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Di Montezemolo: Ein Leben für Ferrari
Es ist das Ende einer Ära: Ferrari-Boss Luca di Montezemolo hat nach 23 Jahren an der Spitze des Sportwagenherstellers seinen Rücktritt angekündigt
(Motorsport-Total.com) - Er holte Michael Schumacher nach Italien, führte Ferrari in ein goldenes Zeitalter und war 23 Jahre lang der Patron der Roten: Luca di Montezemolo sprach nicht von ungefähr vom "Ende einer Ära", als er am Mittwoch seinen Rücktritt als Chef der Sportwagen-Schmiede aus Maranello ankündigte. Drei Tage nach dem Heimspiel beim Großen Preis von Italien in Monza zog der Marquis aus einem alten piemontesischen Adelsgeschlecht einen Schlussstrich - wohl nicht ganz freiwillig.
"Ferrari ist die wundervollste Firma der Welt. Es war ein großes Privileg und eine Ehre, sie anzuführen. Zusammen mit meiner Familie war sie das Wichtigste in meinem Leben - und wird es immer sein", erklärte der 67-Jährige. Firmengründer Enzo Ferrari hatte den studierten Juristen 1973 zu den Roten geholt. Mit 25 war di Montezemolo, der stets perfekt gestylte Gentleman, schon Teamchef der Scuderia.
Zu di Montezemolos 60. Geburtstag war auch Formel-1-Rekord-Weltmeister Schumacher gekommen. Mit Teamchef Jean Todt, dem Technischen Direktor Ross Brawn und dem Ausnahmepiloten aus Kerpen, dem er ein geschätztes Jahresgehalt von 35 Millionen Euro zahlte, hatte di Montezemolo die Roten wieder auf Kurs gebracht. Nach endlosen 21 Jahren holte Schumacher 2000 wieder den Fahrertitel nach Maranello. Vier weitere ließ er folgen. Insgesamt gewann Ferrari in der Ära di Montezemolo 118 Rennen, sechs Fahrer- und acht Konstrukteurstitel.
Lauda bedauert den Rücktritt
Di Montezemolo war auch schon Ferraristi, als Niki Lauda zwei Titel für die Roten holte (1975 und 1977). Der heutige Aufsichtsratsvorsitzende des Mercedes-Teams bedauert den Rücktritt. "Mir tut es leid um Luca, weil die ganze Formel-1-Geschichte an ihm hing", sagt Lauda bei 'Sky Sport News HD'. "Er wird in der Formel 1 fehlen."
Fotostrecke: Arrivederci, Luca!
Arrivederci, Luca! 41 Jahre nach seinem Einstieg nimmt Luca Cordero di Montezemolo seinen Hut bei Ferrari und ist ab sofort nicht mehr Präsident der Traditionsmarke. Mit dem Ausscheiden di Montezemolos endet eine Erfolgsgeschichte, die insgesamt acht Fahrer- und elf Konstrukteurstitel beinhaltet. Fotostrecke
Di Montezemolo war ein Segen für Ferrari, aber nicht nur die Roten profitierten von seinem unternehmerischen Geschick und seinen Kontakten. Er saß im Vorstand des Fußball-Klubs Juventus Turin und bereitete erfolgreich die WM 1990 in Italien vor. Ein Jahr später installierte ihn Gianni Agnelli an der Ferrari-Spitze, nachdem Enzo Ferraris Tod 1988 die Sportwagen-Schmiede in eine tiefe Depression gestürzt hatte. Di Montezemolo führte die Scuderia zurück an die Spitze. Den Rufen des früheren Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi, in die Politik einzusteigen, widerstand er.
Zuletzt hatte di Montezemolo das unternehmerische Geschick etwas vermissen verlassen - zumindest, was die Scuderia betrifft. Nach dem Rücktritt von Teamchef Stefano Domenicali im Anschluss an den völlig verpatzten Saisonstart im April holte er Marco Mattiacci, der sich als Fehlgriff erwies. Die anhaltende Durststrecke der Scuderia nagte an di Montezemolo - und sie beschleunigte sein Ende.
Der Erfolg blieb aus, FIAT macht Druck
Mit FIAT-Boss Sergio Marchionne stritt er wegen der ausbleibenden Erfolge immer heftiger. Gerüchte über das Zerwürfnis erhärteten sich am vergangenen Wochenende in Monza, als der Patron noch nichts von einem Ende seiner Ära wissen wollte. Di Montezemolo genoss noch einmal das Rampenlicht und hoffte auf eine sportliche Wende zum Guten - vergeblich: Fernando Alonso schied aus, Kimi Räikkönen wurde Neunter.
Fotostrecke: Pressestimmen zum Montezemolo-Aus
Luca di Montezemolo tritt zurück und räumt noch in diesem Jahr seinen Posten als Ferrari-Präsident. Erfahren Sie in unserer Fotostrecke, wie die Presse auf die interne Umstrukturierung in Maranello reagiert. Fotostrecke
"Ich will Luca persönlich für all das danken, was er für mich, Ferrari und FIAT getan hat", sagte Marchionne. Schon am Sonntag in Monza hatte er das große Aber formuliert: "Seit sechs Jahren gewinnen wir nicht mehr." Bis dato letzter Ferrari-Weltmeister war Räikkönen im Jahr 2007. "Bei Ferrari bahnt sich jetzt unter Marchionne eine Revolution an", schrieb die 'Gazzetta dello Sport'. Über eine Rückkehr von Brawn zu den Roten wird bereits spekuliert.
Am 13. Oktober 2014 wird di Montezemolo seinen Rücktritt anlässlich der 60-Jahr-Feier von Ferrari in Nordamerika vollziehen. Wegen der Fusion von FIAT mit Chrysler und der anstehenden Börsennotierung an der New Yorker Wall Street beginne laut di Montezemolo "eine neue Phase". Und natürlich verabschiedet sich der Patron stilvoll: Es sei richtig, sagte er, dass Marchionne nun das Unternehmen führt.
Wie sehr er mit Ferrari verbunden bleiben wird, lässt eine Antwort di Montezemolos in einem Interview erahnen. "Wieso ist Ferrari eigentlich rot?", lautete die Frage. Antwort: "Weil unser Blut auch rot ist."