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Hill: "Mein Sohn überholt schon jetzt besser als ich"
Joshua Hill könnte die Motorsport-Dynastie in dritter Generation in die Formel 1 bringen: Vater Damon Hill erklärt, was ihn so stark macht und wieso er ein typischer Hill ist
(Motorsport-Total.com) - Damon Hill ist etwas Einzigartiges gelungen: Er ist der einzige Weltmeister-Sohn, der es in der Formel 1 wie sein Vater zu Titelehren brachte. Während Nico Rosberg noch daran arbeitet, diese Leistung zu egalisieren, ist bereits der nächste Hill-Spross auf den Spuren seiner Vorfahren und hat die Formel 1 ins Visier genommen.
Joshua Hill wird im Januar 21 Jahre alt und ist Enkelsohn der bei einem Flugzeugabsturz tödlich verunglückten Formel-1-Legende Graham Hill und Sohn von Damon Hill, der 1996 Formel-1-Champion wurde. Wie seine Vorfahren trägt auch er das Muster des Londoner Ruderklubs auf dem Helm, in dem sich Großvater Graham und seine Frau Bette Hill einst kennengelernt hatten.
Noch ist es schwierig, seine Leistungen einzuschätzen, schließlich hat er erst mit 15 mit dem Motorsport angefangen. Während er 2011 in der Premierensaison der britischen Formel-Renault-Meisterschaft nicht so recht auf Touren kam und Siebter wurde, ließ er in der Winterserie zuletzt sein Talent aufblitzen und mutierte zum Siegfahrer.
Josh Hill im Zweikampf besser als sein Vater?
Er raste in allen sechs Rennen auf die Pole-Position und mit dem Sieg, der Pole und der Schnellsten Runde beim Saisonfinale in Rockingham krönte er sich zum einzigen Piloten, dem das Triple gelungen war. Und Vater Damon Hill schwärmt gegenüber 'The Flying Lap', dass ihn sein Sohn bereits in einer Disziplin übertrumpft hat: das Überholen.
Michael Schumachers einstiger Erzrivale ist mit den Leistungen seines Sohnes in der britischen Formel-Renault-Winterserie sehr zufrieden: "Er hat nicht jedes Rennen gewonnen, aber er war Schnellster im Qualifying, Schnellster beim Testen und Schnellster in den Rennen. Er fügt nun alle nötigen Elemente zusammen, um ein absoluter Spitzenpilot zu sein."
Typisch Hill: Auch Josh kommt spät in die Gänge
Dabei war es ursprünglich gar nicht in Damon Hills Interesse, dass seine Kinder - Josh hat mit Oliver einen um zwei Jahre älteren Bruder und zwei jüngere Schwestern - in seine Fußstapfen treten. "Ich war ziemlich überrascht, als Josh sagte, er möchte Rennen fahren", erinnert er sich. "Ich war ziemlich schockiert, um ehrlich zu sein. Mit 15 sagte er, dass er es probieren möchte. Ich war etwas bestürzt und sagte: 'Sehen wir mal, wie es läuft'."
Obwohl Joshua Hill für heutige Motorsport-Verhältnisse als absoluter Spätzünder gilt, hat er in der Hill-Familie diesbezüglich einen Rekord inne. "Er ist der jüngste Hill, der je in einem Rennauto saß", spielt Damon Hill darauf an, dass er seine Karriere mit Motorrad-Rennen begann und erst mit 23 eine Rennfahrer-Schule besuchte. Weil er erst mit 32 in der Formel 1 debütierte, schummelte er zunächst beim Alter und machte sich sogar um zwei Jahre jünger.
