• 06. September 2013 · 20:15 Uhr

Button: "Gewinnen ist wie eine Droge"

Jenson Button zählt zu den ältesten Fahrern im Feld - Der Ex-Weltmeister denkt aber noch lange nicht über den Rücktritt nach und will noch viele Rennen gewinnen

(Motorsport-Total.com) - Wenn die Formel 1 im kommenden Frühling in Melbourne in die neue Saison startet, dann ist Jenson Button nach Kimi Räikkönen der älteste Fahrer in der Startaufstellung. Als die beiden Weltmeister im Jahr 2000 beziehungsweise 2001 in die Formel 1 gekommen sind, war der Aufschrei groß, dass sie zu jung sind und über zu wenig Erfahrung verfügen. Die Zeiten haben sich geändert und die beiden zählen nach dem Formel-1-Rücktritt von Mark Webber zu den "Oldies" im Feld. Button denkt aber noch lange nicht über ein Karriereende nach.

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Jenson Button zählt sich noch lange nicht zum alten Eisen Zoom Download

Zunächst muss noch der Vertrag mit McLaren unter Dach und Fach gebracht werden. Der Champion von 2009 sieht es nur als Formalität an. "Ich glaube nicht, dass ich mir Sorgen darüber machen muss, ob mich das Team haben will. Ich will auch bleiben, also ist es nur eine Frage der Zeit. Ich fühle mich als Teil dieses Teams und fühle mich gut. Ich bin in dieses Team eingebettet. Ich würde es vermissen, und das Team würde mich auch vermissen."

"Es ist eine sehr gute Partnerschaft. Wir haben in den vergangenen vier Jahren sehr gut gearbeitet und es wird sicher noch viel kommen." Deshalb ist für Button ein Karriereende noch lange nicht in Sicht: "Nein, eigentlich nicht. Ich denke über Verträge für die Zukunft nach. Es muss jemand kommen und bessere Arbeit leisten als ich, bevor ich über den Rücktritt nachdenke", sagt der Brite klar. "Ich habe das Gefühl, dass ich gute Arbeit leiste und an den meisten Wochenenden das Optimum aus dem Auto heraushole."


Fotos: Jenson Button, Großer Preis von Italien


"Ich muss mich ans Limit pushen und das Maximum aus mir herausholen. Ich habe das Gefühl, dass ich das mache. Deshalb muss ich nicht darüber nachdenken, etwas anderes zu machen", so Button. Pläne nach dem Karriereende stehen noch nicht fest. "Ich weiß es nicht. Im Moment gibt es nichts, das heraussticht, wenn ich aufhöre. Im Moment denke ich über meine Karriere in der Formel 1 nach. Deshalb denke ich nicht zu weit darüber hinaus nach. Ich habe mir andere Kategorien noch nicht angesehen."

Auch die GT-Sparte von McLaren reizt Button nicht besonders: "Das kann interessant sein, ich bin aber kein großer Fan von den Geschwindigkeitsunterschieden der verschiedenen Fahrzeuge in Le Mans", spricht er einen Sicherheitsaspekt an. Derzeit hat Button in den Formel-1-Rennen auch viele Autos um sich herum. McLaren erlebt eine schwierige Saison, doch Buttons Ziele sind ganz klar: "Ich will wieder Rennen gewinnen!"

"Dieses Gefühl macht abhängig, es ist wie eine Droge. Wenn man über die Ziellinie fährt, hat man alle anderen Autos geschlagen und als Team gewonnen. Dieses Gefühl ist etwas ganz Besonderes. Ich will in meiner Karriere noch viele Rennen gewinnen. Wenn man gewinnt, kämpft man auch um den WM-Titel. Deshalb muss man zuerst um Rennsiege kämpfen. Ich möchte das wieder schaffen."

Button stolz auf seine Karriere

"Ich bereue meine Karriere nicht. Es war sicher nicht die einfachste Karriere, aber das Leben ist nicht einfach. Man muss sich pushen. Man muss durch schwierige Zeiten gehen, um die Person zu werden, die man ist. Wenn man in die Weltmeisterschaft sieben oder achtmal gewinnt, dann ist das ein tolles Gefühl, aber ich hatte das nicht. Man muss also die schwierigen Zeiten überstehen, bis man das Material hat, um für die Weltmeisterschaft kämpfen zu können."

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Im Jahr 2009 feierte Jenson Button im Brawn-Mercedes seinen größten Erfolg Zoom Download

"Ich bereue nichts in meiner Karriere. Ich habe auch große Fehler gemacht, als ich mich zwischen BAR und Williams entscheiden musste. Ich habe dennoch eine gute Freundschaft mit Frank Williams, trotz der Schwierigkeiten vor acht, neun Jahren", blickt Button auf das Wechsel-Hick-Hack zurück. "Dazu habe ich die WM gewonnen. Das ist der Traum jedes Fahrers. Ich habe 15 Grands Prix gewonnen und hoffe, dass es noch mehr werden. Ich bin sehr zufrieden mit dem, was ich erreicht habe. Wichtig ist, dass man alles gibt. Ob ich der beste Fahrer bin, wird man nie wissen."

