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Bernie Ecclestone wird 85: Ein Leben auf der Überholspur
Vom Gebrauchtwagenhändler und erfolglosen Rennfahrer zum Herrscher der Formel 1: Bernie Ecclestones Leben liefert Stoff für einen Hollywood-Film
(Motorsport-Total.com) - "Big Bernie" oder ganz einfach "Mr. E" - allein seine Spitznamen zeigen schon, dass Charles Bernard Ecclestone ein ganz Großer ist. Der nur 1,58 Meter große Brite machte die Formel 1 quasi im Alleingang zu einem gigantischen Wirtschaftsunternehmen - heute ist der PS-Zirkus das drittgrößte Sportereignis weltweit nach Olympischen Spielen und Fußball-WM - und sich selber zum Milliardär.
© xpbimages.com
Bernie Ecclestone stieg aus bescheidenen Verhältnissen zum Formel-1-Herrscher auf Zoom Download
Das war Ecclestone allerdings keineswegs in die Wiege gelegt, als er am 28. Oktober 1930 - also vor genau 85 Jahren - in St. Peter in der Grafschaft Suffolk als Sohn einer Arbeiterfamilie geboren wurde. Dass der junge Bernie aber Talent zum Geschäftsmann hat, zeigte sich schon in der Schule, als er seinen Mitschülern Radiergummis und Brötchen verkaufte. Für ihn selbst begann seine berufliche Karriere als Gebrauchtwagenhändler in London. In diesem Job sollte er auf einem Parkplatz binnen Sekunden den Gesamtwert von 500 Autos errechnen. Seine ersten Millionen machte er als Immobilienmakler.
Erste Kontakte zum Motorsport hatte er schon im Alter von 16 Jahren, damals als Co-Pilot von Seitenwagen-Weltmeister Eric Oliver. 1957 kaufte er den maroden Connaught-Rennstall und fuhr in Monaco und Silverstone selbst Formel 1, verpasste jedoch die Qualifikation für die Rennen. Nach einem schweren Formel-3-Unfall in Brands Hatch gab Ecclestone seine Rennfahrerlaufbahn auf.
Vom Rennstallbesitzer zum Formel-1-Boss
Als Berater von Jochen Rindt kehrte Ecclestone 1966 in die Formel 1 zurück und musste 1970 zuerst Rindts tödlichen Unfall in Monza und danach dessen posthume Ehrung zum Weltmeister erleben. Mr. E's steiler Aufstieg in der PS-Branche begann dann 1971 nach der Übernahme des Brabham-Teams, als er eine bis dahin bunte Truppe von Rennstallbesitzern zur Formula One Constructors Association (FOCA) vereinigte.
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1969 trafen sich Bernie Ecclestone und Max Mosley zum ersten Mal, im Rahmen eines Formel-2-Rennens. Erst bei einem Meeting der damaligen Formula One Constructors Association (FOCA) im Jahr 1971 kam es aber zum ersten Gespräch der beiden Männer, die die Kontrolle über die Königsklasse des Motorsports schon bald an sich reißen sollten. Fotostrecke
"Die Formel 1 ist Bernies größte Errungenschaft, denn die hat er schon kapiert, als sie noch ein Sauhaufen war", sagt der frühere Formel-1-Pilot und heutige 'RTL'-Co-Kommentator Christian Danner. Experte Marc Surer, ebenfalls früherer Formel-1-Pilot und sogar einmal Fahrer in Ecclestones Brabham-Team, sieht das ähnlich. "Die Teams glauben einfach, dass er derjenige ist, der für sie am meisten herausholt und am meisten für sie kämpft. Deswegen haben sie am Anfang, als er noch selber ein Team hatte, ihn immer machen lassen", sagt Surer.
In dieser Zeit lernte Ecclestone auch Max Mosley kennen. Mit dem späteren Präsidenten des Automobil-Weltverbandes FIA bildet Ecclestone viele Jahre lang ein kongeniales Duo. Der Jurist Mosley half Mr. E im Jahr 1978 bei seinem wohl größten Coup: Ecclestone erwarb die Fernsehrechte an der Formel 1, es wurde für ihn die Lizenz zum Gelddrucken.