Wie Vater Hill das Talent des Sohnes erkannte
Der Vater weiß, dass Sohn Joshua in Sachen Erfahrung für sein Alter "etwas im Hintertreffen" ist, dennoch hält er seinen Sohn für sehr talentiert: "Es ist ganz klar etwas da, das kann man schon sagen. Man spürt es, wenn gewisse Dinge passieren, wenn es an der Kartbahn regnet und sie auf Slicks draußen sind und nicht auf Regenreifen wechseln und er sich bei strömendem Regen von hinten nach vorne arbeitet. Da müssen gewisse Fähigkeiten da sein. Ob das genetisch bedingt ist, kann ich nicht sagen, denn da bräuchten wir einen Gen-Experten. Aber vielleicht liegt es an früheren Erfahrungen, die durch die Abstammung zu ihm durchgedrungen sind. Er hat auf jeden Fall Talent."
Hill keine "Eislauf-Mutter"
Ihm ist bewusst, dass andere Eltern bei ihren Kindern zum Beispiel ein musisches Talent erkennen und sie dann "unter Druck setzen und pushen." Im Motorsport gibt es laut Hill aber einen maßgeblichen Unterschied: "Da ist so etwas gefährlich. Man will nicht, dass sein Sohn oder seine Tochter so etwas tut, außer sie wollen es selbst wirklich tun."
Hill weiß, dass man in einem gewissen Alter noch Zweifel hat, ob der eingeschlagene Weg der richtige ist. "Ich würde da als Vater nicht stehen wollen und sagen: 'Setze dich jetzt wieder ins Auto und fahre so schnell du kannst!'", stellt er klar. "Die Verantwortung ist zu groß. Diese Person muss reif genug sein, um zu wissen, was sie tut und welches Risiko sie eingeht, denn sie fährt ja selbst."
Auf den Biss kommt es an
Der 51-Jährige erinnert sich, wie er mit zehn Jahren in Silverstone seine Liebe zum Motorrad-Sport entdeckte. "Mein Vater fuhr gerade ein Rennen, während ich richtig gelangweilt die Autos vorbeirasen sah und nicht wusste, was gerade vor sich geht. Ein Freund hatte ein Honda-Monkey-Bike hinten am Feld stehen. Das schnappte ich mir und fand das großartig. Ich dachte mir, dass ich das machen sollte. Ab dem Alter von zehn Jahre wollte ich Motorrad-Rennen fahren."
Hill ortet bei seinem Sohn Racer-Eigenschaften
Auch sein Sohn dürfte diesen Charakterzug besitzen: "Er ist auf eine ruhige Art und Weise entschlossen. Man erkennt es nicht, wenn man ihn nur trifft, dass in ihm ein sehr konkurrenzfähiges Wesen steckt. Wenn er aber in einem Auto sitzt, dann ändert sich die Persönlichkeit oder ein Teil dieser Persönlichkeit kommt an die Oberfläche."
Besonders stolz ist er aber auf das Zweikampf-Verhalten des Youngsters: "Er hat die Fähigkeit, Situationen sehr gut einzuschätzen, vor allem beim Überholen. Er scheint recht gut darin zu sein, die Leute vor ihm verrückt zu machen, einen Weg vorbei zu finden und ein gutes Manöver zu machen. Das war in den letzten Jahren ein Merkmal seines Fahrstils."
Josh Hills Karriereplanung
Doch wie geht es nun mit Hill junior weiter? Zunächst möchte er ein weiteres Jahr in der britischen Formel-Renault-Serie einlegen, in der sich bereits heutige Stars wie Kimi Räikkönen, Heikki Kovalainen oder Lewis Hamilton einen Namen machten. Das Ziel ist der Titel. "Er hat gesagt, dass er das erledigen will und dass die Winterserie ein Vorgeschmack darauf gewesen sein soll", gibt Damon Hill Einblicke in die Karriereplanung.
Der Druck ist laut Hill die größte Herausforderung in der Formel 1 - eine Herausforderung, an der er selbst mehrmals scheiterte, ehe er 1996 im Titelkampf gegen Villeneuve endlich den Sack zumachte. "Es gibt viele Leute, die fahren können", weiß Hill. "Aber wenn man am Ende in der Formel 1 ist, dann wird man mit dem Druck konfrontiert. Es geht darum, wie man damit umgeht."