• 13. Oktober 2024 · 14:32 Uhr

Sauber C44: Das beste F1-Auto, das nie Punkte holte?

Geht die Saison so zu Ende, dann bleibt Sauber zum zweiten Mal in der Geschichte punktelos: Ist der C44 die beste Niete oder gibt es andere Kandidaten?

(Motorsport-Total.com) - Sauber scheint auf dem besten Weg zu sein, seine insgesamt zweite Formel-1-Saison ohne einen einzigen Punkt abzuschließen. Noch immer steht der Schweizer Rennstall mit einem leeren Punktekonto da, was unter anderem an fehlender Entwicklung und Boxenstopp-Problemen zu Saisonbeginn liegt.

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Der Sauber C44 konnte im Rennen nie in die Top 10 fahren Zoom Download

Wird der C44 als bestes Auto, das nie einen Punkt holte, in die Geschichte eingehen? Oder gibt es dafür noch andere Kandidaten?

Sollte die Formel-1-Saison 2024 so zu Ende gehen, dann wäre Sauber das erste Team seit Haas 2021, das in einem Jahr ohne Zähler blieb.

Die Auswirkungen der Budgetgrenze und der Aerodynamiktestbeschränkungen haben das Feld enger zusammengebracht. Und auch wenn zwischen den Top 4 und den anderen Teams eine enorme Lücke klafft, so sind die hinteren Punkteränge heiß umkämpft.

Und man darf nicht vergessen, dass der neongrüne und carbongraue Sauber C44 in den ersten Rennen um die kleinen Punkte mitfuhr, Valtteri Bottas und Guanyu Zhou aber durch Probleme bei den Boxenstopps um die Chance gebracht wurden, früh ein paar Pünktchen zu sammeln. Andere Teams haben seitdem zugelegt, Sauber aus irgendeinem Grund aber nicht.

Das Schweizer Team befindet sich gerade in einem seltsamen Fegefeuer zwischen dem vergangenen Leben als Alfa Romeo und dem zukünftigen als Audi. Der deutsche Automobilgigant investiert im Hintergrund eine Menge in 2026, sieht aber wenig Wert darin, auf die aktuelle Form zu schauen, da das Auto nicht den eigenen Namen trägt.


Fotostrecke: Die Geschichte von Sauber Motorsport

In der Zwischenzeit sieht der aktuelle Sauber-Eigner, Tetrapak-Milliardär Finn Rausing, wenig Sinn darin, noch weiter in ein Team zu investieren, das ihm nicht mehr gehören wird. Der Rennstall befindet sich schlicht in der Warteschleife.

Sollte es 2024 kein Chaosrennen mehr geben, in dem die kleineren Teams die Chance haben, eine untypisch hohe Anzahl an Punkten zu holen, dann wird der C44 wohl in die Un-Ruhmeshalle der punktelosen Autos eintreten.

Das klingt nicht gerade nach einem erlesenen Kreis, trotzdem gibt es eine Handvoll Autos, die an ihrem Tag durchaus mithalten konnten, ihren Job allerdings nicht zu Ende bringen konnten.

Das beste Auto: Wie messen wir das?

Hier ist ein kleines Gedankenexperiment: Welches war davon das schnellste? Also relativ gesehen in dem Feld, in dem es mitfuhr. Dafür nutzen wir die Superzeiten-Metrik, eine Prozentzahl basierend auf der schnellsten Runde eines jeden Autos an jedem Wochenende, gemittelt über eine gesamte Saison.

Die Prozentsätze selbst sind nicht unbedingt aussagekräftig, da die Abstände zwischen den einzelnen Rennsaisons a) variieren und b) die prozentualen Abstände in der modernen Formel 1 viel geringer sind als in den 1980er- und 1990er-Jahren.

Aufgrund der Komplikationen, die mit den früheren Versionen der Konstrukteursmeisterschaft verbunden waren, bei denen nur ein Auto für den damals als "Internationaler Pokal der Formel-1-Konstrukteure" bezeichneten Wettbewerb punkteberechtigt war, haben wir nur einige der herausragenden Maschinen ausgewählt, die leider eine Allergie gegen Punkte hatten.