Prozess in München: Das Denkmal wankt
Später wurde Ecclestone als Geschäftsführer des Formula One Management (FOM) zum Chefpromoter der Formel 1 und handelte neben den Verträgen mit den verschiedenen TV-Sendern unter anderem auch die mit den Rennstrecken aus. Inzwischen hat er den Kalender auf 21 Rennen (2016) ausgedehnt, die dank saftiger Antrittsgebühren Jahr für Jahr Millionen in die Kassen der Formel 1 spülen.
Aufhalten konnten den umtriebigen Briten weder der der FISA-FOCA-Machtkampf in den 1970er- und 1980er-Jahren, noch der Krieg gegen die Automobilhersteller im vergangenen Jahrzehnt (der bis zur sehr konkreten Drohung der Gründung einer "Piratenserie" ging), umstrittene Aussagen über Frauen und Hitler oder eine Herzoperation im Jahr 1999, bei der ihm ein dreifacher Bypass gelegt wurde.
Fotostrecke: Ecclestones Skandale und Skandälchen
Im Laufe seines Berufs- und Privatlebens erwarb sich Bernie Ecclestone den Ruf, jede Krise sowie jeden Skandal unbeschadet zu überstehen und anschließend genauso weiterzumachen wie zuvor. Diese "Tefloneigenschaften" sicherten dem Zampano seine Macht in politischen Zwickmühlen, nach seiner Scheidung, bei allerlei juristischen Problemen und verbalen Entgleisungen. Erstmals wackelte Ecclestone aber nicht als Geschäftsmann, sondern als Rennfahrer. Ein Rückblick auf Skandale und Skandälchen. Fotostrecke
Zu Fall gebracht hätte ihn dann jedoch fast die deutsche Justiz. 2014 stand Ecclestone im München vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft warf ihm vor, er habe 2005 im Zuge des Verkaufs von Formel-1-Anteilen der Bayerischen Landesbank den damaligen Vorstand Gerhard Gribkowsky mit 44 Millionen US-Dollar bestochen. Doch auch aus dieser Schlinge wand sich Ecclestone heraus. Nach einem monatelangen Prozess wurde das Verfahren geben eine Rekordbuße von 100 Millionen Dollar eingestellt - und Ecclestone verließ den Gerichtssaal als freier Mann.
Drei Ehen und zwei anstrengende Töchter
Auch bei der Damenwelt gab "Big Bernie" Vollgas. Drei Mal stand Ecclestone vor dem Traualtar. Für die meisten Schlagzeilen sorgte seine Ehe mit dem kroatischen Modell Slavica - und das nicht nur, weil sie anderthalb Köpfe größer war als er. Die Scheidung im Jahr 2009 kostete Ecclestone rund 670 Millionen Euro.
Auch die seine Töchter Petra und Tamara (Ecclestones älteste Tochter Deborah stammt aus der ersten Ehe) kosteten Ecclestone so manchen Euro, denn die IT-Girls für extravagante Häuser, Shopping in Nobel-Boutiquen oder ausschweifende Partys ausgaben, was ihren Vater regelmäßig auf die Palme brachte. Seit August 2012 ist Ecclestone mit der 46 Jahre jüngeren Brasilianerin Fabiana Flosi verheiratet.
Selbst mit 85 Jahren denkt Ecclestone nicht ans Aufhören. "Mein Job endet einzig, wenn sie mich in meinem Sarg heraustragen! Und dann sollten sie sicherstellen, dass der Deckel vernagelt ist!", sagt er. Obwohl sein Aus schon mehrmals herbeigeschrieben wurde, zieht Mr. E nach wie vor die Fäden in der Formel 1, auch wenn die Hersteller in den vergangenen Jahren deutlich an Einfluss gewonnen haben. Das Kräftemessen mit Mercedes & Co. könnte eine der letzten großen Herausforderungen für den Formel-1-Zampano werden.