Coulthard: Frauen können keine Formel 1 fahren? "Völliger Schwachsinn!"

(Motorsport-Total.com) - Sind Frauen nicht in der Lage, ein Formel-1-Auto zu fahren? Diese Behauptung hört man immer wieder, und einen Gegenbeweis hat es seit den Trainingseinsätzen von Susie Wolff für Williams nicht mehr gegeben. Das ist mittlerweile schon zehn Jahre her. Für die letzte Teilnahme einer Frau an einem Formel-1-Rennen muss man noch weiter zurückblicken - bis ins Jahr 1976.

Ex-Formel-1-Fahrer David Coulthard wehrt sich jedoch gegen die Vorwürfe, eine Frau könnte nicht auf einem Niveau mit den Männern mitfahren. Der Schotte gehörte zu den treibenden Kräften der W-Serie, die vor der F1 Academy bereits versucht hat, Frauen im Sport nach oben zu bringen, und ist Mitbegründer der Gleichstellungsinitiative "More than equal".

"Natürlich wird das passieren - kein Zweifel", sagt der Ex-Pilot in einem Interview mit der Daily Mail über die Aussicht auf eine Frau in der Formel 1. "Es ist völliger Schwachsinn, dass Frauen nicht die Kraft dafür haben. Wer nicht trainiert, hat nicht die nötige Fitness für den Motorsport - egal ob Mann oder Frau."

Auch er selbst könne mit seinen 53 Jahren kein Formel-1-Auto mehr für mehr als zehn Runden am Stück bewegen, allerdings trainiert Coulthard auch nicht mehr dafür. Das ist laut ihm aber eine Grundvoraussetzung.

Es kommt auf das Training an

Auch bei der Auswahl der Fahrerinnen für die damalige W-Serie musste er feststellen, dass nicht alle fit genug waren. "Ich habe sie angeschaut und gemeint: 'Was ist deine Ausrede, nicht zu trainieren? Wenn du ernst genommen werden willst, musst du dich wie ein Profi präsentieren - und das heißt, wie ein Sportler zu trainieren.'"

"Und genau da liegt das Problem. Es gibt keinen körperlichen Grund, warum Frauen das nicht können. Wir wissen genau, welche körperlichen Voraussetzungen man als Rennfahrer braucht, und alle Daten zeigen, dass Frauen diese Anforderungen problemlos erfüllen", so der Ex-Formel-1-Fahrer.

Er ist überzeugt: Am Ende kommt es nicht auf das Geschlecht an, sondern nur auf die Rundenzeit: "Entweder du fährst eine schnelle Runde oder nicht."

"Und wenn nicht, dann - wie ich meinem Sohn immer sage - kannst du dich in die lange Reihe der Leute einreihen, die gute Ausreden dafür haben, warum sie eine bestimmte Rundenzeit nicht gefahren sind. Warum dies, warum das - aber im Sport geht ums Abliefern."

"Es ist nicht meine Meinung, dass es eine Frau in die Formel 1 schaffen wird - es ist eine Tatsache", betont er. "Ich kann dir nur nicht sagen, wer diese Frau sein wird. Aber ich versichere dir, dass jedes einzelne Formel-1-Team sie sofort unter Vertrag nehmen würde, wenn sie das Potenzial hätte."

Eigene Schwester fuhr ebenfalls Kart

Coulthards 2013 verstorbene Schwester Lynsay fuhr selbst Kart und sei laut ihm talentiert gewesen und habe Rennen gewonnen, doch im Gegensatz zu ihrem Bruder gelang ihr der Aufstieg in den professionellen Motorsport nicht - auch weil sie sechs Jahre jünger war und die Familie nicht beide unterstützen konnte.

"Ich habe oft mit ihr darüber gesprochen, aber sie hat sich nie gegrämt. Ich glaube nur, dass sie nicht die gleichen Chancen hatte", meint er. "Ich kann nicht sagen, ob sie jemals eine Formel-1-Fahrerin geworden wäre - wer weiß das schon? Aber ich bin mir sicher, dass sie genug Talent hatte, um es zumindest auf professionelles Niveau zu bringen."

"Ich setze mich für die Förderung von Frauen im Motorsport ein, um meiner Schwester zu gedenken", sagt Coulthard. "Deshalb investiere ich jetzt Zeit, Energie und Geld - nicht in eine einzelne Person, sondern in ein neues, wissenschaftlich fundiertes System, das sich auf Daten stützt."

Warum es bis jetzt aber keine weitere Frau in die Formel 1 geschafft hat? "Wir hatten einfach noch niemanden mit einem außergewöhnlichen Talent."