Vettel: Renndistanz trotz Getriebeproblem geschafft
Red Bull erlebt keinen problemlosen zweiten Testtag in Barcelona, aber Sebastian Vettel ist dennoch zufrieden - Rad-an-Rad-Duell mit Lewis Hamilton
(Motorsport-Total.com) - Obwohl Sebastian Vettel am späten Vormittag wegen eines Getriebeproblems rund zwei Stunden verlor, landete er am zweiten Tag der Testfahrten in Barcelona auf dem dritten Platz, nur 0,283 Sekunden hinter der Bestzeit von Force-India-Pilot Nico Hülkenberg. Für den Weltmeister stand aber nicht die Tagesbestzeit, sondern die Simulation eines kompletten Rennwochenendes auf dem Programm.
Weil der Getriebewechsel während des "Freien Trainings" auftrat, musste die Qualifying-Simulation verkürzt werden. Doch am Nachmittag legte Vettel 66 Runden am Stück zurück, unterbrochen nur durch vier Boxenstopps (Reifenwahl: Soft, Medium, Medium, Hard und Soft). Allerdings dauerte der erste Boxenstopp viel zu lang, weil links hinten die Radmutter klemmte - und das vor den Augen der komplett besetzten Kommandostand-Crew.
Vettel trotz Defekt zufrieden
Trotzdem fällt Vettels Tagesbilanz positiv aus: "Leider hatten wir am Vormittag ein kleines Problem - kein Weltuntergang, aber beim Testen schaut man sich manche Probleme halt genauer an und bleibt stehen. Das dauert ein bisschen", sagt er über den Getriebewechsel. "Mit dem Nachmittag bin ich zufrieden, denn wir haben mehr als 100 Runden zurückgelegt. Ich denke, wir haben den Großteil des geplanten Programms geschafft."
Der Weltmeister fuhr seine Bestzeit von 1:22.891 Minuten während der Qualifying-Simulation vor der Mittagspause und startete dann mit 1:29er- und, bei abbauenden Reifen, 1:30er-Zeiten in die Renndistanz. Mit leichter werdendem Auto und den weichen Pirelli-Reifen fuhr er im (kurzen) letzten Stint zuerst einmal 1:23.806 und dann drei weitere Male unter 1:24.5 Minuten. Auch im vorletzten Stint waren ihm schon drei 1:24er-Zeiten gelungen.
"Heute Morgen war es so kalt, dass wir Probleme beim Boxenstopp-Training hatten, weil die Ausrüstung gefroren war", sagt Chef-Renningenieur Ian Morgan. "Danach simulierten wir ein Freies Training, aber wir entdeckten ein kleines Problem, das ein bisschen Zeit kostete. Keine große Sache, aber wir mussten daher vor Mittag eine verkürzte Qualifying-Simulation fahren. Danach schafften wir die komplette Renndistanz, was beim ersten Versuch mit einem neuen Auto immer ein gutes Zeichen ist."
Kleines Rad-an-Rad-Duell mit Hamilton
Morgen ist dann Mark Webber an der Reihe: "Wir hoffen, dass wir alles schaffen, ohne Dramen", sagt Morgan. Für Vettel war das Simulieren eines Rennwochenendes nach dem bisher doch eher trocken abgespulten Programm jedenfalls eine willkommene Abwechslung. Als er zwischendurch in ein Rad-an-Rad-Duell mit McLaren-Pilot Lewis Hamilton verwickelt wurde, dürfte ihm unter dem Helm ein Grinsen über die Lippen gekommen sein.
"Das macht Spaß. Du willst beim Testen niemandem im Weg stehen, aber dann und wann tut es ganz gut, ein anderes Auto zu sehen und ein bisschen zu racen", lächelt der 24-Jährige. "Ich glaube, wir waren zu dem Zeitpunkt auf unterschiedlichen Benzinmengen, also kann man es nicht wirklich vergleichen. Aber es macht Spaß, jemandem zu folgen und dann zu überholen. Umgekehrt geht es Lewis sicher genauso. Das macht das Testen ein bisschen unterhaltsamer."
Großer Respekt vor McLaren
"McLaren scheint konkurrenzfähig zu sein", wiederholt er seine Einschätzung von gestern. "Sie legen viele Runden zurück, sind sehr konstant. Es ist schwierig, den Speed einzuschätzen, aber was die Konstanz angeht, gehören sie zu den Besten. Alle anderen fahren nicht so viel wie McLaren. Daher sind sie ein bisschen einfacher einzuschätzen. Ferrari und Mercedes fahren auch, aber bei denen ist es noch nicht so klar, wo sie stehen, weil ihre Runs nicht so lang sind. Schwer zu sagen."
Tatsächlich hat McLaren schon um 300 Kilometer mehr zurückgelegt als Red Bull, dafür war Red Bull im Durchschnitt um gut eine halbe Sekunde schneller (Testdaten-Vergleich der beiden Teams in unserer Datenbank). Aber bei Red Bull gibt man auf solche Analysen derzeit noch nichts, weil bislang noch kaum ein Team seine Karten aufgedeckt hat. Auf die Frage, ob er sich auf dem richtigen Weg sieht, antwortet Vettel lediglich: "Ich glaube schon."
"Der erste Eindruck beim letzten Test war gut, das Auto hat so reagiert wie erwartet", erinnert er sich an den Auftakt in Jerez. "Im Vergleich zum Vorjahr ist alles ein bisschen enger, weil uns einige der Werkzeuge weggenommen wurden, die wir da noch verwenden durften, aber das ist für alle gleich. Wir müssen das in den Griff bekommen. Von jetzt an müssen wir uns verbessern und hie und da Performance finden, um das Auto schneller zu machen."