• 09. August 2010 · 14:11 Uhr

James Key: Die Sauber-Schlüsselfigur im Portrait

Er hat Force India nach vorne gebracht und soll Sauber nun zurück in die Erfolgsspur bringen: Technikchef James Key im Portrait

(Motorsport-Total.com) - James Key hat bei Sauber im April dieses Jahres die Nachfolge des langjährigen Technischen Direktors Willy Rampf angetreten. Der 38-jährige Brite kam von Force India, wo er entscheidend dabei mithalf, die Inder vom Hinterbänkler zum Mittelfeldteam zu formen. Key ist der jüngste Technikchef in der Formel 1, gleichzeitig auch einer der angesehensten. Der Ingenieur ist somit an seinem Ziel angelangt, dass er sich in frühester Jugend bereits gesteckt hatte.

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Hoffnungsträger: James Key ist seit April 2010 neuer Technikchef bei Sauber Zoom Download

"Schon mit zehn Jahren wollte ich in die Formel 1. Autos habe ich immer schon geliebt", berichtet Key, der von seinem Vater an den Motorsport herangeführt wurde. "Er hat mich erstmals zu einer Motorsport-Veranstaltung mitgenommen. Das war eine Rallye und ich war vier oder fünf Jahre alt. Als ich neun war haben wir ein Formelrennen besucht und ab da war alles klar", erklärt der Sauber-Mann mit einem Lächeln.

Die Formel 1 ist schon früh das Ziel

"Für mich war das Ziel deutlich definiert", stellt Key seine berufliche Planung dar. Es ist das Jahr 1982. Im heimischen Chelmsford müssen einige motorisierte Fahrzeuge erst einmal frisiert werden. "Ich habe an Dingen gearbeitet, die für eine mögliche Karriere im Motorsport relevant sein könnten", lacht der dreifache Familienvater. "Es gab damals keinen konkreten Plan, aber eben eine klare Richtung."

"Der Sport insgesamt war für mich interessant. Vor allem aber die Autos. Es war die große Zeit von Senna und Prost in der Formel 1, aber gleichzeitig wurden auch im technischen Bereich tolle Erfindungen gezeigt. Monocoques und andere Dinge hielten Einzug. Der Technologie-Aspekt rückte damals mehr und mehr in den Vordergrund. Auch im Bereich der Motoren passierte damals noch viel. Ich fand es hoch interessant, welch verschiedene Ansätze es dort gab."

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Nachfolger und Vorgänger: James Key und Willy Rampf im Gespräch Zoom Download

"Während in anderen Ländern über die Duelle Senna gegen Prost oder Mansell gegen Piquet gesprochen wurde, stand in Großbritannien auch oft die Technik im Fokus", erklärt der Sauber-Technikchef die Vorzüge des Lebens auf der britischen Insel. Schon damals wird in einschlägigen Fachmagazinen über die neuesten Entwicklungen bei halbautomatischen Getrieben oder der Aerodynamik berichtet. Diese Berichte erwecken das Interesse des damaligen Schülers ganz besonders.

Nach dem Vorbild des Vaters (Techniker in der Petrochemie) schlägt auch der Filius nach der Schulzeit eine Ingenieurslaufbahn ein. Schon während des Maschinenbau-Studiums an der Universität in Nottingham entstehen Kontakte zu Lotus. "Man muss frühzeitig erste Erfahrungen sammeln. Viele Leute arbeiten nebenbei als Rennmechaniker oder Dateningenieur bei kleinen Teams. Da kannst du nicht viel Geld verdienen, aber umso mehr wichtige Erfahrungen sammeln."

Wichtige Erfahrungen mit Lotus

"Ich hatte das Glück, dass ich während des Studiums bei Lotus unterkam. Ich war also sofort ganz nahe dran am Motorsport", sagt Key, der bei der britischen Traditionsmarke sofort am GT2-Projekt mitwirken darf. Er lernt den Windkanal, die Simulationstools und viele weitere wichtige Elemente kennen. "Ich durfte als Ingenieur im GT-Projekt in Le Mans arbeiten. Das war natürlich eine wichtige Erfahrung."

"Ich habe im Rahmen dessen keine wichtige Rolle gehabt, aber man lernt die Szene kennen und hat genauen Einblick in alle Abläufe. Außerdem war auch mein Name dadurch plötzlich im Umfeld bekannt. Das ist natürlich immer wichtig", sagt der 38-Jährige über seine ersten Schritte auf der großen Bühne Motorsport. "Dann gab es wieder einen netten Zufall. Gerade als ich mit dem Studium fertig war, wurde im Bereich Design eine gute Stelle frei - ich war verfügbar. Ich konnte als Junioringenieur sofort einsteigen."

"Das alles hat mir in kurzer Zeit dabei geholfen, wichtige Erfahrungen im Motorsport zu sammeln. Diese Vita machte sich dann natürlich auch in der Formel 1 gut", sagt Key. "Ich habe am Antrieb, am Chassis, an Aerodynamik und am Design des GT2-Autos gearbeitet. Ich konnte somit in vielen Bereichen Erfahrungen sammeln. Auch die Abläufe bei Simulationen kannte ich."

