Tausch mit Lawson schon für Suzuka? Schumacher warnt Tsunoda vor Red Bull

(Motorsport-Total.com) - Jetzt wird es ganz eng für Liam Lawson: Wie Motorsport-Total.com erfahren hat, zieht Red Bull nach dem schwierigen Saisonstart für den Neuseeländer offenbar in Erwägung, seine Fahreraufstellung schon vor dem Rennen in Suzuka zu ändern!

Dabei gilt Racing-Bulls-Pilot Yuki Tsunoda im Fahrerlager als aussichtsreicher Kandidat für einen Wechsel ins Hauptteam. Eine endgültige Entscheidung wurde zwar noch nicht getroffen, doch die Diskussionen über ein solches Szenario haben begonnen - und ein Fahrertausch zwischen beiden Teams scheint eine realistische Option zu sein.

Denn Lawson kann nach seinem schweren Einstand bei Red Bull und dem Crash-Auftakt in Australien auch in China erneut nicht überzeugen: Letzter Startplatz für den Sprint, in dem er am Samstag nur auf Rang 17 landet - letzter Startplatz auch für das Rennen am Sonntag, das Lawson schlussendlich auf der 15. Position beendet.

Lawson: "Hat nicht so funktioniert, wie wir erhofft hatten"

"Wir haben uns für einen Start aus der Boxengasse entschieden, um etwas am Auto auszuprobieren. Leider hat es nicht so funktioniert, wie wir es uns erhofft hatten", berichtet Lawson im Ziel niedergeschlagen: "Ein ohnehin schon schwieriges Wochenende wurde dadurch noch ein wenig härter."

Für ihn sei es mit dem RB21 nach wie vor ein Lernprozess, und "einige dieser Fragen wurden heute beantwortet", glaubt Lawson zwar, doch dem Neuseeländer ist bewusst, dass ihm die Zeit davonläuft: "Ich muss es so schnell wie möglich verstehen", erklärt in Bezug auf sein Auto. Interessant: Dabei offenbart Lawson, dass das große Defizit zu Teamkollege Max Verstappen nur von "ein paar Stellen auf der Strecke" herrühre:

"Ein Großteil der Runde ist tatsächlich sehr ähnlich, aber es gibt eben diese wenigen kritischen Punkte. Insgesamt hat das Auto ein sehr schmales Arbeitsfenster", berichtet Lawson: "Max schafft es, genau in diesem Fenster zu fahren, das Limit überall zu spüren und sich damit wohlzufühlen. Das ist etwas, woran ich noch arbeite."

Unumwunden räumt Lawson dann auch ein, dass die aktuelle Situation für ihn "natürlich extrem hart" sei: "Das macht mir keinen Spaß", sagt der 23-Jährige, "aber ich arbeite wirklich so intensiv wie möglich daran, die Situation in den Griff zu bekommen".

Lawson enttäuscht erneut: Red-Bull-Sitz wackelt

Allein: Ob Lawson dazu überhaupt noch die Chance bekommt, das steht aktuell in den Sternen. Red-Bull-Berater Helmut Marko sagt im Gespräch mit Motorsport-Total.com zur Leistung seines Schützlings in Shanghai, dieser habe zwar im Rennen "nicht viel Fortschritt gemacht, aber seine Rundenzeiten waren näher an Max dran. Das ist zumindest ein Schritt nach vorn."

Trotz der von Lawson beschriebenen Schwierigkeiten, findet Marko: "Mit diesem Set-up hat er seine bisher beste Leistung gezeigt." In Bezug auf die Frage nach Lawsons Zukunft reagiert der Österreicher aber trotzdem ausweichend: "Im Moment liegt der Fokus darauf, das Auto zu verbessern. Und dann besprechen wir den Rest", sagt Marko vor der Abreise aus China.

Auch Teamchef Christian Horner vermeidet am Sonntag ein klares Bekenntnis zu seinem Schützling: Zwar sei Lawson "ein großartiger Rennfahrer, der die Ellenbogen ausfährt und nicht nachgibt", so der Brite bei Sky, "aber im Moment kämpft er noch damit, das Limit dieses Autos zu finden und das Maximum herauszuholen. Als Team versuchen wir natürlich, ihn bestmöglich zu unterstützen."

In Bezug auf Lawsons weitere Zukunft im A-Team von Red Bull will sich aber auch Horner nicht festlegen: "Nun, die Formel 1 ist ein hartes Geschäft, das von Druck bestimmt wird. Zeit ist immer ein entscheidender Faktor, und Liam weiß das", erklärt der Teamchef: "Hoffentlich wird er entsprechend reagieren - und dann werden wir sehen, wie es weitergeht."

Bereits nach dem Qualifying am Samstag hatte Lawson in Bezug auf seine Performance selbst klargestellt: "Es braucht einfach Zeit. Leider habe ich die aber nicht." Als Motorsport-Total.com die Aussagen auch Marko vorlegte, entgegnete dieser knapp: "Er hat recht."

Tsunoda 2.0: Beförderung für den "anderen Yuki"?

Obwohl Marko nicht näher erläuterte, ob Lawson noch weitere Zeit zur Leistungssteigerung erhält, scheint dessen Unvermögen mehr Performance aus dem Auto herauszuholen Red Bulls Management dazu veranlasst zu haben, eine sofortige Veränderung in Betracht zu ziehen - denn mit Yuki Tsunoda präsentiert sich der potenzielle Ersatzkandidat diese Saison bislang in überzeugender Form.

