Fahrer zufrieden: Neuer Rennleiter setzt sofort Änderungen um
Die Fahrer sind mit dem ersten Auftreten des neuen FIA-Rennleiters Rui Marques zufrieden, doch Alexander Wurz fand auch die Arbeit von Niels Wittich nicht schlecht
(Motorsport-Total.com) - Werden die Formel-1-Fahrer jetzt endlich erhört? In Las Vegas hatte der neue Rennleiter Rui Marques seinen Posten als Nachfolger des entlassenen Niels Wittich angetreten. Vor dem Wochenende herrschte eine Menge Skepsis, weil es für den neuen Rennleiter eine schwierige Aufgabe ist, drei Rennen vor Schluss in die Meisterschaft einzusteigen.
Doch mit seinen Aktionen in Las Vegas hat sich der neue FIA-Mann schon einmal ein bisschen Vertrauen der Piloten erarbeitet, weil er das umgesetzt hat, was die Fahrer gefordert haben. "Um ehrlich zu sein positiv", benennt George Russell den ersten Eindruck von Marques.
Denn bislang sei man in einer Phase gewesen, in der die Fahrer zwar angehört wurden, "aber sehr wenig wurde verändert", so Russell. Doch Marques hörte den Fahrern zu und nahm am vergangenen Wochenende auch sofort die passenden Änderungen vor.
Den Piloten waren in Las Vegas nämlich vor allem zwei Dinge ein Dorn im Auge: "Viele Fahrer haben über Tracklimits am Ausgang von Kurve 4 gesprochen. Wir empfanden das auf einem Stadtkurs als ein wenig unnötig, und in dem Moment hat er es geändert", lobt der Mercedes-Pilot. "Genau das wollten wir als Fahrer sehen: Wir wollten gehört werden und wollten, dass sofort Maßnahmen umgesetzt werden."
Der zweite Kritikpunkt betraf die Linie der Boxeneinfahrt. "Wir haben nach ein paar Änderungen gebeten, um die Linie etwas sichtbarer zu machen, weil wir die Einfahrtslinie nicht sehen konnten", erklärt Ferrari-Pilot Carlos Sainz. "Wir waren sehr besorgt darüber", doch als man am nächsten Tag an die Strecke kam, war die Einfahrt verbreitert und eine blaue Linie gezogen.
"Wir haben alle gesagt, dass das wirklich gut ist, weil es eine gute Veränderung und ein sehr guter Ansatz ist", so der Spanier. "Und wie wir gehört wurden, war auch ein sehr positives Meeting, von dem ich ermutigt bin."
Wurz: Bei Wittich für Arbeit bedankt
Das einzige, was die Piloten bislang am neuen Rennleiter gestört hat, war die Art der Kommunikation der FIA. Denn dass ein neuer Rennleiter kommen würde und Niels Wittich rausgeschmissen wurde, das erfuhren die Fahrer aus den Medien.
"Es wäre schön gewesen, solche Dinge kurz vor der Veröffentlichung zu wissen, sodass auch keiner überrascht ist und sich im Falle noch einmal vorbereiten kann", meint Alexander Wurz, der Präsident der Fahrergewerkschaft GPDA, im ORF. "Aber dem war halt nicht so, und wie Max [Verstappen] gesagt hat: Der Tag geht weiter."
Mit Marques' Vorgänger Wittich hatte es hingegen öfter einmal Reibereien gegeben, auch weil die Piloten der Meinung waren, dass manchmal zu viel Wert auf unwichtige Dinge gelegt wurde - Stichwort Schmuckverbot. Doch als schlecht empfand Wurz die Arbeit des Deutschen nicht.
"Ich selber habe dem Niels geschrieben und habe mich bedankt für die Zusammenarbeit. Er war immer für die Fahrer da, die Tür war immer offen. Sie war nicht nur offen, sondern er ist auch oft auf uns zugekommen und hat versucht, sich gemeinsam mit den Fahrern die Sachen anzuschauen und anzusprechen", lobt er. "Schade, dass es so gelaufen ist."
Wurz: Bin Sulayem muss nicht antworten
Ein weiteres Thema, das zuletzt zwischen den Fahrern und der FIA stand, waren Strafen und die Verwendung der Zahlungen. Die GPDA hatte Anfang des Monats sogar öffentlichkeitswirksam ein Statement veröffentlicht und ihre Unzufriedenheit ausgedrückt.
Die Fahrer hatten sich eine Antwort von FIA-Präsident Mohammed bin Sulayem gewünscht, doch die ist bislang ausgeblieben - und beim Rennen in Las Vegas war dieser auch nicht vor Ort.
Wurz selbst sieht das jedoch nicht so eng. "Ich muss offen sagen: Er muss nicht antworten", sagt der Österreicher. "Das obliegt ihm ja selbst, ob er hier mit den Fahrern kommuniziert, die ja hier nur stellvertretend von der GPDA vertreten werden, weil es die Organisation ist, die die Fahrer einfach bei sowas vertritt."
Trotzdem würden alle Fahrer hinter dem Statement stehen. Denn wenn die FIA öffentlich darauf hinweist, dass man feuerfeste Unterwäsche anziehen muss und keine Ohrringe tragen darf, dann werde man auch selbst über die Medien sprechen.
Weiterhin keine Transparenz über Strafgelder
"Der zweite Teil der Geschichte war, dass die Fahrer schon bevor der FIA-Präsident gewählt worden ist, mit beiden Kandidaten gesprochen haben und verlangt haben, dass die Strafen, die die Fahrer bezahlen müssen, in einen eigenen Fonds kommen, der so verwendet wird, wie er gesagt wird, dass er verwendet wird", so Wurz. Das Problem: "Keiner kann es überprüfen."
Denn ob die Gelder wirklich in die Sicherheit und die Weiterentwicklung dieser fließen, weiß keiner. "Die Transparenz über diese Budgets ist nicht da. Sie wurde versprochen, aber nie hergezeigt", sagt er.
"Und weil es doch viele Strafen sind, wollten die Piloten den Präsidenten einfach daran erinnern, dass er es eigentlich versprochen hat, um sicherzustellen, dass diese Strafen auch wirklich so eingesetzt werden, wozu sie angeblich da sein sollten."