• 29. März 2019 · 10:02 Uhr

Mick Schumacher: Die Kunst, viel zu reden, aber nichts zu sagen

Der erste große Auftritt von Mick Schumacher in der Formel 1 zeigt vor allem, wie streng er von seinem Umfeld für Mediengespräche gebrieft wurde

(Motorsport-Total.com) - Es kommt selten vor, dass sich Formel-1-Journalisten an den Rennwochenenden mal zur Formel 2 verirren. Aber am Donnerstag in Bahrain gab es am frühen Nachmittag regelrecht eine Völkerwanderung in Richtung Prema-Team. Denn Mick Schumacher hatte zu seinem ersten offiziellen Medientermin im Rahmen der Königsklasse eingeladen.

Der 20-Jährige lieferte, von seiner Managerin Sabine Kehm offenbar akribisch vorbereitet, einen routinierten Auftritt ab. Bevor es losging, brachte er den Journalisten, die sich um den Tisch drängelten, erstmal ausreichend Trinkwasser. In der Hitze von Bahrains Wüste immer eine nette Geste, mit der man Pluspunkte sammeln kann. Und kühlen Kopf bewahren.

Das war wichtig, denn gleich die erste Frage hätte ihn beinahe aus der Fassung gebracht. Warum die Menschenmenge wohl hier sei, fragt ein Journalist. Schumacher überlegt kurz - mutmaßlich, ob das wohl eine Anspielung auf seinen Vater Michael sei. Und antwortet dann: "Wegen Formel 2."

Die Formel-1-Tests, die nächste Woche mit Ferrari und Alfa Romeo geplant sind, sind natürlich das Thema, das die Medienvertreter am meisten interessiert. Aber Schumacher umschifft alle Fragen dazu. Ganz konkret darauf angesprochen, ob der Hype mit den bevorstehenden Tests nicht zu viel sei, entgegnet er trocken: "Ich freue mich auf jeden Fall auf die Formel 2."

Viel Geheimniskrämerei, wenig Konkretes

Dann will jemand wissen, wann er vom Formel-1-Test erfahren habe. "Wahrscheinlich zur gleichen Zeit wie ihr", antwortet Schumacher. Von wem? Von Ferrari-Teamchef Mattia Binotto, von Akademie-Chef Laurent Mekies? "Ich freue mich sehr auf die Formel 2", weicht er aus. Offenbar hatte man ihm im Vorfeld eingeschärft, keinen Stoff für Formel-1-Storys zu liefern.

Dass er nicht einmal verraten will, wer ihn angerufen habe, um die frohe Botschaft vom Ferrari-Test zu überbringen, verwundert viele. Aber auch auf Nachfrage bleibt Schumacher hart: "Es war sehr aufregend. Ich bin sehr glücklich. Aber ich konzentriere mich wirklich auf die Formel 2." Das mit den Floskeln, ohne Fragen wirklich zu beantworten, beherrscht er jetzt schon meisterhaft.

Ein Journalist möchte wissen, was Mutter Corinna zu ihm gesagt hat, als bekannt wurde, dass die Sache mit dem Test klappen wird. "Sie war natürlich sehr glücklich. Ich auch", sagt Schumacher. Die Nachfrage, ob er denn nicht etwas konkreter werden könne, was genau sie gesagt habe, würdigt er gar keiner Antwort.

"Es kam alles ziemlich plötzlich, aber eigentlich auch ziemlich schnell. Ich bin einfach glücklich, hier zu sein", sagt Schumacher. Nicht einmal die Frage, ob er sich im Ferrari-Simulator in Maranello auf den ersten Test vorbereitet habe, will er beantworten. Auch bei dem Thema weicht er aus: "Ohne zu viel zu erzählen: Ja, ich habe mich auf jeden Fall darauf vorbereitet."

Daran, welche Bedeutung es habe, dass wieder ein Schumacher im Formel-1-Ferrari sitzt, denke er "momentan nicht wirklich. Für mich ist es wichtig, einen guten Start in die Formel-2-Saison zu haben." Immerhin räumt er ein, dass sein erster Besuch in Maranello "ein besonderer Moment" und "schwer zu beschreiben" gewesen sei.

Nicht nur das Tabuthema Michael ist tabu

Spätestens jetzt wird klar: Schumacher ist gebrieft, nur über die bevorstehende Formel-2-Saison zu sprechen - und den Medien keinen Stoff zu liefern für schlagzeilenträchtige Storys über die Verbindung Schumacher-Ferrari. Auch Details aus seinem Umfeld, selbst wenn sie nicht das Tabuthema Michael betreffen, sollen vermieden werden.

Verständlich. Der Name Schumacher löst in der Verbindung mit den Schlagworten Formel 1 und Ferrari fast zwangsläufig einen Hype aus. Vor dem soll der 20-Jährige geschützt werden. Kehm ist wichtig, dass ihr Schützling sich aufs Rennfahren konzentrieren kann. Und die Storys in den Medien nicht außer Kontrolle geraten.

