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Renault als Motorenlieferant in der Formel 1
Seit wann der französische Hersteller Renault als Motorenlieferant in der Formel 1 aktiv war, mit welchen Teams und mit welchen Erfolgen und Misserfolgen
(Motorsport-Total.com) - Diese Nachricht hat nicht nur die Belegschaft im Motorenwerk in Viry-Chatillon erschüttert: Renault hört auf als Antriebslieferant in der Formel 1, und das nach fast 50 Jahren. 2025 geht demnach ein vorerst letztes Mal ein Rennstall mit Renault-Motoren an den Start. Dann endet eine Ära in der Formel 1.
Begonnen hat diese Ära 1976 mit der Entwicklung der ersten hauseigenen Formel-1-Motoren in Viry-Chatillon, ein Jahr vor dem werksseitigen Einstieg mit einem eigenen Team. Doch der Renault RS01 mit dem ersten Turbomotor der Formel-1-Geschichte war noch kein Erfolgsmodell: Vor allem die Zuverlässigkeit ließ zu wünschen übrig: Jean-Pierre Jabouille fiel in den ersten sechs Rennen immer aus.
1979 stellte sich allmählich Besserung ein: Mit dem RS10 erzielte Renault vier Podestplätze, darunter den ersten Sieg mit Jabouille, und das ausgerechnet beim Frankreich-Grand-Prix, dem Heimrennen der Marke. In den folgenden Jahren steigerte sich das Werksteam auf dritte Plätze in der WM-Gesamtwertung, auch dank des jungen Alain Prost, der auf Renault seine ersten fünf Grand-Prix-Siege erreichte.
Die ersten Kundenteams - und der erste Rückzug
In der Saison 1983 gab Renault erstmals Motoren an Kundenteams aus: Lotus war der erste Rennstall abseits des Werksteams, der mit Renault-Power auf Punktejagd ging. 1984 wechselte auch Ligier auf Renault-Antriebe, 1985 folgte Tyrrell.
1985 markierte jedoch kein gutes Jahr für Renault: Die Motoren erwiesen sich erneut als unzuverlässig und verhinderten größere Erfolge. Das Renault-Werksteam beschloss die Saison sogar hinter Kundenteam Ligier. Hinzu kamen finanzielle Schwierigkeiten im Konzern, weshalb Renault zunächst den eigenen Rennstall zurückzog und Ende 1986 auch die Motorenlieferungen einstellte.
Fotostrecke: Alle Formel-1-Autos von Renault/Alpine
1977: Renault RS01 - Fahrer: Jean-Pierre Jabouille Fotostrecke
Schon 1989 aber kehrte Renault als Motorenhersteller zurück und stellte Williams seinen neuen 3,5-Liter-V10-Antrieb zur Verfügung. Der ganz große Durchbruch aber gelang erst 1992: Erstmals hatte Renault den stärksten Motor im Feld und Williams dominierte die Formel 1 mit seinem FW14B. Nigel Mansell gewann den Titel damals im Rekordtempo.
Patrick Head als der langjähriger Technische Direktor von Williams sagte später einmal: "Renault hatte den besten Rennmotor durch seine Kombination aus Leistung, Gewicht, Spritverbrauch und Installation [im Auto]. Außerdem waren die Antriebe unheimlich zuverlässig."
Renault ist Motoren-Marktführer in den 1990er-Jahren
Das zeigte sich in den folgenden Jahren eindrucksvoll: Als Motorenpartner war Renault bis 1997 an allen WM-Titeln in der Konstrukteurswertung beteiligt und 1995 auch am Fahrertitel von Michael Schumacher bei Benetton, das 1994 noch Ford-V8-Motoren verwendet hatte.
Erneut aber stellte Renault dann sein Formel-1-Projekt ein und zog sich werksseitig zurück. Dieses Mal jedoch verblieben die Motoren in der "Königsklasse": Der französische Automobil-Zulieferer Mecachrome übernahm für einige Jahre die Wartung der Antriebe, ehe sich Renault 2000 zur Formel-1-Rückkehr entschloss und das Privatteam Benetton kaufte.
Das mündete 2005 und 2006 in die bisher größten Erfolge für Renault in der Formel 1: Mit Fernando Alonso gewann das Werksteam zwei Jahre in Folge die Fahrer-WM und siegte auch in der Konstrukteurswertung.
