Leclerc will Titel für Ferrari: Gewinn der Fahrer-WM ist "unwahrscheinlich"
Trotz Ferraris Höhenflug: Die Fahrer-WM ist für Charles Leclerc außer Reichweite - der Scuderia-Star legt seinen vollen Fokus auf den Konstrukteurstitel für die Roten
(Motorsport-Total.com) - Ferrari ist derzeit in bestechender Form: Nach zwei Siegen in Serie schickt sich die Scuderia an, McLaren im Schlussspurt der Saison in der Konstrukteurs-WM noch abzufangen.
"Es wäre sehr wichtig, vor allem nach so vielen Jahren, in denen Ferrari diese Titel nicht gewinnen konnte", sagt Charles Leclerc vor dem Auftritt in Brasilien, mahnt jedoch auch: "Es ist wichtig, aber es ist nicht etwas, auf das wir uns fokussieren oder woran wir im Team denken. Wir konzentrieren uns einfach Schritt für Schritt, und wir glauben wirklich, dass das der beste Weg ist, um uns selbst die besten Chancen zu geben, die Weltmeisterschaft zu gewinnen."
Leclerc erklärt: "Wir denken nur an dieses Wochenende, daran, dass wir hier wieder das maximale Resultat holen wollen, so wie in den letzten beiden Rennen. Wir haben gutes Momentum und die Motivation im Team ist super hoch, und das müssen wir kurzfristig nutzen, um uns weiterhin so gut zu schlagen - und dann sehen wir, wie es am Saisonende ausgeht."
Der Vasseur-Faktor: "Emotional platt" zum Erfolg
Doch wo hat Ferrari in den vergangenen Monaten wirklich die großen Schritte gemacht, die das Team jetzt potenziell die Ernte einfahren lassen? "Ich denke, es gab ein paar Schwachstellen, als ich im Team angekommen bin. Auf meiner Seite war zum Beispiel das Reifenmanagement damals immer eine Schwäche, und jetzt ist es eine meiner Stärken geworden", verrät Leclerc.
"Ich denke, wir haben als Team gelernt und auch den Weg verbessert, wie wir zusammenarbeiten. Das sind kleine Schritte jedes Jahr, aber in die richtige Richtung, und das macht den Unterschied. Und auch bei der Strategie sind wir mittlerweile viel besser", sagt der Ferrari-Star. "Und dann ist da noch die Ankunft von Fred", lobt Leclerc Teamchef Vasseur: "Er hat dem Team wirklich gut getan."
Der Franzose habe es mit seiner ruhigen, aber humorvollen Art geschafft, genau den richtigen Ton zu finden, um die Emotionen im Team in die richtigen Bahnen zu lenken: "Fred ist emotional eine sehr platte Person, zumindest arbeitstechnisch, und das ist genau das, was es bei Ferrari als Boss braucht", so Leclerc: "Jemand, der klare Visionen hat, und sich nicht von der Wahrnehmung der Außenwelt und Emotionen beeinflussen lässt."
Fertig sei die Scuderia aber trotz all der Verbesserungen in den letzten "fünf oder sechs Jahren" noch lange nicht, wie Leclerc unterstreicht: "Wir werden weitermachen, denn es gibt noch viel zu verbessern in den nächsten zwei Jahren", sagt er mit Blick auf die 2026 anstehende Regeländerung: "Aber wir haben eine klare Vision, wo wir sind, und wo wir entwicklungstechnisch hin wollen. Wir haben das klare Ziel, dass wir beide Titel gewinnen wollen, und hoffentlich fangen wir dieses Jahr mit einem an."
Leclerc: "Kann nicht beeinflussen, was mit Max passiert"
Dass die Scuderia aber einfach so mühelos weiter gewinnen wird wie in Austin und Mexiko, davon geht Leclerc nicht aus: "Ich denke, vor allem Katar wird auf dem Papier schwierig für uns." Für Las Vegas rechnet sich der Monegasse nach dem starken Auftritt im Vorjahr indes gute Chancen aus, "und Abu Dhabi sollte neutral sein".
Nun sei aber erstmal volle Konzentration auf Sao Paulo angesagt, zumal am Wochenende ein Sprint ansteht: "Es sind die feinen Details, die da den Unterschied machen können", so Leclerc, der der Scuderia auch in Brasilien Chancen einräumt: "Nur, weil du auf dem Papier nicht der Favorit bist, muss das nichts heißen. Wir haben nur ein Freies Training, und wenn uns da ein guter Job gelingt, dann ist alles möglich", so Leclerc, der glaubt: "Dann haben wir auch Siegchancen."
Prinzipiell sieht der Ferrari-Star in Sao Paulo aufgrund der Streckenbeschaffenheit aber McLaren als Favoriten an. Die neue Asphaltierung dieses Jahr könne die Karten aber auch noch einmal ganz frisch durchmischen, räumt Leclerc ein: "Das Team, das sich am besten an den neuen Untergrund anpasst, wird die Oberhand haben - und hoffentlich sind wir das."
In Brasilien kommen am Wochenende unweigerlich auch Erinnerungen an Kimi Räikkönen hoch, der 2007 an Ort und Stelle den letzten Fahrertitel für Ferrari einfuhr - und damals in der WM ebenfalls von weit hinten noch eine Aufholjagd hinlegte, so wie aktuell Leclerc: "Die Fahrer-WM ist in weiter Ferne", glaubt der Monegasse jedoch angesichts 71 Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Verstappen.
Ferraris Ziel sei klar: "Die Konstrukteurs-WM hängt davon ab, dass wir uns gut schlagen - wohingegen die Fahrer-WM nicht davon abhängt, ob ich mich gut schlage, sondern davon, dass Max sich schlecht schlägt. Und was mit Max passiert, das kann ich nicht beeinflussen. Ich kann nur mein eigenes Schicksal beeinflussen, und ich werde versuchen dabei den bestmöglichen Job zu machen", so Leclerc, der anfügt: "Aber realistisch betrachtet ist der Fahrertitel dieses Jahr unwahrscheinlich."