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Hamilton über ersten Mercedes-Titel: So lief das damals mit Rosberg
Vor zehn Jahren begann Lewis Hamiltons Siegeszug mit Mercedes: Vor dem Abschied erinnert sich der Brite an die besondere erste WM-Saison bei den Silberpfeilen 2014
(Motorsport-Total.com) - Mit Jahresende endet die erfolgreichste Partnerschaft der Formel-1-Historie: Lewis Hamilton und Mercedes gehen getrennte Wege, nachdem es ihnen in der vergangenen Dekade gelang, gemeinsam die Geschichtsbücher der Königsklasse umzuschreiben, mit sechs Fahrertiteln für den Briten und acht WM-Siegen bei den Konstrukteuren für die Silberpfeile.
Exakt zehn Jahre ist es her, da begann der Siegeszug von Hamilton und Mercedes: Ende 2014 krönte sich der Brite zum Weltmeister, nach einem spannenden Titelduell mit Teamkollege Nico Rosberg. Schon zu Kartzeiten fuhren die Rivalen gemeinsam für das Mercedes-McLaren-Juniorteam, waren zu diesem Zeitpunkt auch gute Freunde - doch anschließend bahnten sich beide in verschiedenen Nachwuchskategorien den Weg nach oben, und verloren sich dabei aus den Augen ...
"Wir haben uns jahrelang nicht gesehen und auch nicht groß Kontakt gehalten", erinnert sich Hamilton in einem Rückblick bei Sky: "Als wir Kart gefahren sind, haben wir oft darüber gesprochen, wie cool es wäre, eines Tages in der Formel 1 Teamkollegen zu werden. Das war ein cooler Traum."
Doch als es nach dem Karriereende von Michael Schumacher, den Hamilton zur Saison 2013 bei Mercedes beerbte, tatsächlich dazu kam, sei der gemeinsame Jugendtraum von damals schnell in den Hintergrund geraten - denn ab 2014 fuhr Mercedes plötzlich um den WM-Titel: "Wir haben nicht viel drüber gesprochen, als es so weit war, weil wir so ehrgeizige Konkurrenten waren. Wir haben definitiv nicht in Harmonie zusammengearbeitet", blickt Hamilton auf das Titelduell mit Rosberg zurück.
Heißes Duell in Bahrain: "Da stimmt doch was nicht"
So richtig los ging dieses 2014 beim dritten Rennen der Saison, dem Großen Preis von Bahrain, als sich Hamilton und Rosberg ein episches Duell um den Sieg lieferten: "Wir hatten einen großartigen Kampf", sagt Hamilton. Aber: "Das Schwierige war, dass wir damals nicht die Freiheit hatten, uns selbst unterschiedliche Strategien auszusuchen."
Mercedes ließ seine Piloten zwar frei fahren, setzte dabei jedoch auf Gleichberechtigung - an die sich Rosberg laut Hamilton nicht hielt: "In dem Rennen nutzte Nico die ganze Zeit die höheren Leistungseinstellungen, was ich nicht tat. Darum kam er von so weit hinten, und ich konnte das nicht verstehen", verrät der Brite.
"Ich dachte: 'Hey, ich habe die Ausgänge doch wirklich gut erwischt, ich trickse nicht, die waren gut!' Aber er kam von meilenweit hinten, und ich dachte mir: 'Da stimmt doch was nicht.'" Dennoch erinnert sich Hamilton gerne an das Duell, das er schließlich für sich entschied: "Es war eins der wenigen Rennen, die man hat, in dem es wirklich hin und her ging zwischen uns, das war krass. Dieses Element daran habe ich sehr genossen."
"Denke nicht, dass er daraus Befriedigung geschöpft hat"
Weitaus weniger gefiel dem Briten jedoch, was sich drei Rennen später in Monaco abspielte, genauer gesagt beim Kampf um die Startplätze, der nirgendwo so vorentscheidend ist wie im Fürstentum: "Er fuhr im Qualifying als Erster raus und blieb dann im Notausgang stehen, was die gelbe Flagge hervorbrachte", erinnert sich Hamilton an den legendären Verbremser seines Teamkollegen in Mirabeau.