"Meine Abschlussarbeit an der Universität war ebenfalls wichtig. Ich hatte ein Projekt, wo ich ein Track-Positioning-System entwerfen, bauen und einsetzen musste. Das alles zusammen in Kombination mit den Kenntnissen aus dem Bereich Simulation war natürlich für den hochklassigen Motorsport relevant", erklärt der akribische Arbeiter, der nach eigener Aussage nicht einmal ein herausragender Student war.

Der Gesamtüberblick als Schlüssel

Die Leidenschaft, der Ehrgeiz und die reichhaltige Erfahrung ermöglichen den schnellen Sprung in die Königsklasse. 1998 heuert Key - damals gerade einmal 26 Jahre alt - bei Jordan an. Er wird Dateningenieur am Fahrzeug von Ralf Schumacher. "Sam Michael war damals Renningenieur", erinnert sich Key an die gemeinsame Zeit mit dem heutigen Williams-Technikchef. Sowohl bei Michael als auch bei vielen anderen erfahrenen Formel-1-Technikern schaut er sich schnell wichtige Herangehensweisen ab.

"Als Dateningenieur hast du den enormen Vorteil, dass du den Überblick über viele Bereiche hast. Man erkennt und versteht dann schnell, wie solch ein Formel-1-Einsatz als geschlossenes System samt Fahrer und Reifen zusammenspielt", erklärt Key. "Man lernt bei der Analyse zur Verbesserung des Autos schnell das große Ganze immer im Blick zu haben - die gegenseitigen Abhängigkeiten der einzelnen Komponenten. So gesehen ist Dateningenieur die ideale Einstiegsposition."

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James Key lauscht den Erklärungen von Sauber-Pilot Pedro de la Rosa Zoom Download

"Man weiß sofort seine Entscheidungen abzuwägen. Man muss sich überlegen, was welchen Einfluss auf die Performance des Autos hat. So muss ein Designer beim Entwurf eines neuen Autos letztlich auch immer denken", beschreibt der Techniker den logischen weiteren Aufstieg über Testingenieur zum Renningenieur. Key absolviert bei Jordan außerdem die Stationen Aerodynamik und Fahrzeugdynamik. All das schärft seinen Blick für das Wesentliche noch weiter.

"Eigentlich wollte ich unbedingt Renningenieur werden", hätte sich Key auch mit einem anderen Posten zufrieden gegeben. "Aber natürlich war das ultimative Ziel auch die Position eine Technischen Direktors. Aber so etwas kann man nicht planen, man kann höchstens den Wunsch haben." Dieser Wunsch erfüllt sich 2005. Er wird zum Technikchef bei Midland befördert, bleibt in dieser Position nach der Umbenennung in Spyker und später in Force India.

Kein Standard-Karriereweg für Nachwuchsingenieure

Im Team von Vijay Mallya kann Key seine Stärken voll einbringen und hilft dem Team innerhalb kurzer Zeit technisch auf die Sprünge. Die Inder sind plötzlich nicht mehr hinten, sondern solide im Mittelfeld. "Man hat sehr ambitionierte Leute um sich. Die Aufgabe ist es dann dafür zu sorgen, dass diese Leute in eine gemeinsame Richtung arbeiten, alle an einem Strang ziehen", will Key seine Rolle nicht überbewertet wissen.

"Ein Mensch allein entwirft keinen Formel-1-Wagen."James Key
"Wichtig ist, dass man als Technischer Direktor die entscheidende Richtung vorgibt und sagt, wo es lang geht. Das ist ganz besonders wichtig, wenn man kurzfristig ein Problem lösen muss", erklärt der nun schon sehr Erfahrene Formel-1-Techniker. "Es ist gar nicht so einfach. Man muss den Leuten eine Richtung vorgeben, passende Ideen haben, den Entwicklungsplan erstellen und gleichzeitig immer auch das zur Verfügung stehende Budget im Hinterkopf haben."

"Ein Mensch allein entwirft keinen Formel-1-Wagen" - lautet die klare Aussage von Key über die Verantwortung beim Bau eines neuen Boliden. Ein schlagkräftiges Team ist gefragt, möglichst mit frischem Wind. Wer also nun als Student einen solchen Weg einschlagen möchte, sollte sich die Key-Tipps zu Herzen nehmen: "Man muss auf jeden Fall ein klares Ziel haben. Es gibt aber leider für Techniker keinen Standard-Karriereweg, der in die Formel 1 führt."

"Ein Umzug nach Großbritannien hilft erst einmal ganz bestimmt. Dort gibt es unglaubliche viele Firmen, die als Zulieferer im Motorsport agieren und entsprechend Kontakte zu Teams haben", sagt ausgerechnet jener Mann, der zum April dieses Jahres die britische Insel verließ, um in die Schweiz umzusiedeln. "Ich habe als Ingenieur einfach viele Jahre konsequent an meinem Ziel gearbeitet", erklärt er und macht sich an die Planungen für den nächstjährigen Sauber C30.

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