Räikkönen: Vom Ladafahrer zum Formel-1-Superstar
Kimi Räikkönen möchte liebsten "ein normales Leben zu führen", deutet trotz schwieriger Saison bei Ferrari aber einen Verbleib über 2015 hinaus an
(Motorsport-Total.com) - Bescheiden, wortkarg und cool - ice-cool: so kennt man Kimi Räikkönen, der seit 2001 die Formel-1-Szene mit seiner Einzigartigkeit begeistert. In zwölf Saisons, die er in der Königskasse fuhr, fiel der Finne aber nicht nur mit 209 Grands Prix, 1016 WM-Punkten und dem Fahrertitel 2007 auf, sondern vor allem durch seine Art in der Öffentlichkeit aufzutreten, die ihm den Namen "Iceman" einbrachte und durch zahlreiche Geschichten neben der Strecke, die ihn zum vielleicht Authentischsten unter den Fahrerkollegen machten.
Mitten in seiner zwölften Formel-1-Saison feiert Räikkönen seinen 35. Geburtstag. Damit ist er der älteste Pilot im aktuellen Fahrerfeld. Unter Kapuze, Kappe und Sonnenbrille lassen sich Zeichen der Erfahrenheit, eines ereignisreichen Lebens und einer langen Motorsportkarriere aber nur erahnen. Räikkönen ist ein Formel-1-Superstar - dabei kämpft er seit Jahren dagegen an.
Als Junge aus einfachen Verhältnissen wuchs Räikkönen im finnischen Espoo auf. "Ich würde nicht behaupten, dass ich von Anfang an Formel-1-Fahrer werden wollte", gibt er gegenüber 'CNN' zu. "Ich habe als kleiner Junge eigentlich sogar mit Motocross angefangen und bin dann erst zu Go-Karts übergegangen. Das hat Spaß gemacht und man beginnt, mehr zu wollen. Ich habe da aber immer noch nicht daran geglaubt, es in die Formel 1 zu schaffen, denn wir hatten nicht viel Geld. Ich habe gedacht, ich werde so lange wie möglich Kart fahren und dann etwas anders machen."
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Auf Erfolge im Kartsport und dem Wechsel in die britische Formel Renault folgte aber eine Art Blitzkarriere. Denn nach nur zwei Jahren in den Nachwuchsserien nahm ihn Peter Sauber für seinen Formel-1-Rennstall unter Vertrag, nach nur einer Saison in der Königklasse wurde aus ihm ein McLaren-Fahrer und im dritten Jahr gelang ihm der erste Sieg und Chancen auf den WM-Titel bis zum letzten Rennen. 2007 wechselte er dann zu Ferrari, krönte sich im roten Rennanzug zum Weltmeister und blieb weitere zwei Jahre bei der Scuderia, bis man ihn dort vor die Tür setzte. Danach wandte er sich zunächst von der Formel 1 ab, um das zu tun, was Finnen am Steuer eines Wagens eigentlich am besten können: Rallye fahren.
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Neben elf Teilnahmen an der Rallye-Weltmeisterschaft 2010 und zehn weiteren 2011 versuchte sich Räikkönen auch in zwei NASCAR-Veranstaltungen, bevor er sich entschloss, 2012 wieder in einen Fromel-1-Boliden zu steigen. Bei Lotus fuhr er dann auf Anhieb wieder erfolgreich, weswegen ihn Ferrari zur aktuellen Saison wieder zurückholte. In seiner zweiten Ära für das Team aus Maranello gelingt es ihm allerdings bisher noch nicht, an alte Erfolge anzuknüpfen. Auch neben der Strecke ist es mittlerweile ruhiger um Räikkönen geworden. Privat schlägt er dabei auch andere Bahnen ein: im besten Alter ist er gerade dabei eine Familie zu gründen.
Windeln wechseln, statt Ausschlafen nach langen Partynächten, Buggy-Spaziergänge, statt feucht-fröhlicher Jachtausflüge - das Leben des werdenden Vaters wird sich in den kommenden Monaten wohl noch weiter ändern. Auf das Jetset-Leben eines Formel-1-Stars hat ja aber ohnehin nie großen Wert gelegt. "Es wäre perfekt ein normales Leben zu führen, in dem einen niemand erkennt", meint er. "Aber man kann nicht alles haben. Rennen zu fahren ist die eine Sache, aber das zieht viele Dinge mit sich. Ich bin lange genug in dem Business, um zu wissen, dass das dazu gehört. Mir macht das nicht so viel Spaß."
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Sinnbild für ein einfaches Leben, wie es sich der Finne vorstellt, ist auch das erste Auto, von dem Räikkönen der 'CNN' gegenüber berichtet. "Ich hatte einen russischen Lada. Ich habe ihn von einem Freund bekommen. Wir haben den Motor ausgetauscht und er war perfekt für uns - ein sehr robustes Auto und das gratis. Er war rot, aber wir haben ihn schwarz umlackiert."
Und selbst nach steiler Karriere und den Reizen, die große, sportliche Erfolge, die in der Öffentlichkeit gewürdigt werden, mit sich bringen, konnte sich Räikkönen seine Art bewahren und zu dieser Bodenständigkeit zurückfinden. "Als ich jünger war, habe ich vielleicht öfter gedacht 'Das ist ein nettes Auto, ich will so eins haben', aber jetzt nicht mehr", räumt er ein. "Ich fahre normale Autos in denen mich keiner erkennt. Das macht mein Leben einfacher."
Kompliziert bleibt allerdings seine Situation bei Ferrari, wo er trotz generell schwierigem Jahr für die Scuderia, deutlich hinter seinem Teamkollegen Fernando Alonso zurück hinkt. Doch auch in dieser Hinsicht, bleibt Räikkönen cool. "Ich habe einen Vertrag für nächstes Jahr und vielleicht noch für ein Jahr mehr", deutet er gar an. "Aber ich bin auch nicht mehr der Jüngste. Ich möchte mehr aus meinem Leben machen, als nur die Formel 1. Ich werde meine Karriere bei Ferrari beenden. Ich habe die Leidenschaft nie verloren. Ich werde aufhören, wenn ich keinen Gefallen mehr darin finde."