Nach einem starken Auftritt in Australien, wo von Startplatz fünf aus nur eine strategische Fehlentscheidung seines Teams ein Top-Resultat verhinderte, wusste Tsunoda auch in China zu überzeugen, wurde im Sprint Sechster und hielt dabei über 19 Runden hinweg erfolgreich den Mercedes von Andrea Kimi Antonelli hinter sich. Im Grand Prix am Sonntag wurde Tsunoda dann erneut von der Strategie und einem Schaden am Frontflügel ausgebremst.

Die gute Form des Japaners ist den Red-Bull-Verantwortlichen aber trotzdem nicht verborgen geblieben: "Yuki ist ein anderer Yuki als in den vergangenen Jahren. Er ist in der Form seines Lebens", lobt etwa Marko gegenüber Motorsport-Total.com. Kein Wunder also, dass bereits erste Spekulationen über eine mögliche Beförderung ins Hauptteam aufkamen - allerdings wurde nicht erwartet, dass Red Bull eine solche Option bereits zu diesem frühen Zeitpunkt ernsthaft in Betracht ziehen könnte.

Auf die Frage, ob er selbst sich bereits für sein Heimspiel in Suzuka einen Wechsel ins Red-Bull-Team vorstellen könne, antwortet Tsunoda am Wochenende: "Japan? Ja, zu 100 Prozent. Ich glaube, das [Red-Bull-]Auto ist schneller."

Lawson kontert Tsunoda: "Habe ihn geschlagen"

Worte, die beim aktuellen Inhaber des Red-Bull-Cockpits natürlich weniger gut ankommen: "Das ist mir ehrlich gesagt egal. Er kann sagen, was er möchte", entgegnet Lawson auf Tsunodas Aussagen, schickt allerdings hinterher: "Ich bin jahrelang gegen ihn gefahren, habe ihn in den Nachwuchskategorien geschlagen - und auch in der Formel 1. Er kann also reden, wie er will."

Die am Wochenende heiß diskutierte Frage, ob der Racing Bull aktuell nicht vielleicht sogar das schnellere Auto sei als der Red Bull, "spielt ehrlich gesagt keine Rolle", findet Lawson, weiß er doch: "Ich muss in diesem Auto schneller sein." Dabei macht sich der Neuseeländer allerdings nichts vor: "Ich bin auch nicht naiv. Ich weiß, dass ich hier bin, um Leistung zu bringen. Und wenn ich das nicht tue, werde ich nicht lange hier sein."

Auch Ex-Formel-1-Pilot Ralf Schumacher sieht in seiner Rennanalyse, die um 15 Uhr auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de live gestreamt wird, bei Lawson im Moment "Riesenprobleme, mit dem Auto klarzukommen. Der Red Bull ist unheimlich schwer zu fahren, selbst Max Verstappen sagt das."

Trotzdem würde der Deutsche davon "abraten, jetzt zu wechseln. Weil ich glaube: Jeder tut sich schwer, der jetzt neben Max Verstappen kommt. Ich würde daher empfehlen, Liam noch eine Chance zu geben und zu hoffen, dass es in Suzuka besser passt und vor allem das Auto besser wird, denn ich glaube, in erster Linie liegt es am Team, das Auto zu verbessern."

Bereits direkt nach dem Rennen hatte Schumacher auch bei Sky das einstige Erfolgsteam in die Pflicht genommen: "Ich glaube, dass [Pierre] Waché einfach mit der Aufgabe, nicht überfordert ist, aber es nicht im Griff hat. Das ist ein Konzept zur Weiterentwicklung gewesen, das hat er letztes Jahr schon nicht geschafft, jetzt mit dem neuen [RB21 auch] nicht. Also fehlt mir die Fantasie, warum er es auf einmal hinkriegen soll."

Schumacher warnt Tsunoda: "Würde ich ihm nicht raten"

Vor diesem Hintergrund spricht Schumacher auch eine explizite Warnung an Tsunoda aus: "Ich kann es keinem empfehlen", sagt er in Bezug auf einen möglichen Wechsel des Japaners zu Red Bull: "Wenn ich zum Beispiel der Manager von Tsunoda wäre, würde ich ihm nicht raten dahinzugehen."

Anders als Tsunoda selbst, glaubt Schumacher: "Im Moment ist der Racing Bull das bessere Auto, Tsunoda kommt super damit klar. Also damit kann er sich keinen Gefallen tun." Bei Red Bull indes hätten sich zuletzt ausnahmslos alle Piloten die Zähne an dem schwierigen Auto und Teamkollege Verstappen ausgebissen: "Egal wen ich jetzt daneben setze, vermute ich, der wird dann auch innerhalb von zwei, drei Rennen wieder nach Hause geschickt werden", urteilt der Experte.

Wie Motorsport-Total.com erfahren hat, gehen die Diskussionen über die Fahrerbesetzung bei Red Bull nach dem Rennen in Shanghai aber dennoch munter weiter. Eine endgültige Entscheidung - ob Lawson doch noch mehr Zeit zur Entwicklung erhält oder Tsunoda ihn unmittelbar ersetzt - wird in der kommenden Woche erwartet.