Button ist für Williams, Benetton, Renault, BAR, Honda und Brawn gefahren und ist jetzt beim Traditionsteam McLaren angekommen. Ein Team fehlt in dieser Liste: "Ich hatte nie ernsthafte Gespräche mit Ferrari. Ich glaube, dass dort im nächsten Jahr Fernando und Felipe fahren werden", sagt der Brite über den berühmtesten Rennstall der Welt. "Ich habe heute ein schockierendes Gerücht gehört, nämlich dass Fernando zu McLaren gehen wird. Das ist das verrückteste Gerücht, das sich je gehört habe. Fernando hat McLaren nicht im Besten verlassen."

Button will McLaren wieder nach vorne bringen

Nach Ferrari ist McLaren das erfolgreichste Team der Formel-1-Geschichte, doch der letzte Fahrertitel datiert aus dem Jahr 2008. Eine Ewigkeit in der Formel 1. Trotz der aktuellen Talfahrt glaubt Button nicht, dass McLaren ein ähnlicher Absturz wie Williams widerfahren wird. "Es kann jedem Team passieren. Ein Team kann nicht immer an der Spitze sein, jeder hat schwierige Jahre. Red Bull hat in den vergangenen Jahren super gearbeitet, aber es wird ein Ende davon geben. Vielleicht sind wir dann für zwei, drei Jahre an der Spitze. Man weiß es nie."

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Im Jahr 2004 etablierte sich Jenson Button erstmals im Spitzenfeld Zoom Download

"Dieser Sport ist so konkurrenzfähig. Wenn ein Team in der Premier League vier Jahre lang Meister wird, sollen dann alle anderen Teams aufhören Fußball zu spielen? Wir sind alle hier, um im Wettbewerb anzutreten. Wir wissen, dass wir nicht den besten Job gemacht haben, aber vor neun Monaten hatten wir das beste Formel-1-Auto. Es kann sich sehr schnell drehen, was in diesem Sport sehr gut ist. Wir haben Fehler gemacht, haben aber das Wissen, um eine gute Arbeit machen zu können", ist Button überzeugt.

Monza wird sein 240. Start in der Formel 1 sein. Die 300 rücken langsam in greifbare Nähe. Von all den Rennstrecken rund um den Globus stechen für Button zwei Kurse heraus: "Spa ist für mich alles, ich liebe diese Strecke und fühle mich dort immer wohl. Ich mag auch Suzuka, weil ich eine spezielle Verbindung zu diesem Land habe", denkt er an seine Freundin Jessica Michibata. "Ich liebe auch die Strecke. Es ist für mich eine besondere Strecke."

"Natürlich zählt auch der britische Grand Prix dazu, wo ich immer von den Fans großartig unterstützt werde. Trotzdem ist es für mich in Silverstone nie besonders gut gelaufen. Spa und Suzuki stechen für mich heraus. Dort fühle ich mich wohl und meine Fähigkeiten kommen zur Geltung. Ich genieße es dort zu fahren, egal mit welchem Auto." Dafür gibt es auch eine Strecke, die Button nicht besonders gefällt: "Der schwierigste Kurs ist Südkorea."

"Ich verstehe den Kurs nicht und glaube, dass ich ihn nie verstehen werde. Es gibt einige Strecken, die dir nicht so gut passen wie andere. Südkorea sticht diesbezüglich heraus", merkt er an. Button zählt als Weltmeister zu den großen Formel-1-Fahrern der Geschichte. Aber auch er hatte als Nachwuchspilot Idole. "Ich würde nicht sagen, dass es im Motorsport einen Fahrer gibt, den ich nicht mag."

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Ende 2008 stand Buttons Karriere nach dem Honda-Ausstieg auf der Kippe Zoom Download

"Als Junge hatte ich für alle Formel-1-Fahrer viel Respekt, weil sie alle meine Helden waren. Ich liebe den Sport und wollte immer einer von ihnen sein. Deshalb habe ich zu ihnen aufgeblickt. Ich habe die Rennen zwischen Alain und Ayrton immer genossen, denn sie sind für das gleiche Team gefahren. Natürlich hatten sie ein überlegenes Auto, aber die Action zwischen den beiden war elektrisierend."

"Dazu kommt natürlich Nigel, er ist auch Brite. In den frühen Neunzigerjahren hatte er viele Fans. Ich musste immer lachen, wenn ich seine buschigen Augenbrauen und seinen Oberlippenbart gesehen habe." Auch Button taucht hin und wieder mit einem Dreitagebart im Fahrerlager auf. Wenn sich die Fahrer im kommenden März in Melbourne zum Gruppenfoto aufstellen, wird auch der 18-jährige Sergei Sirotkin dabei sein. "Der älteste Fahrer wird Kimi mit 34 sein. Das ist ziemlich merkwürdig, denn vor 30 Jahren hätte er noch zu den jüngsten Fahrern im Feld gezählt."

"Es hat sich viel verändert, aber das ist überraschend", sagt Button über den Generationenwandel. "Es kommen sehr junge Fahrer in die Formel 1, manche zu früh. Als ich in die Formel 1 kam, war es ich zu jung, aber man weiß nie, ob man eine weitere Möglichkeit bekommt. Wenn ein Fahrer schon einige Jahre dabei ist, dann hat er viel mehr Erfahrung, nicht nur im Auto. Man versteht einfach die Abläufe viel besser, über die man als Junge nie nachdenken würde. Das kommt mit der Erfahrung. Ich finde, ich bin in der besten Situation. Die Formel 1 hält dich jung, was auf der einen Seite gut ist, auf der anderen Seite schwierig."

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