Nur einer kam in die Top 10: Die Bilanz der F1-Freitagsfahrer 2024
Insgesamt zwölf verschiedene Rookies durften sich 2024 im ersten Freien Training versuchen, der ein oder andere hat daraus sogar Grand-Prix-Einsätze gemacht
(Motorsport-Total.com) - Bereits zum dritten Mal waren die Formel-1-Teams in der Saison 2024 gezwungen, zwei Freitagstrainings an einen Nachwuchsfahrer abzutreten. Jedes Auto musste einmal in der Saison mit einem Fahrer besetzt sein, der nicht mehr als zwei Grands Prix absolviert hat - so wie es bereits seit 2022 Vorschrift ist, um jungen Fahrern mehr Zeit im Auto zu verschaffen.
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Andrea Kimi Antonelli und Oliver Bearman: Zwei, die den Aufstieg schaffen Zoom Download
Das hat dafür gesorgt, dass in der abgelaufenen Saison insgesamt zwölf Fahrern die Möglichkeit eingeräumt wurde, Formel-1-Luft im ersten Freien Training zu schnuppern. 2023 waren es noch zehn, was aber auch daran lag, dass mit Oscar Piastri, Logan Sargeant und Nyck de Vries drei Youngster in das Jahr gestartet waren, die die Pflicht bereits erfüllten.
Da 2024 aber alle Stammfahrer schon 2023 gefahren waren, mussten alle 20 Piloten einmal ihr Cockpit räumen (zur Übersicht der Freitagsfahrer 2024).
Mit Andrea Kimi Antonelli (Mercedes), Arthur Leclerc (Ferrari), Ryo Hirakawa (McLaren), Franco Colapinto (Williams), Luke Browning (Williams) und Ayumu Iwasa (Racing Bulls) kamen dabei gleich sechs Fahrer zu ihrem Freitagsdebüt, alle anderen Tester hatten schon in den Vorjahren Einsätze sammeln können.
Franco Colapinto nutzte dabei sogar seine Chance in Silverstone und wurde später in der Saison als Ersatz von Logan Sargeant zum Stammfahrer befördert, Jack Doohan durfte das Saisonfinale in Abu Dhabi statt Esteban Ocon für Alpine bestreiten, und auch Oliver Bearman kam bei Ferrari und Haas als Ersatzmann auf drei Grand-Prix-Einsätze.
Mit Antonelli und Isack Hadjar, der zwei Trainings für Red Bull fuhr, werden im kommenden Jahr noch zwei weitere Freitagsfahrer zum Stammpiloten aufsteigen.
Verzichtet wurde in diesem Jahr auf Freitagseinsätze von alteingesessenen Piloten wie Robert Kubica oder Antonio Giovinazzi, die in den Vorjahren einige Trainings bestreiten durften, aber ohnehin nicht zur Freitagsregelung zählen.
Der einzige Fahrer, der 2024 außerhalb der planmäßigen Pflichterfüllung eingesetzt wurde, war Bearman, der von Haas zusätzliche Trainings spendiert bekam, um sich auf sein Stammfahrerdebüt 2025 vorzubereiten.
Zehn Wochenenden mit Rookies
In Sachen Wochenenden war in diesem Jahr mehr Abwechslung geboten als im Vorjahr. Damals kamen Freitagsfahrer nur bei vier verschiedenen Rennen zum Einsatz, davon zehn Fahrer alleine in Abu Dhabi. 2024 konnten Fans jedoch an gleich zehn verschiedenen Wochenenden Freitagsfahrer sehen.
Dass die Zahl von vier gebrochen werden würde, war schon vor der Saison klar, als Haas bekannt gab, dass Bearman sechs Einsätze bekommen würde. Im Endeffekt wurden es aber nur vier Einsätze, weil man den Briten in Mexiko Ferrari überließ und in Abu Dhabi doch beide Stammfahrer einsetzte, um seine Chancen in der WM im Kampf um Platz sechs zu maximieren.
Fotostrecke: Top 10: Vergessene Freitagsfahrer der Formel 1
#10 Chanoch Nissany (Minardi 2005): Gut, eigentlich ist der Auftritt des Israeli unvergessen, doch allein wegen seiner Geschichte gehört er hier rein. Nissany beginnt seine Motorsport-Karriere erst im Alter von 38(!) Jahren. Als Testfahrer von Jordan und Minardi kommt er in die Formel 1 und bekommt 2005 in Ungarn die einmalige Chance. Fotostrecke
Aber: Dafür war Bearman auch in Baku und Brasilien im Freitagstraining dabei - dort aber jeweils als "richtiger" Grand-Prix-Fahrer als Ersatz von Kevin Magnussen.
Wie in den Vorjahren waren auch 2024 wieder Abu Dhabi (sechs) und Mexiko (fünf) die bevorzugte Wahl für Freitagsfahrer, diesmal kamen aber auch in Japan, Imola, Kanada, Spanien, Großbritannien, Ungarn, den Niederlanden und Italien andere Fahrer zum Einsatz - und damit auch deutlich früher als 2023, als erst nach der Sommerpause der erste Stammfahrer ausgesetzt hatte.
Fünf Fahrer aus der Formel 2
Schaut man, aus welchen Serien die zwölf eingesetzten Freitagsfahrer kamen, dann macht die Formel 2 überraschend nicht den größten Teil aus. Zwar stellt sie mit Hadjar, Bearman, Antonelli, Colapinto und Browning mehr Fahrer als alle anderen Serien, aber eben nicht einmal die Hälfte.
Auch die IndyCar-Serie (O'Ward) und die Super Formula (Iwasa) sind vertreten, genau wie diverse Langstreckenserien (Leclerc, Hirakawa, Schwarzman). Jack Doohan und Felipe Drugovich waren 2024 nur als Reservefahrer bei ihren Teams angestellt und sind nirgendwo Vollzeit gefahren.
Einen Fahrer aus dem deutschsprachigen Raum gab es im Übrigen nicht.
Rookietrainings werden 2025 verdoppelt
Die beste Platzierung eines Freitagsfahrers gab es von Felipe Drugovich wenig überraschend im mit Rookies gespickten Training in Abu Dhabi. Der Brasilianer war als Neunter sogar schneller als Teamkollege Fernando Alonso und neben Bearman in Imola der einzige Fahrer, der vor dem Stammfahrer platziert war.
Drugovich ist damit auch der einzige Pilot, der ein Ergebnis unter den Top 10 erreichte.
Fotostrecke: Die Formel-1-Rookies der vergangenen 20 Jahre
2005: 6 Rookies - 16. Tiago Monteiro (Jordan/7 Punkte), 18. Narain Karthikeyan (Jordan/5), 19. Christijan Albers (Minardi/4), 21. Patrick Friesacher (Minardi/3), 24. Vitantonio Liuzzi (Red Bull/1) und 25. Robert Doornbos (Minardi/0) Fotostrecke
Im kommenden Jahr wird es ebenfalls wieder die Freitagsregelung geben, die unter Artikel 32.4 c) des Sportlichen Reglements festgehalten ist. Allerdings gibt es dabei eine kleine Änderung: Ab der kommenden Saison muss jeder Stammfahrer nicht nur einmal aussetzen, sondern sein Cockpit gleich zwei Mal abgeben.
Für Antonelli (Mercedes), Hadjar (Racing Bulls), Doohan (Alpine) und Gabriel Bortoleto (Sauber) gilt diese Regel nicht, da sie selbst Rookies sind und die Pflicht somit erfüllen. Bearman (Haas) hat hingegen bereits mehr als zwei Grands Prix absolviert und wird daher zwei Mal zuschauen müssen.