Barcelona: Maldonado überrascht mit klarer Bestzeit
Nach Red Bull und Force India heute Williams: Pastor Maldonado setzt in Barcelona eine neue Bestzeit - Michael Schumacher im Mercedes auf Platz zwei
(Motorsport-Total.com) - Nach der Favoriten-Bestzeit von Sebastian Vettel (Red Bull) am Dienstag und der überraschenden Performance von Nico Hülkenberg (Force India) am Mittwoch setzte sich heute unerwartet Pastor Maldonado an die Spitze des Klassements der Testfahrten in Barcelona. In 1:22.391 Minuten stellte der Williams-Pilot auf dem Circuit de Catalunya sogar einen neuen Rekord für 2012er-Autos auf.
Maldonado erzielte seine Bestzeit eine halbe Stunde vor der Mittagspause auf Supersoft-Pirellis, und zwar während der ersten von drei gezeiteten Runden jenes Runs. Williams tankte anschließend offenbar Benzin nach und fuhr am Nachmittag nicht mehr unter 1:26 Minuten. Weil der FW34 von Experten nicht unbedingt als potenzielles Siegerauto eingeschätzt wird, stellt sich heute einmal mehr die Frage, wie viel die bisher gesehenen Testzeiten tatsächlich wert sind.
Keine Topzeiten am Nachmittag
Generell blieb das Klassement nach der einstündigen Mittagspause nahezu unverändert, weil sich offenbar die meisten Teams mit Longruns oder sogar kompletten Rennsimulationen beschäftigten. Das gilt auch für Mercedes: Michael Schumachers persönliche Bestzeit von 1:23.384 Minuten wurde um 12:30 Uhr gestoppt. Im weiteren Tagesverlauf spulte er - genau wie Vettel gestern - eine 66-Runden-Simulation komplett mit Boxenstopps ab.
Diese war insofern besonders interessant, als gleichzeitig auch Mark Webber (Red Bull) ein ähnliches Programm verfolgte. Der Australier beschränkte sich zwar auf 58 Runden, war während seiner Longruns aber um rund eine Sekunde schneller als Schumacher - und das teilweise auf härteren Reifen. Trotzdem verlief der Tag für das Weltmeister-Team alles andere als reibungslos, auch wenn Platz sieben mit 2,380 Sekunden Rückstand wohl kein realistischer Performance-Indikator ist (zumal Vettel diese Woche schon um zwei Sekunden schneller unterwegs war).
Red Bull patzt wieder beim Boxenstopp
Viel mehr Kopfzerbrechen bereitet Red Bull aber, dass erstens wieder eine Boxenstopp-Übung in die Hose ging, was zu einem ernsten Gespräch zwischen Teamchef Christian Horner und Teammanager Jonathan Wheatley führte, und zweitens das Programm um knapp eine halbe Stunde vor Ablauf der Zeit beendet werden musste. Möglicher Grund: eine Verbrauchs-Referenzmessung. Schon davor war jedoch der zweite Getriebeschaden dieser Woche aufgetreten.
Eine weitere rote Flagge steuerte das Sauber-Team bei, doch Kamui Kobayashis Ausrollen kurz vor der Mittagspause hatte schlicht und einfach den Grund, dass der Benzintank des C31 absichtlich leer gefahren wurde, um Referenzmessungen durchführen zu können. Der Japaner belegte heute den dritten Platz, 1,191 Sekunden hinter Maldonado, und blieb damit um fast eine Sekunde hinter der gestrigen Zeit seines Teamkollegen Sergio Perez zurück.
McLaren testet weiterhin konservativ
Vierter wurde mit einer - in typischer McLaren-Manier - unauffälligen, aber sehr produktiven (114 Runden) Vorstellung Jenson Button. Rückstand: 1,527 Sekunden. Der Brite fuhr am Nachmittag mehrere Longruns, aber keine Rennsimulation, und erzielte bei seinen schnelleren Versuchen am Ende durchaus Zeiten auf Red-Bull-Niveau. Platz fünf ging an den Franzosen Jean-Eric Vergne (+2,042) im Toro-Rosso-Ferrari.
Apropos Ferrari: Das Werksteam der Italiener hatte schon wieder mit technischen Problemen zu kämpfen, sodass Felipe Massa (6./+2,380) zwischen 11:00 und 15:00 Uhr nur einen einzigen 13-Runden-Run zurücklegen konnte. Im Vordergrund standen für die Scuderia, bei der über Nacht neue Getriebekomponenten eingeflogen wurden, Experimente mit verschiedenen Konfigurationen. Mit Ablauf der Zeit rollte Massa dann auch noch aus und verursachte die letzte Unterbrechung.
Erster Testeinsatz für Glock
Weitere rote Flaggen kamen bereits am Vormittag wegen Paul di Resta (8./Force India/+3,255) und Timo Glock (9./Marussia/+3,782) zustande. Bei di Resta löste sich ein Teil der Motorhaube, was jedoch relativ flott repariert werden konnte, während sich Glock bei seiner Rückkehr ins Formel-1-Cockpit nach der Winterpause nach einem Ausritt zwar selbst helfen konnte, die Streckenposten aber trotzdem rote Flaggen zeigten. Der Deutsche wird's verkraften, schließlich kann er mit dem Vorjahresmodell bis auf Reifentests ohnehin nicht allzu viel lernen...
Ansonsten war nur noch Witali Petrow im Einsatz, der an seinem zweiten Testtag für Caterham 70 Runden zurücklegte. Am frühen Nachmittag schien für den Russen sogar eine neue Bestzeit von 1:22.268 Minuten auf dem Monitor auf, diese stellte sich aber als Messfehler heraus. Tatsächlich hatte er als Letzter 4,057 Sekunden Rückstand. Nicht anwesend waren erneut HRT (Crashtests nicht bestanden) und, nach vorzeitiger Abreise am Dienstag, Lotus (Probleme mit dem Chassis).