• 13. August 2024 · 10:51 Uhr

Kann McLarens Teamkultur mit zwei Nummer-1-Fahrern bestehen?

Im exklusiven Interview erklärt McLaren-CEO Zak Brown, warum er glaubt, dass sein Team mit Lando Norris und Oscar Piastri zwei Nummer-1-Fahrer managen kann

(Motorsport-Total.com) - Die moderne Ära der Formel 1 ist voll von Beispielen, in denen führende Teams einen hohen Preis dafür zahlten, zwei gleichberechtigte Fahrer zu haben. Noch im Jahr 2007 kostete es sowohl Hamilton als auch Alonso die Weltmeisterschaft. Der Titel ging am Ende an Ferrari-Konkurrent Räikkönen.

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Lando Norris und Oscar Piastri: Teamkollegen und Rivalen Zoom Download

Andere berüchtigte Rivalitäten wie Senna/Prost, Hamilton/Rosberg und Webber/Vettel hatten weniger Auswirkungen auf das Endergebnis, da sie in einer Ära der Dominanz ihrer jeweiligen Teams stattfanden. Dennoch führten sie in verschiedenen Szenarien dazu, dass das Team destabilisiert und die Fahrerpaarungen schließlich aufgelöst wurden.

Während die Geschichte also nahelegt, dass zwei Nummer-1-Fahrer in einem Team meistens nicht funktionieren, ist McLaren-CEO Zak Brown der Meinung, dass es mit Lando Norris und Oscar Piastri anders laufen wird.

Sowohl Norris als auch Piastri errangen ihre ersten Grand-Prix-Siege vor der Sommerpause 2024, was ihren Status als Topfahrer im Starterfeld festigte.

Ungarn sorgte für erste Irritationen

Während Norris nach fünf Jahren Warten einen emotionalen Sieg in Miami feierte, kam Piastris Durchbruch in Ungarn. Allerdings wurde der Glanz seines ersten Sieges durch eine unglückliche Strategie des Teams getrübt, die Norris zwischenzeitlich in Führung gebracht hatte, der diese erst sehr spät wieder zurückgab.


Fotostrecke: Diese Siege hat McLaren in der Formel-1-Saison 2024 weggeworfen

Norris zeigte Reue darüber, die Positionen nicht früher getauscht zu haben, und die Angelegenheit wurde intern geklärt. Doch es war ein erster Hinweis darauf, wie unangenehm die Situation in Zukunft werden könnte, wenn McLaren weiterhin ein Auto hat, das mehr Doppelsiege einfahren kann.

Doch im exklusiven Gespräch mit Motorsport.com betont Brown, dass McLarens Teamkultur stark genug sei, um Norris und Piastri im direkten Duell miteinander zu managen, auch wenn die eigene Teamgeschichte voll von warnenden Beispielen ist.

Brown: Beide fahren für das Team

Auf die Frage, warum er glaubt, dass zwei gleichberechtigte Fahrer diesmal für McLaren funktionieren werden, antwortet Brown: "Beziehungen, Kommunikation und die beiden Individuen, die wir haben."

"Man darf sich da keine Illusionen machen. Beide wollen die Nummer 1 sein und sie sind auch beide die Nummer 1. Wir haben einfach keine Nummer-2-Fahrer."

"Aber sie fahren für das Team. Sie sind die Art von Individuen, die meiner Meinung nach hart gegeneinander fahren können und sich in ihrem eigenen Kopf als Nummer 1 sehen und gleichzeitig respektieren, dass wir zwei Nummer-1-Autos einsetzen. Und das haben wir immer getan und werden es immer tun."

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Zak Brown: "Bei uns gibt es keinen Nummer-2-Fahrer" Zoom Download

Brown schließt nicht aus, dass man einen Fahrer gegenüber dem anderen bevorzugen könnte, wenn es um die Fahrermeisterschaft geht. Aber mit Norris, der 78 Punkte hinter Max Verstappen liegt, und Piastri, der weitere 32 Punkte Rückstand hat, sei dieser Zeitpunkt für McLaren noch nicht gekommen.

Im Titelkampf ist Teamorder erlaubt

"Natürlich, wenn es später in der Meisterschaft so aussieht, dass ein Fahrer mehr Chancen hat als der andere, dann könnte man anfangen, strategisch anders vorzugehen", räumte er ein. "Aber wir behandeln sie gleich."

"Sie wissen das, sie genießen das und respektieren unsere Entscheidungen, wenn wir manchmal Zugeständnisse machen müssen. Sie sind sehr respektvoll damit umgegangen. Also denke ich, dass wir Glück haben, die beiden Individuen zu haben, die wir haben."

Als Härtetest für die Teamkultur, die er und Teamchef Andrea Stella aufzubauen versuchen, sieht Brown das Management von Norris und Piastri nicht. "Ich denke, Kulturen entwickeln sich von selbst", sagt der US-Amerikaner.

"Man gibt die Richtung und den Ton vor, aber man kann sie nicht erzwingen. Andrea und ich und alle hier sind Rennfahrer. Wir sind fair, wir verfolgen Leistung ziemlich aggressiv, aber auf faire Weise, nicht nach dem Motto 'Sieg um jeden Preis'. Ich denke, so ist auch das Team, daher herrscht eine großartige Atmosphäre in der Garage."

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