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Man könnte durchaus Argumente für den aktuellen Sauber finden: Man begann das Jahr vor Alpine und machte einfach nichts aus den Chancen, die sich in der Anfangsphase geboten haben.

Es gab weitere Anzeichen von Pace: In China war das Team Siebter in Sachen Superzeiten, vor RB Alpine und Williams. Das war auch in Spanien der Fall, nur damals vor Haas, RB und Williams.

Im weiteren Saisonverlauf hing das Team aber generell am Ende der Superzeiten fest, und Ausflüge über Q1 hinaus wurden ziemlich selten. Der aktuelle Superzeit-Abstand von 1,997 Prozent zum theoretisch schnellsten Auto ist größer als bei einem anderen Auto auf der Liste. Aber dazu gleich mehr.

Schon der C33 holte keine Punkte

Sauber besitzt aber noch einen weiteren Kandidaten: den C33 von 2014. Nachdem Peter Sauber die Kontrolle seines Teams von BMW Ende 2009 wieder übernommen hatte, konnte der Rennstall trotz eingeschränkter Finanzen Achtungserfolge erzielen.

2012 war man auf dem Höhepunkt seiner zweiten Zeit als Privatteam und fuhr mit Sergio Perez und Kamui Kobayashi mehrfach auf das Podium. 2014 kratzte jedoch an Saubers Image, dass man als Mittelfeldteam immer wieder für Überraschungen gut war.

In den Superzeiten war der Sauber C33 Achter vor Lotus, Marussia und Caterham. Trotzdem holte Lotus mit seinem doppelnasigen E22 zehn Punkte, während Marussia dank eines brillanten Rennens von Jules Bianchi in Monaco seine ersten beiden Zähler der Teamgeschichte mitnahm.

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Genauso grau wie seine Leistung: Der Sauber C33 Zoom Download

Des einen Freud, des anderen Leid: Im gleichen Rennen hätte Esteban Gutierrez für die ersten Sauber-Punkte sorgen können, doch auf Rang acht liegend fuhr der Mexikaner in der Rascasse in die Streckenbegrenzung und schied aus.

Allerdings kann man den C33 nur schwer als "bestes Auto ohne Punkte" bezeichnen, einfach weil es so uninspiriert war. Es war so übergewichtig, dass Adrian Sutil zwei Tage lang nichts aß, um sein Gewicht nach unten zu bringen.

Und es war über die Saison gesehen nur 0,1 Prozent schneller als der Lotus, also nur hauchdünn vor einem Auto, das absolut furchtbar war und nur Glück hatte, auf zehn Punkte zu kommen. Daher können wir den C33 getrost außer Acht lassen, vor allem da er ein Auto war, das Sauber nah an den Abgrund brachte.

ATS: Wenn der Motor vielleicht zu viel Kraft hat ...

Blicken wir lieber chronologisch auf einige andere Kandidaten, angefangen mit dem ATS D6 von 1983. Der von Gustav Brunner entworfene D6 gehörte zu den ersten Fahrzeugen, die auf ein Kohlefaser-Monocoque umgestellt wurden.

Brunner war jedoch innovativ, indem er das Chassis mit der Karosserie verschmolz, anstatt eine separate Karosserie aus Verbundwerkstoff über ein Chassis zu ziehen.

Der leistungsstarke BMW M12/13 war im Heck untergebracht. Das Team von Günter Schmid bestand aus nur einem Auto, das von Manfred Winkelhock gefahren wurde, und der Deutsche war fast immer unter den Top 10 der Startaufstellung zu finden.

Es sind diese Qualifyingleistungen, die die Präsenz des D6 hier erklären. In den Superzeiten von 1983 liegt ATS auf Platz sieben der Gesamtwertung und ist damit schneller als Williams und McLaren - die Teams, die in jenem Jahr in der Konstrukteurswertung mit 38 und 34 Punkten die Plätze vier und fünf belegten.

