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'YouTube'-Star Block macht die Formel 1 unsicher
Wie Pirelli mit der Verpflichtung von 'YouTube'-Star Ken Block als Formel-1-Tester ein genialer Schachzug gelang und was der Lenkradartist in Monza vorhat
(Motorsport-Total.com) - Ken Block ist kreativ, furchtlos und hat Benzin im Blut. Dazu kommt, dass er ein außergewöhnliches Talent zur Selbstdarstellung besitzt. Der 43-Jährige mauserte sich mit seinen spektakulären Motorsport-Actionvideos zum Star der 'YouTube'-Generation und begeistert damit Millionen von Menschen, die sonst wenig Zugang zum Motorsport haben.
Kein Wunder, denn die bewegten Bilder sorgen für Gänsehaut: Fliegende Autos vor teils atemberaubenden Kulissen, aber auch Manöver, wo man das Fahrtalent des Mitbegründers der Kult-Schuhmarke DC Shoes erkennt, zeichen seine Gymkhana-Videos aus. Dass er aber nicht nur ein Mitglied der Spaßgesellschaft ist, bewies Block mit seinen Rallye-Einsätzen in den USA und auch in der Rallye-Weltmeisterschaft.
Auch fernab seiner Heimat mauserte sich der Mann aus Long Beach als WRC-Ass schnell zum absoluten Publikumsliebling - mutige Vollgas-Artisten mit einem spektakulären Fahrstil kommen eben auch in der Welt der Driftkönige an. Doch jetzt stellt sich Block, der gerne Neues ausprobiert, einer völlig fremden Herausforderung. Am 5. August 2011 wird er zum ersten Mal in seinem Leben am Steuer eines Formel-1-Boliden sitzen. Aufregende Szenen scheinen vorprogrammiert, zumal er seine Premiere auf der Hochgeschwindigkeits-Strecke in Monza feiern wird - der schnellste Kurs im Formel-1-Kalender.
Pirellis genialer Marketing-Schachzug
Hinter der Aktion steht Blocks Sponsor und Formel-1-Reifenlieferant Pirelli. Den Motorsport-Selbstdarsteller in den Toyota-Testboliden der italienischen Reifenfirma zu setzen, ist ein genialer Schachzug von Sportchef Paul Hembery & Co. - so erschließt man mit dem Formel-1-Engagement völlig neue Kreise.
Auch Block bestätigt, dass sein Sponsor die Idee hatte, ihn in ein Formel-1-Auto zu setzen: "Es war eigentlich die Idee von Pirelli. Ich dachte gar nicht, dass so etwas überhaupt möglich ist. Sie wollten aber etwas Einzigartiges, etwas ganz Anderes mit mir machen. Für mich geht ein Traum in Erfüllung." Der Motorsport-Tausendsassa betritt somit einmal mehr komplettes Neuland: "Ich bin alle möglichen Autos gefahren - von den Rage-Buggys bis zu Autos beim Baja 2000. Ich hatte auch schon das Glück, in meiner Karriere einige spektakuläre Stunts zu machen, aber das ist etwas ganz Anderes. Ich saß noch nie in einem Einsitzer auf Asphalt."
Block zeigt Respekt vor Formel-1-Boliden
Dabei ist die Formel 1 für ihn freilich kein komplett unbeschriebenes Blatt: "Jeder spricht über die Formel 1 als Königsklasse des Motorsports, daher kann ich es gar nicht mehr erwarten, das für mich selbst zu entdecken. Ich bin Pirelli dafür sehr dankbar." Trotz der Vorfreude überwiegt derzeit der Respekt: "Diese Autos sind so speziell, daher muss ich realistisch sein, was meine Möglichkeiten angeht. Ich weiß aber, dass wir jede Menge Spaß haben werden."
Die meisten Formel-1-Debütanten klagen darüber, dass sie die Reifen nicht auf die gewünschte Betriebstemperatur bringen - ein Problem, das teils sogar gestandene Profis zur Verzweiflung bringt. Wenn sich Block dann im Cockpit wohlfühlt, möchte man ihm auch die härteren, aber haltbaren Mischungen medium und hard zur Verfügung stellen - Reifen, mit denen er auch seine legendären Gymkhana-Donuts machen kann.
Block als Reifentester
"Wir sind wirklich gespannt, was er von unseren Formel-1-Reifen hält", sagt Hembery, der auf einen großen Marketing-Erfolg hofft. "Ich bin sicher, dass es Millionen von Fans auf der ganzen Welt gar nicht erwarten können, ihn hinter dem Steuer eines Grand-Prix-Autos zu sehen. Ken scheint ein Mensch zu sein, der bereits fast alles in seiner Karriere gemacht hat. Ich bin froh, dass wir ihm eine neue Erfahrung bieten können."
Die Leistung der Boliden wird Block vermutlich nicht so sehr überraschen, wie das Fahrverhalten. Er hat bereits Erfahrung mit Boliden, die von 700 PS starken Triebwerken befeuert werden. "Ja, das habe ich", bestätigt er. "Bei einem meiner Gymkhana-Autos. Das benötigt man bei dieser Art des Fahrens." Dennoch ist das Fahrgefühl kaum zu vergleichen. "Man hat Allradantrieb - es unterscheidet sich also extrem in Sachen Kraftübertragung und Fahrverhalten von der Formel 1."
Wie sich Block auf die Formel 1 vorbereitet
Doch wie wird er sich nun auf seine Formel-1-Premiere vorbereiten? "Viele Nackenübungen", grinst er schelmisch. Im Vordergrund stehen aber auch die technischen Eigenheiten eines Formel-1-Boliden: "Ich werde zwei Tage im Simulator in Deutschland verbringen, um mich mit dem Lenkrad und mit dem Verhalten des Autos vertraut zu machen."
Wichtig sind freilich auch die Streckenkenntnisse, obwohl er sich mit dem Kurs in Monza eine der leichter zu lernenden Strecken ausgesucht hat. Zudem hofft er, dass ihm die Charakteristik des Kurses liegt: "Es ist eine alte, einzigartige Strecke und ich hoffe, dass sie meinem Fahrstil entgegenkommt. Glücklicherweise mag ich die schnellen Strecken. Ich möchte die Strecke vor meinem Formel-1-Ausflug kennenlernen."
Kunststücke nicht ausgeschlossen
Und zwar auf seine ganze eigene Art und Weise. Es wäre nicht Block, würde er nicht sogar aus einem simplen Erlernen des Kurses eine PR-Aktion machen: "Vielleicht werde ich mein WRC-Auto mitbringen, weil der Test zwei Wochen vor der Deutschland-Rallye stattfindet. Das ist eine Asphalt-Veranstaltung. Vielleicht vergleichen wir ein WRC-Auto mit diesen Geräten."