Ralf Schumacher: Braucht Lando Norris einen Mentaltrainer?
Sky-Experte Ralf Schumacher sieht eine zu hohe Fehlerquote bei Lando Norris und rät dem Briten, es mal mit mentalem Training zu versuchen
(Motorsport-Total.com) - Für Lando Norris endete der Grand Prix von Belgien auf einem enttäuschenden sechsten Platz. Zwar rückte der McLaren-Pilot durch die Disqualifikation von George Russell noch in die Top 5 vor, zufrieden konnte er mit seinem Rennen nicht sein, das er sich bereits am Start verbaute.
Dort verlor Norris drei Positionen: Ausgangs La Source fuhr er zu weit nach außen, kam in den Dreck und verlor so das Momentum Richtung Eau Rouge. Die erste Runde beendete der Brite folglich nur als Siebter. "Und danach war es unmöglich zu überholen", fasste Norris selbst den Rennverlauf zusammen.
Sky-Experte Ralf Schumacher weiß, dass der McLaren-Pilot deshalb am meisten mit sich selbst hadert: "Man ist als Fahrer immer über sich selbst am meisten genervt, wenn man die Fehler macht und er gesteht sie auch ein."
"Man muss ihm jetzt hier sagen, der Start war nicht das Problem, das Problem war, dass er da in den Dreck gefahren ist, das weiß er auch selber und dann noch mal dieser Verbremser (in der Schikane; Anm. d. R.). Also der war frustriert, logisch, sein Teamkollege ist vor ihm, das ist natürlich nicht hilfreich, gar keine Frage."
Denn Oscar Piastri kämpfte erneut ums Podium und rückte den beiden Mercedes an der Spitze zum Ende hin noch richtig auf die Pelle. Er kam als Dritter ins Ziel, erbte dann Rang zwei.
Schumacher: "Das darf nicht passieren"
Angesprochen auf Norris' Schwäche am Start, wo er nicht zum ersten Mal in dieser Saison wichtige Positionen einbüßte, sagt Schumacher: "Ja, ich meine, der Start, der war durchschnittlich, es ging noch halbwegs, aber dann fährt er halt aus unerklärlichen Gründen in den Dreck rein."
"Warum er da reingefahren ist, weiß er wahrscheinlich selber nicht oder er hatte keinen Grip auf der Vorderachse. Das sind natürlich alles so Kleinigkeiten, die große Wirkungen haben und das darf nicht passieren", findet der Formel-1-Experte.
Anders ordnet er den Verbremser des Briten in der Schikane vor Start-Ziel ein: "Ja, okay, da ist er mit viel zu viel Schwung angekommen, hat es total verschätzt. Das kann tatsächlich schon mal passieren, wenn man ein Auto relativ nah vor sich hat."
"Es kann passieren, soll aber nicht passieren. Und diese Kleinigkeit muss er dringend ändern, weil ansonsten läuft ihm irgendwann der relativ coole Piastri den Rang ab, wenn er das dann mal im Rennen alles raus hat." Deshalb rät Schumacher Norris, darüber nachzudenken, mit einem Psychologen zu arbeiten.
Mentales Training für Lando Norris?
"Für mehr Selbstvertrauen, um ruhiger zu werden, mit Entspannungsübungen und solchen Dingen", so Schumacher. Er selbst habe auch schon einmal versucht, mit einem Mentaltrainer zusammenzuarbeiten. "Bei mir hat es nichts genutzt, war eh nicht gut genug, aber nein, Spaß beiseite. Ich habe es versucht."
"Man macht es mit irgendwelcher Musik, die man sich aussucht, da konzentriert man sich auf irgendwas. Skifahrer sind genial, die gehen auf die Sekunde genau diese Piste ab, das gibt es im Motorsport so nicht. Das macht jeder auf seine Art und Weise."
"Manche brauchen es nicht", weiß der ehemalige Formel-1-Pilot, "aber Lando, glaube ich, könnte ein bisschen Unterstützung brauchen." Er wäre nicht der erste Fahrer, der auf die Hilfe eines Mentaltrainers zurückgreift.
Nico Rosberg offenbarte nach seinem Rücktritt, dass er in seiner letzten Saison 2016 mit einem Mentaltrainer zusammenarbeitete, um im Titelkampf gegen Teamkollege Lewis Hamilton zu bestehen. Romain Grosjean fand nach seinem Startunfall in Spa 2012 dank eines Psychologen aus einer mentalen Krise.