• 10. März 2025 · 08:02 Uhr

Adrian Newey bei Aston Martin: So sah sein Einstand aus

Adrian Newey hat bekanntlich einzigartige Arbeitsgewohnheiten, die an Exzentrik grenzen, bis hin zur Inneneinrichtung - So verlief sein Einstand bei Aston Martin

(Motorsport-Total.com) - Vor über 20 Jahren, als Adrian Newey bei McLaren arbeitete, kursierte eine Geschichte im Formel-1-Fahrerlager, dass er sich praktisch mit seinem Zeichenbrett im Büro einschloss.

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Adrian Newey hat seine erste Arbeitswoche bei Aston Martin hinter sich Zoom Download

Sobald er ein Design fertig skizziert hatte, so das Gerücht, schob er es durch einen Briefschlitz, damit Aero-Chef Peter Prodromou es abholen konnte, um sicherzustellen, dass die Designabteilungen die Skizze in eine wettbewerbsfähige Realität umsetzten.

Ob das nun nur Tratsch war oder nicht, es sagt einiges über Neweys Ruf aus, dass die Leute bereit waren, eine Geschichte zu glauben, die ihn wie einen verrückten Professor darstellte. 14 Autos, die den Fahrertitel gewannen, entstanden auf seinem berühmten Zeichenbrett - plus mindestens zehn, die knapp scheiterten - und dennoch scheut er notorisch das Rampenlicht.

Wie viele kreative Menschen braucht er die richtige Umgebung, um aufzublühen. In seiner Autobiografie beschreibt er einen Streit mit dem damaligen McLaren-Boss Ron Dennis über die Farbe der Wände in seinem Büro.

Newey empfand das vorgeschriebene Schlachtschiff-Grau als bedrückend und erdrückend, also strich er die Wände kurzerhand selbst in Enteneiblau - sehr zum Entsetzen von Dennis.

Als McLaren in sein heutiges Zuhause, ein maßgeschneidertes Stahl- und Glasgebäude am Stadtrand von Woking, zog, verabscheute Newey dessen sterile Atmosphäre (und Dennis' Schreibtisch-Politik) so sehr, dass er es kaum erwarten konnte, zu gehen.

So wurde Newey bei Aston Martin empfangen

Aus all diesen Gründen - und wegen der unrühmlichen Umstände seines Abschieds von Red Bull im letzten Jahr - wurde Neweys Wechsel zu Aston Martin mit großem Interesse verfolgt. Für die meisten Menschen beginnt ein neuer Job mit einfachen Dingen: sich alle Namen merken, nichts aus dem Kühlschrank der Kollegen nehmen, nicht fremdparken und unter keinen Umständen auf "Allen antworten" klicken.


Mega-Deal für Aston Martin: Newey kommt!

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Adrian Newey wechselt 2025 von Red Bull zu Aston Martin. Und zwar nicht nur in seiner Kapazität als Techniker, sondern mit Anteilen am Team. Weitere Formel-1-Videos

Doch Neweys Status ist ein anderer: Kaum hatte er am Montagmorgen seinen Mitarbeiterausweis abgeholt, wurde er von CEO Andy Cowell und Teambesitzer Lawrence Stroll auf eine Führung über das Gelände mitgenommen.

Aston Martin zog erst letztes Jahr in sein neues 250-Millionen-Dollar-Werk - nein, "Technologie-Campus" - ein, und zwar am Montag nach dem Monaco-Grand-Prix.

Allerdings musste das Team dafür nicht weit umziehen, da zwei der neuen Gebäude direkt neben dem alten errichtet wurden, das dann gesprengt wurde, um Platz für ein drittes zu schaffen - ein Gebäude mit Fitnessstudio und Mitarbeiterrestaurant, in dem Newey künftig mit den anderen Führungskräften gesellig speisen kann.

Mit 37.000 Quadratmetern ist die Gesamtfläche des Campus zwar kleiner als die von Mercedes (60.000 m²) oder Red Bull (65.000 m²), aber Größe ist nicht alles. Der Campus umfasst 72.000 m² Wildblumenwiese, 1.500 frisch gepflanzte Bäume und eine Geh-/Radstrecke, die den Formel-1-Kurs in Silverstone nachbildet. Und einen Hubschrauberlandeplatz gibt es auch - wenn der Besitzer einfliegt.


