• 26. Oktober 2024 · 17:49 Uhr

Nach Piastri-Story: Wie Helmut Marko seine Aussage relativiert

Wie Helmut Marko seine jüngste Aussage über Oscar Piastri einordnet und warum ein "Derzeit" von Christian Horner die Perez-Gerüchte befeuert

(Motorsport-Total.com) - Im Vorfeld des Grand Prix von Mexiko hat eine Aussage von Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko Wellen geschlagen. Denn in einer Story des Fachportals F1-Insider.com, betitelt mit der Headline "Red Bull hat Oscar Piastri im Visier", wird der Österreicher mit den Worten zitiert: "Sagen wir mal so: Mark Webber sucht intensiv das Gespräch."

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Helmut Marko, Christian Horner und Sergio Perez: Geht's gemeinsam weiter? Zoom Download

Mark Webber, das ist jener ehemalige Red-Bull-Pilot, der heute Manager von McLaren-Fahrer Oscar Piastri ist - und dem Bericht nach das Gespräch darüber gesucht haben soll, ob es für seinen Schützling in Zukunft vielleicht eine Möglichkeit auf ein Cockpit bei Red Bull geben könnte.

Die Marko-Aussage wurde prompt als Versuch interpretiert, im heißen Saisonfinale der Formel 1 2024 bei McLaren für Unruhe zu sorgen. Aber steckt doch auch mehr dahinter? Das wollte der Pay-TV-Sender Sky am Freitag im Rahmen seiner Live-Übertragung aus Mexiko genauer wissen.

Auf die Frage von Reporter Peter Hardenacke, ob er in Bezug auf angebliche Gespräche mit Piastri/Webber richtig zitiert worden sei, antwortet Marko: "Nein." Und ergänzt: "Das war irgendein Gespräch mit Webber, und ja, das passiert öfter."

Denn Webber sei "sehr lange bei uns gefahren, sehr erfolgreich, und da wird gleich wieder irgendetwas angedichtet". Zumal die Sachlage klar sei: "Meines Wissens nach" habe Piastri "noch zwei Jahre gültigen Vertrag". Also kein Grund für Spekulationen.

Was Marko damit offen lässt

Aber: Bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass Marko zwar die Frage, ob er richtig zitiert worden sei, zunächst mit einem vermeintlich klaren "Nein" beantwortet. Im nächsten Atemzug bestätigt er dann aber indirekt, dass es sehr wohl Kontakt zu Webber gibt. Nur beteuert Marko, dass dieser nicht so konkret sei, wie das in den aktuellen Medienberichten suggeriert wird.

Klar ist: Red Bull hält hinter den Kulissen Ausschau nach potenziellen Fahrern, die Sergio Perez früher oder später ablösen könnten. In Zukunft vielleicht sogar auch Max Verstappen, sollte dieser eines Tages doch schwach werden und den Abwerbungsversuchen von Mercedes oder Aston Martin erliegen.

Und dass bei Marko gerade die beiden McLaren-Fahrer Piastri und Lando Norris hoch im Kurs stehen, ist auch kein Geheimnis. Nur: Solange die beiden bei McLaren unter Vertrag stehen, wird es wohl schwierig, sie zu bekommen.

Zumal Marko unterstreicht: "Perez hat einen gültigen Vertrag." Der wurde nämlich erst vor ein paar Monaten verlängert, bis Ende 2026. Mit Ausstiegsklauseln. Und genau die sorgen dafür, dass über Perez' Verbleib im Team weiterhin so spekuliert wird, als sei sein Vertrag noch gar nicht verlängert worden.

Marko selbst trägt dazu bei, diese Gerüchte am Köcheln zu halten, indem er ein klares Bekenntnis zu Perez umschifft. Stattdessen sagt er Sätze wie: "Wir werden nach Abu Dhabi die Gesamtsituation evaluieren." Oder, im Interview mit dem ORF: "Es liegt an ihm. Er muss wieder zu seiner üblichen Leistung auflaufen. Und ich glaube, das wird er auch."

Carlos Slim: Milliardär wundert sich über Gerüchte

Darauf hofft jedenfalls Carlos Slim, einst reichster Mann der Welt und Perez-Förderer der ersten Stunde: "Ich verstehe nicht, warum so viele Zweifel haben", sagt er am Rande des Heim-Grand-Prix in Mexiko. "Er hat einen Vertrag, das hat er selbst bestätigt. Und Christian Horner auch."

