Wer ist Franco Colapinto? Der neue Williams-Pilot vorgestellt
Franco Colapinto fährt ab sofort für Williams: Wer ist der Mann, der Mick Schumacher im Rennen um das Formel-1-Cockpit ausgestochen hat?
(Motorsport-Total.com) - Mit Franco Colapinto betritt ab dem Großen Preis von Italien in Monza 2024 ein neuer Fahrer die Formel-1-Bühne. Der Argentinier ersetzt bei Williams den glücklosen Logan Sargeant und hat im Rennen um die Nachfolge des US-Amerikaners unter anderem Mick Schumacher ausgestochen.
Colapinto wird der 26. argentinische Fahrer sein, der an einem Formel-1-Grand-Prix teilnimmt, und wenn alles gut geht, der 23. mit einem Rennstart. Colapinto tritt damit in die Fußstapfen berühmter Landsleute wie Juan Manuel Fangio und Carlos Reutemann - und in die von Gaston Mazzacane.
Dieser war der bislang letzte argentinische Formel-1-Pilot. Seine erfolglose Formel-1-Karriere liegt allerdings schon eine Weile zurück. Als Mazzacane im April 2001 in Imola seinen letzten Grand Prix für das Prost-Team bestritt, war Colapinto noch nicht einmal geboren.
Sieger bei den Olympischen Jugendspielen
Er kam am 27. Mai 2003 in Buenos Aires zur Welt und begann seine Karriere im Alter von zehn Jahren im Kartsport. Zunächst startete er in seiner Heimat und gewann insgesamt vier Titel. Ab 2016 wagte er den Sprung über den "großen Teich" und fuhr sporadisch auch in der Kart-Europameisterschaft. Colapintos letztes Kartrennen war ein denkwürdiges. Bei den Olympischen Jugendspielen in seiner Heimatstadt Buenos Aires gewann der damals 15-Jährige 2018 die Goldmedaille.
Seine weitere Karriere führte Colapinto vor allem nach Europa. 2019 konnte er dort mit dem Titelgewinn in der spanischen Formel 4 eine erste Duftmarke setzen. Weitere Stationen waren der Formel-Renault-Europacup und die Formel-Regional-Europameisterschaft.
Doohan zu Alpine: War das Micks letzte Chance?
Jack Doohan habe sich im "Shootout" offenbar besser geschlagen als Mick Schumacher, "sonst hätte sich Alpine ja anders entschieden", sagt Marc Surer. Weitere Formel-1-Videos
In der Saison 2021 fuhr Colapinto dann zweigleisig und konzentrierte sich nicht nur auf den Formelsport, sondern startete zu Beginn des Jahres auch in einem LMP2-Auto für das russische Team G-Drive in der asiatischen Le Mans Series. Dort belegte er mit seinen Teamkollegen John Falb und Rui Andrade den dritten Platz in der Meisterschaft und sicherte sich damit einen Startplatz bei den legendären 24 Stunden von Le Mans.
Start bei den 24-Stunden-Rennen in Le Mans und Spa
Dort fuhr Colapinto gemeinsam mit Teambesitzer Roman Russinow und Nyck de Vries - jenem Fahrer, der vor zwei Jahren in Monza ebenfalls als Ersatzmann für Williams unterwegs war und mit Platz acht eine gute Figur machte. Der Start in Le Mans, der mit Rang sieben in der LMP2-Klasse endete, war 2021 nicht Colapinots einziger Ausflug in den Langstreckensport. In einem GT3-Fahrzeug von Audi bestritt er später im Jahr auch die 24 Stunden von Spa-Francorchamps.
Nach diesem Intermezzo konzentrierte sich Colapinto ab 2022 wieder auf den Formelsport und startete in der Formel 3. Gleich bei seinem dritten Start gelang ihm im Sprintrennen von Imola der erste Sieg. Nach einem weiteren Sieg in Monza und insgesamt fünf Podestplätzen belegte er am Ende der Saison den neunten Platz in der Meisterschaft.
2023 wechselte er für ein zweites Jahr in der Formel 3 von van Amersfoort zu MP Motorsport, wo er zwei weitere Siege einfuhr und Vierter in der Gesamtwertung wurde. Außerdem wurde er in das Nachwuchsprogramm von Williams aufgenommen - ein Schritt, der sich für ihn inzwischen ausgezahlt hat.
Geringe Fehlerquote in der Formel 2 und Formel 3
Ende 2023 debütierte der Argentinier beim Saisonfinale in Abu Dhabi in der Formel 2, wenige Tage später sammelte er an gleicher Stelle beim Young-Driver-Test erste Erfahrungen am Steuer eines Formel-1-Autos von Williams.
2024 stand für Colapinto mit MP Motorsport die erste volle Saison in der Formel 2 auf dem Programm (so dachte man zumindest). Und wie schon in der Formel 3 gelang ihm der erste Sieg beim Sprintrennen in Imola. Mit einer Serie von vier Top-5-Ergebnissen in Folge setzte sich Colapinto zur Saisonmitte gut in Szene, ehe ihn eine unglückliche rote Flagge im Qualifying von Ungarn und ein Motorschaden im Hauptrennen von Spa in der Meisterschaftswertung zurückwarfen.
Dort liegt er nach 20 Rennen auf Rang sechs. Bemerkenswert in Colapintos junger Rennfahrerkarriere ist seine geringe Fehlerquote. In insgesamt 58 Formel-3- und Formel-2-Rennen schied er nur viermal nach Kollisionen aus.
Auch sein zukünftiges Einsatzfahrzeug, den Williams FW46, fuhr Colapinto bereits. In Silverstone nahm er - damals schon als Ersatz für Sargeant - am ersten freien Training teil und schlug sich mit Rang 18 und nur gut vier Zehntelsekunden Rückstand auf Teamkollege Alexander Albon bei seiner Premiere nicht schlecht - auch wenn die Aussagekraft dieser Zeit begrenzt ist.
Neun Rennen hat der Argentinier nun Zeit, sich dauerhaft für einen Platz in der Formel 1 zu empfehlen.