"Ah, das war sehr gut von ihm, sehr gut", roch der verärgerte Hamilton damals schon direkt am Funk einen Betrug. "Ich war zu dem Zeitpunkt auf meiner Runde eineinhalb Zehntel voran und kämpfte wirklich um diese Pole. Auf diese Art und Weise würde ich nie gewinnen wollen", erklärt er heute, und fügt in Bezug auf Rosberg, der die Pole behalten durfte und das Rennen am nächsten Tag gewann, an: "Ich denke nicht, dass er daraus Befriedigung geschöpft hat."
Spätestens nach diesem Vorfall war das Tischtuch zwischen den beiden "Silberfeinden" zerschnitten, das Duell blieb aber weiter eng - Rosberg hatte Pech mit zwei technisch bedingten Ausfällen in Silverstone und Singapur, in Spa hingegen kam es zur Kollision der beiden Mercedes-Piloten, wodurch Hamilton mit Reifenschaden ausschied. Ins Finale in Abu Dhabi ging der Brite schließlich mit einem Vorsprung von 17 Punkten.
Finale mit Doppelpunkten: "Jetzt hab' ich dich!"
Doch es gab ein Problem: Um die Spannung länger aufrecht zu erhalten, hatte die FIA für die Saison 2014 die einmalige Vergabe von Doppelpunkten beim letzten Saisonrennen angeordnet. Für den Führenden natürlich ein großes Ärgernis: "Diese Regeländerung war dumm", sagt Hamilton, "die hat für mich wirklich einen fahlen Beigeschmack hinterlassen, denn ins Wochenende rein dachte ich mir, dass ich das ganze Jahr hindurch einen guten Job gemacht hatte".
"Aber trotzdem kann dieses eine Rennen an diesem einen Wochenende die ganze WM umdrehen", so der Brite. Und dann stand Rosberg nach dem Qualifying auch noch auf Pole! "Am Samstagabend konnte ich nicht schlafen. Ich habe mich die ganze Nacht hin und her gedreht", gibt Hamilton zu. Doch den Start am Sonntag verschlief nicht Hamilton, sondern Rosberg, der seine Führung noch vor Kurve eins abgeben musste: "Ich hatte einen mega Start und wusste: 'Jetzt hab' ich dich!'", so Hamilton.
Die Situation verbesserte sich für den Briten noch vor Rennhalbzeit weiter, da Rosberg mit einem ERS-Defekt weit zurückfiel und die Titelchancen des Deutschen damit in weite Ferne rückten: "Es kommt dir trotzdem wie das längste Rennen vor, wenn du führst und weißt, dass du Weltmeister wirst, wenn es so endet, aber bis zur Ziellinie noch alles passieren kann", sagt Hamilton.
Nach 55 Runden folgte dann schließlich die Erlösung bei der Zieldurchfahrt: "Es war lange her, dass ich eine WM gewonnen hatte, daher schwebte ich auf Wolke sieben", erinnert sich der heute 39-Jährige, der bereits 2008 mit McLaren-Mercedes seinen ersten WM-Titel feiern durfte, danach jedoch eine Dürreperiode durchlief: "Es gab Zeiten, in denen wusste ich nicht, ob ich nochmal Weltmeister werden würde."
"Die schlechteste Entscheidung": Hamilton gegen die Hater
Doch der mutige Wechsel zu Mercedes erwies sich im Nachhinein als Glücksgriff: "Ich kam zu einem Team, das damals nur das fünftbeste Team oder so war, und alle haben mir ihre negativen Gedanken eingeredet, dass es die schlechteste Entscheidung überhaupt sei", so Hamilton: "Ich musste das ausblenden, weiter daran glauben und meinen Traum manifestieren - und schließlich wurde er wahr."
Nach 2014 gleich noch fünf weitere Male, eigentlich sogar sechs, wäre da nicht die Fehlentscheidung von Rennleiter Michael Masi im Saisonfinale 2021 gewesen, die Hamilton den Status als alleinigem Rekordweltmeister verwehrte. Der letzte fehlende Rekord in seiner illustren Sammlung, den der Brite ab 2025 jetzt bei Ferrari jagt ...