Doch auch der treibt das gleiche Spiel wie Marko: Einerseits verweist Horner konsequent darauf, dass Perez ohnehin einen unterschriebenen Vertrag habe. Andererseits sät er mit der Art und Weise seiner Formulierungen immer wieder Zweifel.


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Ein Beispiel: In der Teamchef-Pressekonferenz am Freitag wurde Horner gefragt, was Perez in den verbleibenden fünf Grands Prix tun müsse, um definitiv bleiben zu dürfen. Seine Antwort: Perez habe einen Vertrag für nächstes Jahr, und sei damit "derzeit unser Fahrer für 2025". Das Wort "derzeit" hätte er genauso gut weglassen können, wenn wirklich alles klar wäre.

Perez sei "nicht glücklich drüber, wo er momentan steht. Mexiko ist ein großes Wochenende für ihn, mit riesigem Support. Er macht Werbung für fast jedes Produkt, von Uber Eats bis hin zu Klopapier. Es ist beeindruckend, wie viele persönliche Sponsorings er für sich eingetütet hat!"

Horner: Schwer zu sagen, wie gut Lawson wäre

Gleichzeitig erzählt der Red-Bull-Teamchef, er sei "sehr beeindruckt" von Liam Lawsons Auftritt in Austin bei den Racing Bulls gewesen: "Ins Auto zu springen, auf einer Strecke, wo er davor noch nie war, unter dem immensen Druck eines Sprintwochenendes, das hat er sehr gut gemeistert. Und dann auch noch Punkte zu holen: ein super Job!"

Auf die Frage, wie gut Lawson wohl in einem Red Bull abschneiden würde, antwortet Horner: "Das ist schwer zu sagen. Er ist ein talentierter Kerl. Wir kennen ihn ein bisschen von Reifentests, die er für uns gemacht hat. Er ist ein Talent, das gehegt wird und weiter wächst. Ich bin schon gespannt darauf, ihn in den verbleibenden fünf Rennen zu sehen."

Sollte Perez rausfliegen, könnte 2025 Lawsons große Stunde schlagen. Auch wenn die Chancen von Yuki Tsunoda auf eine Beförderung wahrscheinlich mindestens genauso groß sind. Der Japaner, das wurde am Freitag bekannt, wird nach Saisonende in Abu Dhabi erstmals offiziell für Red Bull Racing testen.

Holt Red Bull Colapinto von Williams?

Indes verdichten sich Gerüchte, dass Red Bull auch den Argentinier Franco Colapinto in den Juniorenkader holen könnte, der aktuell bei Williams viele positiv überrascht und den ehemaligen Red-Bull-Fahrer Alexander Albon in arge Bedrängnis bringt. Gerüchten aus Italien zufolge soll Red Bull bereits Kontakt zu Colapinto aufgenommen haben.

Der hat nämlich für 2025 bei Williams keinen Platz mehr, weil Carlos Sainz kommt - und wäre rein theoretisch ein Kandidat für die Racing Bulls, sollte er auch bei Audi nicht unterkommen. Auch wenn wichtig ist zu betonen: Eigentlich könnte Red Bull etwaigen Bedarf auch mit hauseigenen Junioren wie Isack Hadjar oder Arvid Lindblad abdecken.

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Colapinto sei "beeindruckend", räumt Helmut Marko im Interview mit Sky ein, betont aber gleichzeitig: "Lawson hat einen genauso guten oder fast besseren Job gemacht. Nach meinem Wissensstand hat Colapinto einen langjährigen Vertrag mit Williams, und momentan sind wir mit unseren Junioren eigentlich gut aufgestellt."

Erschwerend kommt hinzu: Colapinto kann 2025 zwar nicht für Williams Formel 1 fahren, steht aber dennoch bei Williams unter Vertrag. Und Teamchef James Vowles signalisiert kein Interesse daran, ihn aus diesem zu entlassen. Wenn, dann müsste ihn Red Bull also ausleihen, was für Marko nicht in Frage kommt: "Wir bilden ihn ja nicht für jemand anderen aus."

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