Ralf Schumacher: Hamiltons Verhalten am Funk "geht gar nicht"
Ralf Schumacher kritisiert dass Verhalten von Lewis Hamilton am Funk und würde beiden Ferrari-Fahrern den Kopf waschen - Günther Steiner zeigt Verständnis
(Motorsport-Total.com) - War der Funkaustausch von Lewis Hamilton mit seinem neuen Renningenieur Riccardo Adami in Melbourne unter "aller Anfang ist schwer" einzusortieren oder war das schon eine Spur zu viel? Zumindest hatte es über dieses Thema danach heiße Diskussionen gegeben, weil Hamilton doch ziemlich unsouverän auf die Ansagen seines Ingenieurs reagiert hatte.
Für Ralf Schumacher war das auf jeden Fall zu viel des Guten: "Ein Formel-1-Fahrer, der Weltmeister war, Weltmeister werden will und so viel Erfahrung hat, sollte zu jeder Zeit ansprechbar sein und versuchen, seine Situation zu verbessern", findet der Deutsche gegenüber Sky.
Doch Hamilton würgte seinen Renningenieur mehrfach ab und wollte weniger Informationen haben - und manchmal mehr als er bekam. "Bei Lewis Hamilton zeigt es ein weiteres Mal, dass er wirklich kämpft", urteilt Schumacher.
"Ich glaube, er versteht selbst nicht, warum er jetzt nicht mehr den Unterschied macht, warum er nicht deutlich schneller ist als sein Teamkollege", so der Deutsche. "Er ärgert sich über sich selbst, hat gekämpft, auf der Strecke zu bleiben und hatte einfach nicht genug Platz, da noch mit dem Ingenieur zu reden."
Die Reaktion ist für Schumacher aber nicht nur "unhöflich", sondern auch "kein gutes Zeichen". Denn ihm zeige es, dass Hamilton nicht mehr alles mit links macht.
"Würde beiden auf die Finger klopfen"
"Also ich kann mich daran erinnern, ich konnte es immer, mein Bruder hat es auch zu jeder Zeit gemacht, Max Verstappen kann es auch zu jeder Zeit, selbst Lando Norris macht es zu jeder Zeit", sagt er. "Also ein siebenfacher Weltmeister sollte da mehr Potenzial haben."
Schumacher nimmt aber auch Hamiltons Teamkollegen Charles Leclerc mit in die Pflicht, der ebenfalls pampig am Funk reagiert habe, was für den Ex-Piloten sogar "noch enttäuschender" ist, weil sich Leclerc eigentlich wohlfühlen sollte und keine Eingewöhnungszeit mehr braucht.
"Wenn ich jetzt der Teamchef wäre, würde ich mir beide mal in mein Büro holen und beiden mal auf die Finger klopfen", sagt er. "Am Ende ist es ja so, dass das ganze Team da draußen sitzt und nichts anderes tut als zu versuchen, den zwei Ochsen da drin irgendwie zu helfen. Und wenn die dann auch noch pampig sind, dann muss ich sagen: Das geht gar nicht!"
Steiner: Es braucht noch ein wenig Anpassung
Etwas mehr Welpenschutz bekommt Hamilton von Günther Steiner, der dem siebenmaligen Weltmeister etwas Eingewöhnungszeit zugesteht: "Er weiß noch nicht genau, wie sie kommunizieren", sagt er im Podcast Starting Grid.
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Hamilton wisse noch nicht, wie weit er mit seinem neuen Renningenieur gehen kann und was er ihm sagen kann, nachdem er zuvor viele Jahre lang mit seinem engen Verbündeten Peter Bonnington zusammengearbeitet hatte.
Auf der anderen Seite gilt das aber auch für Adami, der jetzt mit dem erfolgreichsten Piloten aller Zeiten zusammenarbeitet. "Da muss man auch aufpassen, wie man es sagt", so Steiner. "Deswegen glaube ich, braucht es da noch ein bisschen Anpassung."
Hamilton wird Ferrari-Kultur nicht ändern
Der frühere Teamchef von Haas glaubt, dass es aber an Lewis Hamilton liegen wird, sich anzupassen und ins Team zu integrieren. Denn Ferrari ist eigen, das weiß er nach der jahrelangen Zusammenarbeit als Partnerteam - und natürlich ist Steiner auch selbst Italiener, wenn auch als Südtiroler eher der deutschen Mentalität zugeneigt.
"Es ist mal ein bisschen kompliziert", weiß er. "Er muss sich anpassen. Das Team wird sich nicht an ihn anpassen. Er muss der sein, der sich anpassen muss."
"Wenn jemand die Ferrari-Kultur ändern will, das wird nicht passieren. Das kann man nicht erreichen", glaubt er. "Wenn man reingeht und sagt, wir sollten das anders machen, nur weil ich es so will, da wird er kein Glück haben."
Wenn es 2026 nicht besser wird, wird es schwierig
Der Auftakt war mit Platz zehn auf jeden Fall nicht so, wie sich Hamilton sein erstes Rennen bei Ferrari vorgestellt hat. Natürlich werden da auch die Stimmen lauter, die sagen, dass sich Hamilton mit Ferrari keinen Gefallen getan hat - und umgekehrt. Wird aus der Traumehe also eher eine Zweckbeziehung?
So weit würde Steiner noch nicht gehen. Er glaubt, dass die Verbindung Hamilton/Ferrari funktionieren kann, allerdings bräuchte es dazu auch Performance seitens des Teams. "Wenn man P4 ist, wie es im Moment aussieht, glaube ich, könnte Frustration einsetzen", meint er.
Der Südtiroler denkt, dass Ferrari im Winter "ein wenig zu selbstsicher" war, was die eigene Entwicklung angeht. "Die haben halt gedacht, das wird schon werden - und dann ist es nicht geworden."
Den WM-Titel 2025 zu holen, wird für Hamilton wohl schwierig werden. Doch das Jahr wird Hamilton ihnen geben, sagt Steiner. Wichtiger wird das neue Reglement ab 2026 werden, wo sich für alle eine neue Chance ergibt. Dann muss Ferrari aber liefern, denn mit seinen dann 41 Jahren kann es sich der Brite nicht erlauben, noch weitere Jahre zu verlieren.
"Aber wenn nächstes Jahr nicht alles besser wird, dann glaube ich, wird es schwierig."