenzfähiger aus als im vergangenen Jahr", erkennt Hamilton, der mit den Testergebnissen seines Teams deutlich zufriedener ist als noch vor einem Jahr: "Ich habe das Gefühl, dass wir die Möglichkeiten dazu haben, die besten zu sein."
Weniger Optimismus herrscht derzeit bei Ferrari. Nach dem verpassten Titel 2010 ging man mit dem Ziel in die vergangene Saison, Weltmeister zu werden. Unterm Strich waren die Roten aber nur dritte Kraft und ein Sieg war deutlich weniger, als sich Fernando Alonso erhofft hatte. Das Auto war zu konservativ gestaltet und unterlag dem Red Bull und dem McLaren auf den meisten Strecken klar.
Wo steht Ferrari?
"Mit Sicherheit haben wir sehr ambitionierte Ziele. Das ist für Ferrari normal. Wir versuchen immer, bereits beim ersten Rennen zu gewinnen, damit wir ein Anwärter sind. Das war das Ziel im Winter", schildert Alonso. "Derzeit wissen wir aber nicht genau, wo wir stehen. Vielleicht sind wir nicht die Schnellsten, wir sind aber definitiv nicht die Langsamsten."
"Wir müssen auf den letzten Test warten und hoffen, dass das Auto bei höheren Temperaturen in Australien funktioniert. In Q3 werden wir dann sehen, wo wir in Melbourne stehen." Ganz oben auf Alonsos Rechnung steht auch 2012 wieder Sebastian Vettel. "Red Bull scheint konkurrenzfähig zu sein. Das ist keine Überraschung, denn sie hatten in den letzten drei Jahren viel Kontinuität. Sie mussten kein komplett neues Auto erfinden und werden daher immer vorne sein."
"McLaren und Ferrari müssen aber etwas kreativer sein, um Red Bull zu einzuholen. Das haben beide Teams getan, glaube ich. Beide Teams setzten auf unterschiedliche Lösungen und Philosophien, die vielleicht komplexer sind. Wir werden zunächst in Melbourne sehen, wie sich das auswirken wird, und - was viel wichtiger ist - im November", so der Ferrari-Star.
Buemi lobt den Mercedes-Motor
Am 27. November 2011 lag Alonso auf Position vier in der Fahrerwertung. Elf Plätze dahinter beendete Sebastien Buemi seine Saison. Der ehemalige Toro-Rosso-Pilot wird 2012 als Testfahrer bei Red Bull versuchen, dem Weltmeisterteam mit seiner Erfahrung zu helfen. Beim Test in Barcelona hatte der Schweizer Zeit, die aktuellen Autos genau zu analysieren.
"Der Red Bull liegt für mich vorn. Dann kommen Force India und McLaren. Die sind gar nicht so weit weg", erklärt er den Kollegen von 'auto motor und sport'. "Der (McLaren; Anm. d. Red.) und der Force India gefallen mir nach dem Red Bull am besten. Hamilton und Hülkenberg können spät bremsen und früh aufs Gas. Das Auto zuckt nicht auf der Vorderachse, wenn sie beschleunigen."
"Der McLaren macht einen guten Eindruck. Das Auto hat Grip. Nicht ganz so viel wie der Red Bull, aber nahe dran", erkennt Buemi, der viel von dessen Motor hält. "Der Mercedes ist schon ein guter Motor. Die haben unheimlich Power im unteren Drehzahlbereich. Deshalb kann der Hamilton die Gänge auch viel besser nutzen."
Kritisch sieht Buemi die Fortschritte bei Ferrari. "Oh je, das sieht aber nicht so gut aus", berichtet der Schweizer, nachdem er den neuen Ferrari auf der Strecke beobachten konnte. "Alonso spielt mit dem Gas. Da fehlt Traktion."