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ATS D6: Wenn der kraftvolle Motor manchmal übertreibt ... Zoom Download

Dies geschah allerdings zu einer Zeit, in der es große Diskrepanzen zwischen den Qualifying-Leistungen und den Rennergebnissen gab; McLaren schaffte es nur selten in die Top 10, und fuhr in Long Beach einen Doppelsieg ein, nachdem man von den Plätzen 22 und 23 gestartet war.

Doch der ATS war unheimlich unzuverlässig. Obwohl der BMW-Motor enorm leistungsstark war, neigte er bekanntermaßen dazu, ständig zu platzen. Zudem hatte Winkelhock zwar die Pace für eine Runde, aber vielleicht nicht das Renntempo, um das Beste aus dem Auto herauszuholen.

In der Autosport-Ausgabe vom 5. Mai 1983 beschrieb Journalist Nigel Roebuck Winkelhock als "zwar ungeheuer mutig, aber kaum als Spitzenfahrer". Wäre der D6 von einem finanziell besser ausgestatteten Team eingesetzt worden, hätte man das Potenzial ausschöpfen können.

Minardi: Immer wieder Qualifying-Sensationen

Das Gegenteil galt wohl für den M187 von Minardi, der dank des sperrigen und kraftlosen Motori-Moderni-Motors im Heck zu wenig Leistung hatte. Und doch liegt der M187 in der Superzeiten-Rangliste 1987 auf Platz acht, vor den Punktesammlern Tyrrell (elf Punkte), Larrousse (3), Zakspeed (2) und dem Ein-Punkt-Trio Ligier, March und AGS.

Dies war fast ausschließlich den Bemühungen von Alessandro Nannini zu verdanken, der den Wagen häufig im Mittelfeld der Startaufstellung platzierte und gegen leistungsstärkere Maschinen kämpfte, bevor der M187 unweigerlich mit Zuverlässigkeitsproblemen zu kämpfen hatte.

Zumindest konnte Nannini damit seine Klasse unter Beweis stellen, was dem Italiener 1988 den Aufstieg zu Benetton einbrachte. In der Zwischenzeit holte Minardi sowohl 1988 als auch 1989 Punkte, kehrte aber 1990 in die Schmach des Nicht-Punktesammelns zurück.

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Alessandro Nannini konnte sich zumindest für einen Aufstieg empfehlen Zoom Download

Mit dem bewährten Cosworth DFR im Heck hatte Minardi zumindest eine halbwegs solide Basis, auf der man aufbauen konnte, im Gegensatz zu den Motori Moderni (die den katastrophalen Subaru 1235 F12 im Coloni entwickelten).

Dank Pierluigi Martinis oft sensationellem Tempo im Qualifying liegt Minardi in den Superzeiten des Jahres an siebter Stelle, vor Leyton House, Lotus, Brabham und Arrows.

Der zweite Startplatz beim Saisonauftakt in Phoenix und der achte Startplatz in Brasilien mit dem alten Auto verzerren die Rangliste, obwohl Martini mit dem M190 im Qualifying viermal in die Top 10 kam. Die Minardis waren auf einer gezeiteten Runde schneller als sie hätten sein sollen, aber das lag eher an den Fahrern als am Auto.

BAR 01: Unzuverlässig wie die Eismaschine bei McDonald's

Es gibt aber noch einen weiteren Kandidaten für das beste Auto ohne Punkte, und das ist weniger eine Überraschung als einige der anderen Fahrzeuge: der BAR 01. Das erste Auto des aus Tyrrell entstandenen Teams war so zuverlässig wie die Eismaschine bei McDonald's und das Objekt überheblicher Erklärungen des Team-Managements, man könne damit Rennen gewinnen.

Einer der Gründe für die unangenehme Pannenanfälligkeit war, dass die internen Komponenten nicht mit den Vibrationen des Supertec-Motors zurechtkamen - etwas, mit dem Benetton und Williams umzugehen wussten.

Bei Jacques Villeneuve konnte man sich zumindest darauf verlassen, dass er das Auto regelmäßig in die Top 10 der Startaufstellung brachte. In Imola qualifizierte er sich als Fünfter, bevor das Getriebe beim Start den Geist aufgab.

