Max Verstappen sicher: Bin so gut wie Vettel und Hamilton
Das Geheimnis hinter Max Verstappens besonderen Talenten: Wie ihn Papa Jos auf der Kartbahn trainiert hat und warum er heute so gut überholen kann
(Motorsport-Total.com) - Max Verstappen ist, das steht außer Frage, der Überhol-König der Formel 1. Seine Vorstellung zuletzt in Schanghai, wo er in der ersten Runde wie in einem Videospiel neun Gegner (!) überholte und am Ende vom 16. Startplatz aus Dritter wurde, war eine beeindruckende Darbietung seines Könnens. Gerade auf nasser Fahrbahn kommt der erst 19-Jährige gut zurecht. Regen und Überholen: zwei Disziplinen, die die großen Champions der Formel-1-Geschichte immer am besten beherrscht haben.
Aber Verstappen wäre nicht Verstappen, wenn er sich von der Begeisterung um seine erste Runde in Schanghai anstecken lassen würde. "Ich finde nicht, dass ich große Risiken eingegangen bin. Ich war ganz ruhig, habe die Lücken gefunden und halt etwas später gebremst als die anderen", winkt er ab. "Ich habe auch immer in den Rückspiegel geschaut. Ich hatte nach der ersten Runde jedenfalls nicht das Gefühl: 'Wow, das war jetzt riskant!'"
Alles unter Kontrolle also. So gut, dass erste Mythen geboren werden. So sagte Helmut Marko etwa, dass ihn am meisten beeindruckt habe, wie Verstappen gleichzeitig durchs Feld pflügte und noch genau mitzählen konnte, an welcher Position er gerade liegt. Genug Ressourcen frei zu haben für Multitasking im Kopf: eine Gabe, die man Kalibern wie Michael Schumacher und Ayrton Senna nachgesagt hat.
Verstappen räumt mit Mythen auf
Aber Verstappen selbst stellt richtig: "Ich habe von meinem Ingenieur gehört: 'Du machst dich gut, Junge, P7!' Ich konnte schon ungefähr sehen, wie viele ich überholt habe, aber ob ich jetzt Neunter bin oder Siebter, wusste ich nicht." Seine eigenen Erklärungen für seine Ausnahmeleistungen etwa im Regen sind viel einfacher und klingen so: "Ich war bei solchen Bedingungen noch nie schlecht."
Im Interview mit der 'BBC' findet er noch andere Gründe: "Gefühl, Instinkt, wissen, wohin du fahren musst. Du musst deinen Weg durchs Feld einfach fühlen", sagt er. Aber Gefühl und Instinkt sind bei ihm zum Teil antrainiert - von Rennfahrer-Papa Jos, der früher selbst Formel 1 gefahren ist, und Rennfahrer-Mama Sophie Kumpen.
Verstappen sen. schleppte den kleinen Max schon im Kindesalter auf die Kartbahn, ließ ihn aber nie mehr als fünf Runden am Stück fahren. Die Logik dahinter: Wenn die Rennen kurz sind, muss er von der ersten Runde an voll da sein und überholen, um zu gewinnen. "Das hat mir sicher geholfen", sagt Verstappen jun. heute.
Von Papa Jos gelernt
"Mein Vater hat immer gesagt, dass du sofort aus der Box raus so schnell wie möglich sein musst. Andere haben gesagt: 'Taste dich langsam ran, bau es langsam auf.' Aber mein Vater hat gesagt: 'Du musst von der ersten Sekunde an voll da sein!' Und ich bin davon überzeugt, dass das dabei hilft, die Reifen und Bremsen von der ersten Runde an aufzuwärmen", so der Niederländer.
Fotostrecke: Top 10: Die besten Regenfahrer der Formel 1
#10 der besten Regenfahrer aller Zeiten: Max Verstappen. Zugegeben: Es ist gewagt, jemanden in diesen erlesenen Kreis zu heben, der noch nie einen Grand Prix auf nasser Strecke gewonnen hat. Aber Auftritte wie in Brasilien 2016 oder China 2017 deuten an, dass Verstappens Talent dazu locker ausreicht. Fotostrecke
Dass er bei seinem Talent eines Tages Weltmeister werden will, versteht sich von selbst. "So oft wie möglich", sagt er. Aber: "Das hast du nicht immer selbst in der Hand. Du musst zur richtigen Zeit im richtigen Team sein. Wenn ich am Ende meiner Karriere nie Weltmeister war, aber immer zu den Besten gehört und versucht habe, das Beste aus mir rauszuholen, könnte ich damit auch zufrieden sein."
"Das klingt jetzt vielleicht arrogant, aber ..."
In Wahrheit hat er nämlich keinen Zweifel daran, der Beste zu sein. Auf die 'BBC'-Frage, ob er Lewis Hamilton im gleichen Auto jetzt schon schlagen könnte, antwortet er selbstbewusst: "Das klingt jetzt vielleicht arrogant, aber sicher. Wenn ich das gleiche Auto hätte wie Lewis und Seb, würde ich es mit ihnen aufnehmen." Schließlich tut er das manchmal jetzt schon, mit schlechterem Material.
"Ich konnte nicht mehr stärker einschlagen, also habe ich das Lenkrad losgelassen. So drehte sich das Lenkrad noch ein bisschen weiter. Das hat es gerettet", berichtet er. "Es waren sehr schwierige Bedingungen. Ist mir beim Hochschalten passiert, da hast du immer ein bisschen Drehmoment. Kalte Reifen, nasse Strecke - da wäre mir das Auto fast ausgebrochen." Aber eben nur fast ...