• 02. Mai 2017 · 07:08 Uhr

Sebastian Vettel persönlich: Bodenständigkeit das Wichtigste

Der WM-Führende gibt einen seltenen Einblick in sein Seelenleben und verrät, weshalb ihn die kleinen Dinge glücklicher machen als die extravagante Formel-1-Welt

(Motorsport-Total.com) - Nach vier Rennen der Formel-1-Saison 2017 führt Sebastian Vettel die Fahrerweltmeisterschafts-Wertung mit 13 Punkten Vorsprung vor Lewis Hamilton an. Vieles deutet auf ein packendes WM-Duell zweier Top-Piloten hin, die privat kaum unterschiedlicher sein könnten. Während sich der Brite als globaler Superstar inszeniert, ein Jetset-Leben führt und allein auf Instagram 4,1 Millionen Abonnenten hat, ist vom Ferrari-Fahrer nur wenig Privates bekannt.

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Sebastian Vettel ist privat der Gegenentwurf zu WM-Rivale Hamilton Zoom Download

Vettel ist praktisch der Gegenentwurf zu Hamilton, lebt mit seiner Freundin Hanna und seinen zwei kleinen Töchtern abgeschieden in der Schweiz, schottet sein Privatleben vollkommen ab und ist auch kein Freund sozialer Netzwerke. "Ich bin Sportler, mehr nicht", erklärte er einmal seine Haltung, für die er auch Kritik einstecken muss. In einem Interview mit 'RTL' gab er nun einen seltenen Einblick, wie die Person Sebastian Vettel tickt. Der 29-Jährige verrät zum Beispiel, dass er auf Milchschokolade steht, sich beim Rasenmähen entspannen kann und gerne die Schweizer Berge hinauf wandert.

Seine Fans schätzen diese Bodenständigkeit am Heppenheimer - und auch er selbst legt größten Wert darauf, bei allem Trubel so normal wie möglich zu bleiben. "Das Wichtigste für mich zumindest ist, dass man die Bodenständigkeit oder das vernünftige Einschätzen der Situation nicht verliert, auch wenn man viele Möglichkeiten hat und alles machen könnte", sagt er.

Ein Ferrari F40 als Luxus-Kauf

Das Interesse an seiner Person kann der viermalige Weltmeister einerseits nachvollziehen, findet es teilweise aber auch zum Schmunzeln: "In gewisser Weise ist es lustig, weil die Leute zu einem gewissen Teil erwarten, dass mein Leben so besonders und exklusiv ist - aber letztendlich muss jeder für sich selber wissen, was einen glücklich macht."

"Wir haben ja das Privileg, um die ganze Welt reisen zu können - und da fallen einem schon sehr viele Dinge auf, wenn man nach links und nach rechts sieht."Sebastian Vettel
Dabei macht Vettel gar keinen Hehl daraus, dass auch er sich hin und wieder etwas Außergewöhnliches leistet. "Dann kauft man sich eben die Dinge, die zuvor außer Reichweite waren. Das Auto, das einen schon als Kind glücklich gemacht hat. Bei mir war es ein Ferrari F40. Das sind dann so die Meilensteine, bei denen man im ersten Moment voller Glück ist."

Der Wahl-Schweizer ist sich deshalb vollkommen bewusst, dass er in einer privilegierten Situation ist und sich glücklich schätzen kann. "Viel glücklicher kann ich mich aber schätzen, dass ich das jetzt einordnen kann. Auf der einen Seite all diese Möglichkeiten zu haben, und dann aber auch zu wissen, dass einen diese Möglichkeiten und Dinge in materieller Hinsicht unterm Strich nicht erfüllen."

Fähigkeit, über den eigenen Tellerrand zu blicken nicht verlieren

Vettel will sich deshalb die Fähigkeit bewahren, über seinen eigenen Tellerrand hinauszublicken und mit offenen Augen durch die Welt zu gehen. "Nach links und nach rechts zu schauen ist extrem wichtig, um die Bodenständigkeit nicht zu verlieren. Wir haben ja das Privileg, um die ganze Welt reisen zu können - und da fallen einem schon sehr viele Dinge auf, wenn man nach links und nach rechts sieht. Wer dann nicht merkt, dass es einem gut geht, der hat andere Sorgen und ist mit sich selbst nicht zufrieden", glaubt der Deutsche.

Und so ist ihm wichtig, andere an seinem Glück teilhaben zu lassen und etwas zurückzugeben. "Anderen eine Freude zu bereiten ist mir extrem wichtig. Das mache ich eigentlich fast noch lieber als bei mir selber. Da bin ich manchmal etwas zurückhaltender und geizig und denke mir: Das brauchst du jetzt nicht, das ist doch Quatsch - bei anderen aber jederzeit gerne."

Sportlich sei zuletzt der Sieg in Melbourne so ein Moment gewesen, bei dem er das Gefühl hatte, seinem Team etwas zurückgeben zu können. "Der Moment, wenn ich da runter sehe (vom Podium; Anm. d. Red.), wie die Jungs glücklich gestrahlt haben, was es für sie auch bedeutet... In dem Moment habe ich das Gefühl, dass ich etwas zurückgeben kann, und das macht einen extrem glücklich."

"Normalo" Vettel: Milchschokolade statt Pralinen

Seine eigene Zufriedenheit findet Vettel dagegen eher in den kleinen, alltäglichen Dingen. Zuhause mäht er gerne selbst den Rasen ("Auch wenn das vielleicht bescheuert klingt, wenn ich sage: Yes, zwei Stunden gemäht und jetzt bin ich fertig!"), geht Wandern oder fährt mit dem Rad die Berge hinauf. "Etwas selbst geschafft zu haben, gibt mir ein extrem gutes Gefühl. Einfach die Tatsache, dass ich das machen kann, dass ich gesund bin, was einem mit fortschreitendem Alter auch immer bewusster wird. Frei zu sein, Dinge zu tun und sie zu genießen, allein dieses Glück hat auch nicht jeder", gibt sich Vettel nachdenklich.

Seine Bodenständigkeit will sich der WM-Führende auch in den nächsten Jahren im hektischen Formel-1-Zirkus bewahren. "Es gibt ständig so kleine Momente, die einen zufrieden machen. Auf dem Flug hierher saß ich in der ersten Klasse und dann kam eine nette Dame mit tollen Pralinen. Da habe ich sie gefragt, ob sie mir nicht die Schokolade von weiter hinten bringen kann. Die Pralinen sind vielleicht lecker, aber ich habe eher Milchschokolade gerne", erzählt Vettel lachend ein Beispiel, warum ihn die kleinen, normalen Dinge oft glücklicher machen als das Außergewöhnliche.

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