Fotostrecke: Spatenstich: So wird die neue F1-Fabrik von Aston Martin

Einer von Neweys ersten Stopps war der hauseigene Windkanal - eine hochmoderne Anlage, die erst seit Januar dieses Jahres in Betrieb ist. Bis dahin hatte Aston Martin Zeit im Formel-1-Windkanal von Mercedes in Brackley gemietet.

Newey nimmt sich Arbeit für Zuhause mit

Anschließend nahm Newey an einer Reihe von Meetings teil, darunter eine Diskussion über das Konzept des 2026er-Autos. Das dürfte künftig sein Hauptfokus sein, da er historisch gesehen wenig Sinn darin sieht, Zeit damit zu verbringen, die Unzulänglichkeiten eines Autos zu beheben, das ein anderer entwickelt hat.

Das kann sich aber freilich ändern, wenn derjenige, der die Rechnungen bezahlt, anfängt, seine Unzufriedenheit über die aktuelle Performance zu bekunden.

Das Team ließ verlauten, dass Newey das Büro mit "einem Stapel Dokumente, Berichte und Memos zum Lesen am Abend zu Hause" verließ. Hoffentlich hat er sie - anders als Donald Trump in Mar-a-Lago - nicht im Badezimmer herumliegen lassen.

Dies ist ein weiteres Indiz für Neweys Arbeitsstil: Er ist weder ein "Nine to five"-Mensch noch ein Freund von Präsenzpflicht um der Präsenz willen. Einer der Gründe für das Zerwürfnis mit Red Bull war, dass Teamchef Christian Horner gegenüber Reportern behauptete, Newey arbeite nur drei Tage die Woche.


Fotostrecke: Die Weltmeister-Autos von Adrian Newey

Vielleicht war er nur an drei Tagen im Büro, aber sein kreativer Geist steht nie still: Kommt ihm um 4 Uhr morgens eine Idee, steht er Minuten später am Zeichenbrett. Er misst seine Produktivität nicht in Stunden hinter dem Schreibtisch, sondern in Zehntelsekunden, die von der Rundenzeit abgehen.

Aston Martin teilte mit, dass "das ikonische Zeichenbrett an seinem Platz ist" und das Büro von Newey "im Aston-Martin-Stil" eingerichtet worden sei. Vermutlich nicht in Enteneiblau - denn Grün ist die Unternehmensfarbe.

Das sind Neweys neue Kollegen bei Aston

Neben Zeit mit dem neuen CEO und Teamchef Andy Cowell verbrachte Newey seine erste Woche vor allem mit den leitenden Ingenieuren. Auch wenn Enrico Cardile - umstritten - noch freigestellt ist, nachdem er bei Ferrari gekündigt hat, und Technikdirektor Dan Fallows im Rahmen einer Umstrukturierung Ende letzten Jahres entlassen wurde, gibt es bei Aston Martin genügend erfahrene Experten.

Technikdirektor Luca Furbatto hatte leitende Positionen bei McLaren und Sauber inne, Vize-Technikchef Eric Blandin war Chef-Aerodynamiker bei Ferrari und Mercedes, und Exekutivdirektor Bob Bell zeichnete für die Aerodynamik einiger der erfolgreichsten McLaren-Formel-1-Autos der 1980er verantwortlich.

Das Mittagessen im Teamrestaurant muss für Bell eine seltsame Erfahrung sein, da er Ende der 1990er Jahre zwei Jahre lang in dem Gebäude gearbeitet hat, das früher an dieser Stelle stand. Vielleicht erzählt er Newey dort von dem siegreichen Jordan 199, den er damals mitentwickelte.

Oder vielleicht redet Newey ihm doch eher über die Wandfarbe in seinem Büro ins Gewissen. Wir werden es herausfinden - falls er eines Nachts dabei erwischt wird, wie er statt Blaupausen Farbeimer und Malerrollen in sein Büro schmuggelt ...

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