Pirelli versteht Kritik an 2026er-Reifen nicht: Teams haben es so gewollt
George Russells Kritik an den 2026er-Reifenprototypen kam bei Pirelli nicht gut an, zumal es laut Mario Isola die Teams selbst waren, die es so wollten
(Motorsport-Total.com) - Pirelli möchte das Gespräch mit George Russell suchen, nachdem dieser Kritik an den Reifen für die Saison 2026 geäußert hat. Der italienische Reifenhersteller gab zudem bekannt, dass die Teams kürzlich die Möglichkeit hatten, darüber abzustimmen, ob sie nicht doch lieber an den Reifendimensionen von 2025 festhalten möchten.
Während der Fokus bei den Wintertests in Bahrain auf der Saison 2025 lag, arbeiten die Teams im Hintergrund bereits intensiv an den Regularien für 2026. Seit dem 1. Januar ist die Entwicklung der neuen Fahrzeuge offiziell erlaubt, und einige Teams haben bereits Testfahrten für Pirelli absolviert - unter anderem mit sogenannten "Mule-Cars".
Russell gehört zu den Fahrern, die bereits erste Erfahrungen mit den für 2026 vorgesehenen Reifen sammeln konnten. Diese sollen in der Breite schmaler ausfallen als die aktuellen Modelle, und der zwischenzeitlich angedachte Wechsel von derzeit 18 auf 16 Zoll Felgendurchmesser scheiterte daran, dass sich Pirelli für die Beibehaltung der 18-Zoll-Räder aussprach und als Kompromiss eine Verkleinerung der Reifen vorschlug, um Gewicht und Luftwiderstand zu reduzieren.
"Das war im Vergleich zu den breiteren Reifen, die wir derzeit haben, eine echte Herausforderung", erklärte Russell nach seinen ersten Tests. "Mit den neuen Reifen war es ein deutlicher Rückschritt. Das ist nur natürlich, denn sie sind schlichtweg schmaler."
Wie Pirelli auf Russells Kritik reagiert
Eine Aussage, die bei Pirelli nicht gut ankam. Motorsportchef Mario Isola sagt in einem Interview mit Motorsport-Total.com: "Ich habe bereits mit George gesprochen und möchte erneut das Gespräch mit ihm suchen. Der entscheidende Punkt ist, dass wir hier einen ausgereiften Reifen - den für 2025 - mit einem Reifen vergleichen, der sich noch in der Entwicklung befindet."
"Wir haben weder die Konstruktion noch die Mischung finalisiert, und 2026 werden wir mit völlig neuen Fahrzeugen arbeiten, nicht mit den aktuellen 'Mule-Cars'. Es gibt noch viele unbekannte Faktoren."
"Der neue Reifen wird kleiner sein, und das bedeutet zwangsläufig eine höhere Anfälligkeit für Überhitzung sowie eine veränderte Charakteristik. Genau deshalb arbeiten wir intensiv an neuen Mischungen und einer optimierten Konstruktion, um den Fahrern das bestmögliche Produkt zu bieten."
Teams nutzten Veto-Gelegenheit nicht
Pirelli verrät zudem, dass der Reifenhersteller den Teams die Wahl gelassen hat: entweder die Entwicklung der schmaleren Reifen für 2026 fortsetzen oder an der aktuellen Größe festhalten: "Eine Möglichkeit war, bei der aktuellen Größe zu bleiben. Wir haben mit allen Teams gesprochen und gesagt: 'Ihr müsst eine Entscheidung treffen, aber wir brauchen eine endgültige Antwort. Entweder wir bleiben bei den Größen von 2025 oder wir setzen die Entwicklung der 2026-Reifen fort.' Die Teams haben sich für Letzteres entschieden."
Fotostrecke: Formel-1-Technik: Innovationen beim Wintertest 2025 in Bahrain
Red Bull hat in Bahrain zwei unterschiedliche Nasenkonstruktionen für den RB21 getestet: Einmal setzte die Nase schon auf dem vordersten Flügelprofil an (oben), in der anderen Version erst auf dem zweiten Element (unten). Fotostrecke
Laut Isola fiel diese Entscheidung erst vor rund zehn Tagen. Das bedeutet, dass die von Russell kritisierten Reifen genau diejenigen sind, für die sich die Teams selbst entschieden haben - auch wenn sie sich noch im Entwicklungsprozess befinden.
"Wir stehen für Vorschläge offen und berücksichtigen alles, aber es muss eine Mehrheit dahinterstehen", sagt Isola. "Die Entscheidung der Teams war eindeutig, aus mehreren Gründen. Erstens haben sie bereits mit der Entwicklung der neuen Fahrzeuge begonnen, doch vor allem hielten sie die neuen Reifen nicht für schlecht. Sie verstehen, dass es sich noch nicht um das Endprodukt handelt und sie einige positive Aspekte erkennen konnten."
Daher sieht der Italiener Russells Kritik nicht vollständig im Einklang mit den Rückmeldungen der Teams: "Eine Mehrheit der Teams war dafür. Deshalb ist es wichtig, dass wir auch mit den Fahrern auf einer Linie sind und alle in die gleiche Richtung arbeiten."
"Unser Ziel ist, einen Reifen mit geringerer Überhitzung und Eigenschaften gemäß den festgelegten Zielvorgaben zu entwickeln, doch die Größe muss so bleiben, wie es die Teams entschieden haben. Ich verstehe den Standpunkt der Fahrer vollkommen und nehme ihre Kommentare und Kritik gerne auf, aber wir müssen gemeinsam in eine Richtung arbeiten."