Geburtstagskind Alain Prost: "Meine Mutter hat sich Sorgen gemacht"
Alain Prost feiert seinen 70. Geburtstag - Die Formel-1-Legende fuhr von 1980 bis 1993 in der Königsklasse, doch seine Mutter hatte immer ein mulmiges Gefühl
(Motorsport-Total.com) - Vier Titel und 51 Siege: Alain Prost ist eine der schillerndsten Figuren in der Geschichte der Formel 1. Am 24. Februar 2025 feiert der Franzose aus Saint-Chamond seinen 70. Geburtstag. Prost fuhr in einer Zeit in der Königsklasse, in der die Sicherheit der Fahrzeuge noch nicht ausgereift war. Schwere und tödliche Verletzungen nach Unfällen waren damals an der Tagesordnung, weshalb seine Mutter immer Angst um ihren Sohn hatte.
Im Gespräch mit Canal+ erzählt Prost von den Anfängen seiner Karriere und den Gefahren, denen er sich aussetzte. Das ging damals auch an seiner Familie nicht spurlos vorbei, die sich um das Wohlergehen des Talents sorgte: "Ich wollte damals Kart fahren, aber an Motorsport habe ich nie gedacht. Das kam erst nach und nach, als ich die französische Kart-Meisterschaft gewann und kostenlos an der Fahrerschule teilnehmen durfte. So konnte ich das machen."
Schon damals war sein großer Bruder Daniel an Krebs erkrankt, an dem er 1986 starb. Das machte auch etwas mit Alain Prost: "Ich bin mental immer cool geblieben, habe wegen der Krankheit meines Bruders aber über die Risiken des Rennsports nachgedacht. Aber das war auch mein Problem, denn mental war es nicht einfach."
Auch seine Mutter habe ihn beeinflusst: "Meine Mutter sagte oft: 'Ich habe zwei Söhne, einer ist sehr krank und der andere riskiert jeden Sonntag etwas in einem gefährlichen Sport.' Daran habe ich oft gedacht. 100 Prozent Risiko hat es für mich also nie gegeben. Das war immer meine Philosophie, und manchmal wurde ich dafür auch kritisiert."
Fotostrecke: Feuerunfälle in der jüngeren Formel-1-Historie
Es ist eines der berühmtesten Bilder der Formel-1-Geschichte: die Aufnahme zum Boxenfeuer bei Jos Verstappens Benetton B194 im Deutschland-Grand-Prix 1994 in Hockenheim. Doch in der jüngeren Formel-1-Vergangenheit gab es noch viele weitere Feuer-Zwischenfälle, wie unsere Fotostrecke zeigt. Fotostrecke
Prost hat in seiner Karriere viele schreckliche Unfälle miterlebt. "Vor meinen Augen sind Menschen gestorben: Gilles Villeneuve, Elio de Angelis, der privat testete", sagt Prost. "Das war das Schlimmste, weil das Auto auf dem Kopf stand und wir allein auf der Strecke waren. Er konnte sich nicht aus dem Auto befreien."
Der Franzose sah sich damals in einer Extremsituation: "Ich versuchte, den Sicherheitsgurt zu lösen, als das Auto Feuer fing. Es hat nicht wirklich gebrannt, aber es war schrecklich, nichts tun zu können. Wer so etwas erlebt hat, sieht die Dinge anders. Heute sprechen wir mit der neuen Generation über Unfälle und Risiken, aber es ist nicht mehr dasselbe."
Laut Prost ist das Risiko in der modernen Formel 1 deutlich geringer, auch wenn es immer noch tödliche Unfälle gibt. "Abgesehen von den unglücklichen Todesfällen von Jules Bianchi und Anthoine Hubert in den vergangenen Jahren gab es nicht viele schwere Unfälle. Es gab viele Unfälle, aber sie haben nicht mehr das Risiko, das wir hatten."
Neben Hubert und Bianchi kam auch Dilano van 't Hoff bei einem Unfall im Formelauto ums Leben. Der Niederländer verunglückte wie Hubert in Spa-Franchorchamps. Prost war sich dem Risiko immer bewusst: "Ich räumte damals mein Hotelzimmer auf und verließ es am Morgen. Dabei dachte ich: 'Ich weiß nicht, wer meine Sachen abholen würde.' Das war vor allem Anfang der 1980er Jahre so. Es war sehr schwierig."
Fotostrecke: Die Formel-1-Karriere des Alain Prost
Bevor Michael Schumacher die meisten seiner Bestmarken knackte, war Alain Prost in vieler Hinsicht der Rekordmann der Formel 1. Bei 199 Grand-Prix-Starts glückten dem kleinen Mann aus Lorette an der Loire 51 Siege, 106 Podien und 33 Pole-Positions. Seine vier WM-Titel, drei davon für McLaren und einer für Williams, sind bis heute die einzigen Kronen, die sich ein Franzose sicherte. Doch kein Prost ohne Ayrton Senna: Die Rivalität mit dem Brasilianer bestimmte seine Karriere. Fotostrecke
In seiner Karriere hatte Prost auch einige Unfälle, obwohl er versuchte, das Risiko zu minimieren. "Damals gab es auch technische Defekte, zum Beispiel Aufhängungsschäden. In meinem ersten Jahr bei McLaren hatte ich neun Aufhängungsschäden und musste ins Krankenhaus. Ich musste über Nacht in Watkins Glen bleiben, weil ich nicht laufen konnte."
"Wenn man einmal verletzt ist, ist das etwas anderes", fährt Prost fort. "Ich erinnere mich gut an Gilles Villeneuve, mit dem ich gut befreundet war. Er hatte einige unglaubliche Unfälle und das hat mir gesagt, dass man sich in der Formel 1 nicht verletzen kann. Es ist nie gut, so zu denken. Aber es gibt einen Unterschied zwischen Angst und dem Wissen um die Gefahr."
"Wenn du Angst hast, verlierst du sofort ein paar Zehntel", sagt Prost. "Mit dem Bewusstsein, wenn es normal ausgeprägt ist, fährst du mit 100 Prozent oder weniger. Das war meine Philosophie und so habe ich gearbeitet. Ich habe mein Auto auf maximale Effizienz abgestimmt, sodass ich nur mit 90 oder 95 Prozent fahren musste."