"Ohne ihn wäre ich sicher nicht die Person, die ich heute bin."Mick Schumacher über seinen Vater
So bleibt es beim ersten Medientermin auf der ganz großen Bühne dann bei inhaltsleeren Floskeln. So ein Formel-1-Test sei schon emotional, "aber erst nach der Formel 2", stellt Schumacher zum Beispiel klar.

Papa Michael habe ihm immer "sehr geholfen", und er sei "froh, dass er mein Vater ist. Ohne ihn wäre ich sicher nicht die Person, die ich heute bin. Zu dem, was er in der Formel 1 erreicht hat, schaue ich auf." Die Frage, ob die zusätzliche Aufmerksamkeit, die es bedeutet, wenn man der Sohn von Michael Schumacher ist, eine Belastung darstellt, sei "schwierig" zu beantworten.

Also beantwortet sie Carlos Sainz für ihn. Der Sohn der gleichnamigen Rallye-Legende kann sich gut in Schumacher jun. reinversetzen: "Ich kenne den Druck, der diese Saison auf ihm lastet. Es nervt manchmal schon ziemlich, immer nur der 'Sohn von' zu sein. Du willst dir ja auch deinen Namen machen, und ich bin sicher, das ist bei ihm nicht anders."

Kein Problem damit, Michael Schumachers Sohn zu sein

Schumacher relativiert. Die Thematik sei "schon immer ein Teil von mir" gewesen. Und er hält fest: "Ich habe mich damit nie auseinandergesetzt."

In den seltensten Fällen waren die Söhne von Weltmeistern in der Formel 1 erfolgreicher als ihre Väter. Auch das ein Thema, mit dem sich Schumacher schwertut: "Das ist eine schwierige Frage. Da müssen wir abwarten, bis es an der Zeit dafür ist. Jetzt freue ich mich erst einmal, in der Formel 2 zu fahren. Der Rest wird kommen."

Auch beim Thema Formel 2 ist er nicht besonders gesprächig. Die Frage nach seiner Karriereplanung, ob ein Jahr Formel 2 oder doch lieber zwei, ist berechtigt. Beantworten will er sie nicht: "Es hat noch nicht einmal das erste Rennen begonnen."

Die Sache mit der Freude am (Renn-)Fahren "ging eigentlich schon im Kart los. Als ich in den Formelsport gekommen bin, habe ich dann endgültig gesagt: 'Das will ich machen.' Es ging ziemlich schnell. Ich habe extrem viel Spaß an der Sache, am Formelfahren, am Speed, den man hat, am Gefühl beim Fahren. Dementsprechend fällt es mir leicht, mein Herzblut und alles reinzustecken, was halt geht."

Die Entscheidung, eines Tages in Michaels Fußstapfen treten zu wollen, "kann man nicht auf einen bestimmten Moment reduzieren", sagt Schumacher. "Schon im Kart habe ich gemerkt, dass es das ist, was ich unbedingt machen möchte, dass ich eine professionelle Karriere haben möchte. Damals war es noch ein Spaß, aber es ist schnell ernst geworden. Es hat gut geklappt, und ich freue mich, hier zu sein."

Unwürdiges Ende des Medientermins

An seinen ersten Besuch im Formel-1-Paddock kann er sich erinnern. Verraten, wann das war, möchte er nicht. "Meistens haben es die Leute gar nicht mitbekommen. Ich bin froh, dass ich das als Kind machen konnte. Ich konnte alles sehen, was ich sehen wollte", sagt er. "Es war besser, als ich es erwartet hatte!

Foto zur News: Mick Schumacher: Die Kunst, viel zu reden, aber nichts zu sagen

Mick Schumacher mit seinen Kollegen Sean Gelael und Callum Ilott Zoom Download

Warum? "Es war schneller, und alles war besser. Die Autos sahen damals großartig aus", antwortet der Ferrari-Junior. "Es ist etwas Besonderes, ein Formel-1-Fahrer zu sein, denn sie sind, was sie sind. Wenn man dazugehört, dann heißt das, dass man etwas erreicht hat, von dem viele Leute träumen."

Am Ende wird's dann doch noch einmal spannend, als ein Journalist Schumachers Verhältnis zu Max Verstappen anspricht. Die beiden sind fast gleich alt. "Wir haben uns bei manchen Rennwochenenden gesehen, ja. Wir haben uns ein paar Mal getroffen. Für ihn läuft's großartig", sagt Schumacher.

Wenn sich die beiden treffen, verrät er, reden sie auch heute noch miteinander. Worüber? "Mal so, mal so. Schwer zu sagen, worüber man spricht." Dabei haben die Schumachers und die Verstappens früher sogar Familienurlaube gemeinsam verbracht, als und nachdem Michael und Jos bei Benetton Teamkollegen waren. "Ich erinnere mich aber ehrlich gesagt nicht wirklich dran", winkt Schumacher ab.

Der Medientermin findet dann einen pietätlosen Abschluss, als ein Journalist wissen möchte, wer denn beim Skifahren (ausgerechnet) damals schneller gewesen sei, er oder Max. Er erinnere sich nicht dran, entgegnet Schumacher gelassen. Ein trauriges Beispiel, das (leider) allzu gut demonstriert, warum sein Umfeld krampfhaft versucht, den Medien keinen Stoff für Geschichte zu liefern ...

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