• 23. Oktober 2024 · 14:16 Uhr

Verstappen vs. Norris: Viele offene Fragen und eine mögliche Lösung

Wieder sorgt eine Strafe für Unmut, wieder spielen dabei Tracklimits eine Rolle: Das Duell Verstappen vs. Norris in Austin hallt nach und verlangt nach einer Lösung

(Motorsport-Total.com) - Der Vorfall zwischen Max Verstappen und Lando Norris in Austin, speziell in Kurve 12, hat die Formel-1-Welt aufgewühlt und hinterlässt nach dem Grand Prix der USA einen bitteren Nachgeschmack - unabhängig davon, wer im Recht war.

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Was zwischen Max Verstappen und Lando Norris in Austin, bleibt diskussionswürdig Zoom Download

Statt die beeindruckende Leistung von Ferrari mit einem Doppelsieg oder das packende Duell zweier Topfahrer zu würdigen, drehte sich die Diskussion einmal mehr um die Regularien, die Konsistenz der Rennleitung und die Tracklimits.

Verstappen befolgte zwar die Richtlinien der Formel 1, aber sind diese wirklich noch zeitgemäß? Der Vorfall führte jedenfalls zu unterschiedlichen Ansichten.

Red Bull argumentierte, dass Norris ein illegales Überholmanöver außerhalb der Strecke vollzogen habe - ein Argument, dem die Rennkommissare bei ihrem Urteil folgten. McLaren hingegen warf die Frage auf, ob es fair sei, dass Fahrer wie Verstappen ihre Konkurrenten einfach von der Strecke drängen dürfen.

Der amtierende Formel-1-Weltmeister scheint das aktuelle Regelwerk besser als jeder andere verstanden zu haben: Es erlaubt dem verteidigenden Fahrer auf der Innenseite, die Bremsen zu lösen, sicherzustellen, dass er am Scheitelpunkt vorne ist, und dabei dem äußeren Auto keinen Platz am Kurvenausgang zu lassen. Dies macht Überholmanöver auf der Außenseite noch schwieriger, als sie ohnehin schon sind.


Strafe für Norris, keine für Verstappen - war das fair?

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Mercedes war empört, dass Verstappen nicht bestraft wurde, während George Russell für einen ähnlichen Vorfall gegen Valtteri Bottas eine Strafe erhalten hatte. Weil Russell jedoch der Angreifer war und auf der Innenseite überholte, war er laut den Richtlinien verpflichtet, Bottas am Ausgang genug Platz zu lassen.

Interessanterweise sind die Richtlinien hauptsächlich aus der Sicht des angreifenden Fahrers geschrieben. Sie beinhalten die Vorgabe, auf eine sichere und kontrollierte Weise zu fahren und die Kurve innerhalb der Tracklimits zu schaffen.

Dass Verstappen dies nicht tat, war ein mildernder Umstand, weshalb Norris nur eine Fünf-Sekunden-Strafe statt zehn Sekunden erhielt. Das erklärt auch, warum Norris nicht für seinen vierten Tracklimits-Verstoß bestraft wurde.

"Let Them Race": Erste Rennrunde unterliegt eigenem Gesetz

Zudem gibt es für die erste Runde eines Rennens eine andere Interpretation der Regeln: Die Kommissare folgen in dieser Phase dem "Let Them Race"-Ansatz, sodass die Fahrer weniger Angst haben müssen, bestraft zu werden. Dies hilft jedoch den Fans nicht, die Konsistenz der Entscheidungen nachzuvollziehen.

Es wird deutlich, dass die Richtlinien lediglich als Orientierung dienen und Spielraum für Interpretation lassen. In diesem Fall zogen die unmittelbar involvierten Teams Red Bull und McLaren unterschiedliche Schlussfolgerungen.

Diese Richtlinien sollen ab 2025 in allen Ebenen des vom Automobil-Weltverband FIA sanktionierten Motorsports, bis hin zum Breitensport, weit verbreitet angewendet werden. Nun dürften sie jedoch erneut zum Diskussionsthema werden.


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Aber was wäre, wenn die Regeln in Zukunft dem angreifenden Auto erlauben würden, vorne zu bleiben, auch wenn es von der Strecke gedrängt wird? Würden wir dann mehr Rad-an-Rad-Duelle innerhalb der Tracklimits statt außerhalb sehen?

Diese Frage müssen die Formel 1 und die FIA in den kommenden Monaten beantworten, bevor die Richtlinien Teil des breiteren FIA-Regelwerks werden. Viele sind jedoch der Meinung, dass das derzeitige System zu verwirrend und auslegungsbedürftig ist und daher nicht unbedingt einen fairen Rennsport fördert.

Wie lange sollten Kommissare für ihre Entscheidungen brauchen?

McLaren beklagte zudem, dass die FIA-Kommissare die Strafe gegen Norris innerhalb weniger Minuten verhängten, noch vor dem Ende des Rennens.

Teamchef Andrea Stella kritisierte, dass den Kommissaren so nicht genügend Zeit blieb, um die Aussagen der Fahrer und Teams zu berücksichtigen: "Wenn der Fall so komplex ist wie bei Lando und Max, dann sollte man sich die Zeit nehmen, ihn nach dem Rennen zu überprüfen und die Fahrer anzuhören, um die Feinheiten zu verstehen."

Die schnelle Entscheidungsfindung betrifft insbesondere die Autos auf den vorderen Plätzen, da die FIA und die Formel 1 sicherstellen wollen, dass der richtige Fahrer auf dem Podium steht. Einen Fahrer Stunden später zu bestrafen, sodass er das Podest verliert, ist ein unerwünschtes Szenario. Daher sind die Kommissare berechtigt, eine schnelle Entscheidung zu treffen, wenn der Fall für sie klar genug ist.

Ist es ein Streckenproblem und könnte Kies die Lösung sein?

Nach zahlreichen Tracklimits-Verstößen, die den Grand Prix von Österreich 2023 zur Farce machten, nahm die FIA für dieses Jahr wohlüberlegte Änderungen vor.

In mehreren Kurven wurden etwa schmale Kiesstreifen hinzugefügt. Die Lösung war nicht perfekt, da McLarens Oscar Piastri in der Qualifikation trotzdem Opfer einer umstrittenen Entscheidung wegen Tracklimits wurde. Doch die Grundidee war richtig.

Denn schmale Kiesstreifen direkt neben der weißen Linie bestrafen Fahrer automatisch dafür, dass sie zu weit rausfahren, bevor sie überhaupt die Tracklimits überschreiten. Wäre in Austin außen in Kurve 12 ein Kiesstreifen gewesen, hätte Norris dann sein Überholmanöver auf der Außenseite durchgezogen?

Und wäre Verstappen ebenso unbekümmert von der Bremse gegangen, um sicherzustellen, dass er am Scheitelpunkt vorne ist, ohne sich darum zu kümmern, ob er die Kurve schafft?

Bei Stadtkursen sorgen die Mauern für diese Art von natürlichen Begrenzungen, während es auf traditionellen Rennstrecken - wie dem Circuit of the Americas - auch ein Problem ist, dass diese Strecken auch für Motorradrennen ausgelegt sind. Doch wie der Red Bull Ring zeigt, der ebenfalls die MotoGP empfängt, können temporäre oder modulare Lösungen zu relativ geringen Kosten umgesetzt werden.

Während also weiterhin Fragen zu den Regeln und zur Konsistenz der Entscheidungen aufkommen, könnte es die einfachste Lösung sein, den Kommissaren ihre Arbeit zu erleichtern, indem die Strecke von Anfang an klare, natürliche Grenzen setzt.

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