Mit Kunde Red Bull wird Renault mehrfach Weltmeister
Ab 2007 versorgte Renault wieder Kundenteams mit Antrieben - und wurde alsbald von Red Bull überholt: Von 2010 bis 2013 gewann Red Bull viermal in Folge die Formel-1-WM. Besonders markant ist gleich der erste Erfolg: 2010 war das bislang letzte Mal, dass ein Team mit Kundenmotor ganz vorne war. Alle weiteren WM-Titelgewinne in der Formel 1 ab 2011 wurden mindestens "werksunterstützt" erzielt.
Fotostrecke: Die Erfolgsbilanz von Red-Bull-Renault
Zwölf Jahre lang startete Red Bull mit Renault-Motoren in der Formel 1, und das sehr erfolgreich. Hier sind die wichtigsten Meilensteine! Fotostrecke
Denn Renault hatte sich im Anschluss an die Saison 2010 wieder einmal aus der Formel 1 verabschiedet und sein Werksteam verkauft. Deshalb erhielt Red Bull zur Saison 2011 auf Motorenseite offiziellen Werksstatus. Alsbald aber bekam Renault den Eindruck, es werde für seinen Beitrag zu den Red-Bull-Triumphen nicht ausreichend gewürdigt.
Dann begann 2014 die Turbo-Hybrid-Ära in der Formel 1 und Renault fuhr mit seinen Antrieben meilenweit hinterher. Weder die Leistung noch die Zuverlässigkeit stimmten, was Red-Bull-Teamchef Christian Horner wiederholt als "nicht akzeptabel" brandmarkte. Er sagte später: "Wir hatten für Erste-Klasse-Tickets bezahlt, flogen aber nur Economy." Und so lief die Zusammenarbeit Ende 2018 aus.
Renault gibt (wieder) ein Comeback
Renault wiederum hatte 2016 sein ehemaliges Team zurückgekauft und erneut als Werksteam an den Start gebracht. 2018 gewann es mit McLaren ein zusätzliches Kundenteam dazu, das nach dem Red-Bull-Wechsel zu Honda als einziger Motorenkäufer verblieb. Doch auch McLaren kam mit Renault nicht auf Touren und vollzog schon 2021 den Schritt hin zu Mercedes-Motoren.
Fotostrecke: Renault-Meilensteine in der Formel 1
Grand Prix von Großbritannien 1977 in Silverstone: Mit Jean-Pierre Jabouille gibt der französische Automobilhersteller Renault sein Formel-1-Debüt. Es handelt sich um einen Werkseinsatz mit zunächst einem Boliden. Beim Debüt startet Jabouille von Position 21, fällt im Rennen aber aufgrund eines defekten Turboladers aus. Auch bei vier weiteren Starts in der Saison 1977 sieht der gelbe Renault RS01 die Zielflagge nicht. Fotostrecke
Damit verblieb 2021 einzig das in Alpine umbenannte Renault-Werksteam mit Renault-Motoren in der Formel 1. Es gelang dem Rennstall zwar ein Überraschungssieg durch Esteban Ocon beim Ungarn-Grand-Prix 2021, sonst aber blieben Alpine und Renault hinter den (eigenen) Erwartungen zurück.
Renault steigt aus als Motorenlieferant
Weil dem Renault-Antrieb im Vergleich zu den Produkten von Ferrari, Honda oder Mercedes vermutlich gut 20 bis 30 PS fehlten und sich der Renault-Konzern in der Formel 1 ein neues Sparprogramm auferlegt hat, fiel die Entscheidung zum Einstellen der eigenen Motorenabteilung nach 2025 - obwohl sich längst ein Antriebsstrang für das neue Formel-1-Reglement 2026 in der Entwicklung befand.
Das führt zur kuriosen Situation, dass es 2026 mit Alpine zwar ein Renault-eigenes Formel-1-Team gibt, das aber keine Renault-eigenen Motoren verwenden kann. Wahrscheinlich bezieht Alpine seine Antriebe dann von Mercedes, bestätigt ist der Wechsel aber bisher nicht. Er liegt nur nahe: Renault und Mercedes haben bereits im Straßenwagen-Segment kooperiert. Und Mercedes könnte mit Alpine den Wegfall von Kunde Aston Martin (zu Honda) kompensieren.