Jerez: Mercedes sendet gutes Signal
Michael Schumacher sichert sich am zweiten Tag der Jerez-Tests die Bestzeit vor Felipe Massa - Zwei Neulinge demolieren ihre Autos
(Motorsport-Total.com) - Die Testfahrten der Formel-1-Teams werden immer intensiver. Nachdem es in den ersten Tagen in Valencia und am gestrigen Donnerstag in Jerez meist nur kurze Runs zur Überprüfung von Aerodynamik und Bauteilen ging, absolvierten heute die ersten Teams Longruns bis hin zu einer kompletten Rennsimulation. Dabei tat sich überraschend Mercedes als besonders stark hervor. Michael Schumacher holte bei besten äußeren Bedingungen in 1:20.352 Minuten die Tagesbestzeit.
Die schnellste Runde hatte der Deutsche im neuen MGP W02 bereits am Morgen absolviert. Endlich lief im Lager des Stuttgarter Werksteams mal alles glatt. Schumacher konnte am Nachmittag gleich drei lange Stints über rund 20 Runden absolvieren, legte also insgesamt eine komplette Grand-Prix-Simulation mit zwei Boxenstopps auf die Bahn. "Schön zu sehen, dass Schumi gute Runden fährt", meldete Anthony Davidson auf dem Weg in den Mercedes-Simulator.
Schumacher spulte insgesamt über 100 Runden ab, war damit aber nicht der fleißigste Mann des Tages. Diese Ehre wird Felipe Massa zuteil, der sich nach seiner Bestzeit vom Donnerstag nun in 1:40.413 Minuten leichten Rückstand notieren lassen musste. Ferrari wird es nicht weiter irritieren, denn auf seinen Longrns zeigte der Brasilianer einen beeindruckenden - und vor allem konstanten - Speed. An beiden Tagen zusammen kam Massa auf über 200 Runden. Am Samstag wird Fernando Alonso übernehmen.
Jenson Button absolvierte am Vormittag im neuen McLaren einige Versuchsfahrten. Erneut war der neue MP4-26 mit aufwändigen Messinstrumenten ausgestattet. Schnelle Runden waren unter diesen Voraussetzungen nicht möglich. Der Brite legte aber am Nachmittag einen Zahn zu. In 1:21.009 Minuten war Button schnell unterwegs. Die von McLaren geplanten Longruns fielen jedoch noch relativ kurz aus. Der Ex-Champion fuhr maximal sieben Runden am Stück. Offenbar experimentierte man mit dem Auspuff.
Überzeugend war der Auftritt von Jaime Alguersuari (4./1:21.214). Der Toro-Rosso-Pilot leistete sich zwar am frühen Morgen einen Ausrutscher ins Kiesbett, zeigte dafür später ein gutes Tempo. Auf seinen Runs über jeweils elf Runden war der Spanier beeindruckend schnell unterwegs. Auffällig, dass Alguersuari mit den neuen Pirelli-Pneus konstante Runden im Bereich von 1:22 Minuten drehen konnte. Der Youngster war somit schneller als Mark Webber im RB7 der "großen Bullen".
Bei seinen Longruns war Webber jedoch ebenfalls gut aufgelegt. Auch der neue Red Bull scheint auf die Distanz ein konstantes Tempo halten zu können. In 1:21.613 Minuten reihte sich der Australier am Ende des Tages auf Platz fünf ein. Red Bull packte am Freitag sicherlich längst nicht alles aus. Bei Force India läuft derzeit noch die Gewöhnungsphase an den neuen VJM04. Adrian Sutil (6./1:21.780) spulte am Vormittag ein Testprogramm bezüglich der Reifen ab, am Nachmittag ging es an Performance-Arbeit.
"Keine Probleme", hieß es vom indischen Team. Sutil kam insgesamt allerdings nur auf 73 Runden. Mehr Probleme hatten hingegen andere Teams. Sergio Perez zerlegte den neuen Sauber am Nachmittag in Kurve acht, außerdem hat das Team angeblich immer wieder Probleme mit der Hitze am Heck. Durch die Auspuffgase verschmort offenbar regelmäßig ein Teil des Unterbodens. Immerhin konnte sich Perez in 1:21.857 Minuten auf Platz sieben platzieren.
Hinter dem Neuling tauchte urplötzlich Timo Glock auf. Der Marussia-Virgin-Pilot konnte am Vormittag kaum fahren, musste jeweils wegen technischer Sorgen nach nur einer Runde wieder zur Box. Am Nachmittag lief es dann allerdings umso runder. In 1:22.208 kam Glock auf Rang acht, spulte am Nachmittag lange Stints mit soliden Runden ab. Endlich scheint es bei den Briten bergauf zu gehen.
Witali Petrow (9./1:22.493) hatte hingegen wieder Pech. Der Russe setzte den neuen Renault gegen Mittag in den Kies, musste lange auf weitere Testrunden warten. Ursprünglich hatte man für den Nachmittag eine Rennsimulation geplant, zu der es aber nun nicht mehr kam. Am Samstag wird Nick Heidfeld das Cockpit übernehmen. Man darf gespannt sein, wie sich der Deutsche als Kubica-Ersatzmann schlagen wird.
Noch böser als Petrow und Perez erwischte es Pastor Maldonado. Der Williams-Neuling konnte nach einem verkorksten Donnerstag sofort am frühen Morgen viel fahren, übertrieb es jedoch am Nachmittag. Maldonado setzte den Neuwagen in Kurve vier heftig in die Reifenstapel. Der Williams war anschließend nicht mehr auf die Schnelle reparabel, Maldonado musste zuschauen und das Team verlor erneut viel wichtige Testzeit.
Ebenso erging es Lotus. Jarno Trulli (11./1:23.216) konnte zwar vormittags viele Runden drehen, aber dann ging an der Fahrzeugfront etwas kaputt. "Am Vormittag lief alles gut, ich konnte ein paar Longruns fahren", berichtet der Italiener nach 40 Runden am Freitag. "Später gab es ein technisches Problem, das nicht mehr rechtzeitig repariert werden konnte. Ich wäre gern mehr gefahren. Hoffentlich kann Heikki morgen viele Kilometer abspulen."