Der sechste Startplatz in Spanien wurde beim Start in einen dritten umgewandelt, und Villeneuve lag auf dem fünften Platz, bevor - wieder einmal - das Getriebe auf dem fünften Platz den Geist aufgab. Es dauerte bis zum Großen Preis von Belgien, dem zwölften (!) Lauf der Saison, bis er ins Ziel kam. Ricardo Zonta und Mika Salo hatten im anderen Auto bis zu diesem Zeitpunkt fünf Zielankünfte.

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Der BAR 01 stach heraus - aber nur in Sachen Lackierung Zoom Download

Der Kanadier lag bei dem chaotischen Rennen auf dem Nürburgring an der Schwelle zu den Punkterängen und lag kurz vor Ende des Rennens auf dem fünften Platz, doch fünf Runden vor Schluss versagte seine Kupplung. Es sollte einfach nicht sein.

In den Superzeiten liegt der BAR für das Jahr 1999 an sechster Stelle, vor Benetton, Sauber, Prost, Arrows und Minardi, die alle Punkte holen konnten. Im Saisondurchschnitt war man nur 1,895 Prozent langsamer als die theoretisch schnellste Zeit - also näher dran als Sauber heutzutage.

Das ist schon ziemlich bemerkenswert, wenn man daran denkt, dass das Feld am Ende der 90er-Jahre deutlich weiter auseinandergezogen war. BAR war auch nur 0,2 Prozent langsamer als Williams, die mit Ralf Schumacher mehrfach auf das Podest gefahren waren.

Wer hat nun das beste Null-Punkte-Auto?

Sowohl der ATS D6 als auch der BAR 01 hatten ein nicht ausgeschöpftes Potenzial, das sich größtenteils über die gesamte Saison erstreckte, während Sauber zu Beginn des Jahres 2024 ein kleines Zeitfenster hatte, das es nicht nutzen konnte.

Daher kann man wohl mit Fug und Recht behaupten, dass ATS und BAR vor dem C44 von Sauber die letzten Anwärter auf die Auszeichnung sind, die niemand haben will.

Auf dem Papier hat BAR hier die besten Voraussetzungen: ein Auto, das mit Leichtigkeit an der Spitze des Mittelfelds stehen würde, wenn es nur nicht kaputt gehen würde. Die relative Unerfahrenheit des Teams in der Formel 1, das die Belegschaft von Tyrrell größtenteils durch die von Reynard ersetzt hatte, wurde ihm zum Verhängnis.

Die Unfähigkeit, den Supertec in den Griff zu bekommen, machte die besten Pläne zunichte, und ein Upgrade des Motors zur Saisonmitte verschlimmerte die Situation noch.


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Das von British American Tobacco finanzierte Team verfügte über ein schier unerschöpfliches Finanzpolster und konnte das Auto trotzdem nicht in Ordnung bringen, obwohl das Potenzial des Wagens durch Villeneuves Starqualitäten zumindest phasenweise unter Beweis gestellt wurde. Die Saison 2000 mit Honda-Power zeigte, wozu das Team im ersten Jahr hätte fähig sein sollen.

Im Vergleich dazu verfügte ATS über wenig finanzielle Mittel, einen starken, aber leicht entzündlichen Motor und einen Fahrer, der zwar über eine Runde eine starke Pace zeigte, aber im Renntrimm nur selten seine Aufgabe erfüllte.

Auch Brunners Chassis war seiner Zeit voraus, und es dauerte einige Jahre, bis das vollgegossene Monocoque in der Formel 1 zum Zeitgeist wurde. Die Tatsache, dass er im Qualifying regelmäßig schneller war als Williams und McLaren, bringt ihm auch einige Pluspunkte ein.

Es ist schwierig, sich zwischen beiden zu entscheiden, und der Autor könnte stundenlang philosophieren, was die richtige Wahl ist. Daher macht er es sich einfach: "Der Award für das beste Auto ohne Punkte geht an ... den BAR 01 UND den ATS D6."

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