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Deja-vu für Lotus: Wieder Bestzeit beim ersten Test
Geheimfavorit Lotus: James Allison spricht vom besten Auftakt seit Jahren, während die Fahrer in den höchsten Tönen vom E20 schwärmen
(Motorsport-Total.com) - Während bei den Topteams Red Bull, McLaren und Ferrari mit den neuen Autos noch nicht alles wie am Schnürchen zu laufen scheint, erlebte Lotus in Jerez de la Frontera eine exzellente erste Testwoche. Zwar wurde Romain Grosjean heute nur Fünfter, doch in der 2012er-Wochenwertung behielt er mit seiner Donnerstags-Bestzeit von 1:18.419 Minuten die Nase vorne.
Heute verfolgte der 25-jährige Formel-1-Heimkehrer offenbar ein konservativeres Programm als gestern, bestehend aus Systemchecks, Temperaturbeobachtung, Datenkorrelation und Evaluierung der Aerodynamik des schwarz-goldenen E20. Am Nachmittag drehte er Longruns im Rundenzeiten-Bereich zwischen 1:23 und 1:25 Minuten - also doch deutlich langsamer als die Konkurrenz, die allerdings vermutlich weniger Benzin an Bord hatte.
Erstmals auf weichen Pirelli-Reifen
"Alles fühlt sich gut an", strahlt Grosjean nach seinen beiden Tagen im Cockpit. "Heute Morgen probierten wir ein paar verschiedene Dinge, inklusive meines ersten Runs auf dem weichen Reifen. Am Nachmittag fuhren wir längere Runs. Als es dann wärmer wurde, kletterte auch die Asphalt-Temperatur nach oben, was für unser Verständnis des E20 unter unterschiedlichen Bedingungen recht hilfreich war."
Gebremst wurde er heute nur durch geringfügige Wasserlecks in den Kühlern. Aber: "Die waren schnell erkannt. Für Barcelona werden wir schon eine Lösung haben", kündigt Alan Permane, Leiter des Einsatzteams, an. Das ist auch wichtig, denn viel Zeit bleibt nicht mehr: "Schon merkwürdig, dass wir bereits ein Drittel der Wintertests hinter uns haben", meint Grosjean. "Wir arbeiten daher so hart wie möglich, um so viel zu erreichen wie möglich."
"Ich genieße es wirklich, im Auto zu sitzen, auch wenn es harte Arbeit ist. Bisher war meine Fitness gut. Meinem Nacken geht es gar nicht so schlecht, aber mal schauen, ob das morgen auch noch so ist", grinst der amtierende GP2-Champion. "Ich denke, allen wird die Pause nächste Woche gut tun, damit wir die Daten genau studieren und dann mit neuen Teilen für das Auto nach Barcelona fliegen können. Ich kann es kaum noch erwarten."
Nur der alte Mercedes war schneller
Kein Wunder, denn der E20 liegt in der Gesamtwertung der ersten Testwoche eine halbe Sekunde vor dem neuen Ferrari und acht Zehntelsekunden vor dem neuen Red Bull. Das ist wahrscheinlich nicht unbedingt repräsentativ, aber ein kapitaler Fehlstart sieht anders aus. Und: "Der ermutigendste Aspekt, den wir diese Woche mitnehmen, ist das Feedback der Fahrer", unterstreicht Technikchef James Allison.
"Ihre Kommentare waren vollgespickt mit ermutigenden Stellungnahmen, voll des Lobes für das stabile Heck, die gute Traktion und die gute Balance", freut sich der Brite. "So positive Kommentare von den Fahrern hatten wir im Winter schon seit einigen Jahren nicht mehr. Selbst wenn man die Rundenzeiten außer Acht lässt, geben uns die Aussagen der Fahrer ein gutes Gefühl, dass wir gute Arbeit geleistet haben."
Grosjean deutlich schneller als Räikkönen
Denn nicht nur Grosjean war in Jerez flott unterwegs, sondern auch Kimi Räikkönen fuhr am Dienstag Bestzeit. Der "Iceman" war zwar um über eine Sekunde langsamer als Grosjean, doch die Zeiten von verschiedenen Testtagen miteinander zu vergleichen, wäre nicht seriös. Unterm Strich bleibt stehen: "Es war ein sehr positiver Test für uns. Beide, Kimi und Romain, haben im Auto großartige Arbeit geleistet", lobt Teamchef Eric Boullier.
"Der E20 war aus dem Stand heraus sofort zuverlässig", fährt er fort. "Wir sind nicht in Jerez, um schnelle Rundenzeiten zu jagen, aber es ist natürlich immer ein gutes Zeichen, wenn man trotzdem schnell ist. Es ist aber noch früh. Melbourne findet in einem Monat statt - und erst dort werden wir wissen, wo wir stehen. Der E20 macht auf der Strecke einen guten Eindruck und ist sehr schön. Dafür gilt allen Mitarbeitern in Enstone mein Dank."
"Unser Hauptaugenmerk", ergänzt Permane, "lag auf der Zuverlässigkeit. Der E20 scheint zuverlässig zu sein, sodass wir auch schon an der Performance arbeiten konnten. Meistens haben wir das am Vormittag erledigt, als die Strecke noch kühler und das Wetter weniger windig war. Am Nachmittag, bei höheren Temperaturen und mehr Wind, fuhren wir dann Longruns mit mehr Benzin. Insgesamt haben wir mit dem Auto fast 1.800 Kilometer zurückgelegt."
Nur Senna hat mehr: 939 Kilometer für Grosjean
Fast 1.000 davon gehen auf Grosjeans Konto, der den Jerez-Test als "guten Anfang" bezeichnet: "Ich bin lieber vorne als hinten, das ist klar, aber wir sind vorsichtig, was die Pace angeht", relativiert er. "Das Handling ist besser als im Vorjahr. Das Auto funktioniert gut und ist angenehm zu fahren. Ein Formel-1-Auto fährt sich nie leicht, aber es macht Spaß und man kann damit herumspielen. Das ist die Hauptsache."
Doch dass eine Bestzeit in der ersten Testwoche keine Aussagekraft haben muss, weiß das Lotus-Team selbst am besten. Vor einem Jahr war es nämlich Robert Kubica (damals noch in Renault-Farben), der in Valencia als Nummer eins begann - und dann folgte der Absturz: Erst verletzte sich der Pole bei einem Rallye-Unfall, dann startete das Team ordentlich in die Saison, doch je länger diese dauerte, desto steiler ging es abwärts...