• 07. Juli 2024 · 11:39 Uhr

Max Verstappen vor Rennen in Silverstone: "Wer ist Zak Brown?"

Ein Sommermärchen "made by Mateschitz", allerdings mit Schönheitsfehlern: So sieht Max Verstappen vor Silverstone die Lage der Nation

(Motorsport-Total.com) - Zuerst die niederländische, dann die österreichische Hymne: So war das am Silverstone-Wochenende nicht nur für den Rennsonntag geplant, sondern auch für das EM-Viertelfinale am Samstagabend. Doch während die "Oranjes" tatsächlich in Berlin auf dem Feld standen und die Türkei sogar mit 2:1 bezwingen konnten, war die österreichische Nationalmannschaft bereits im Achtelfinale gegen die Türkei ausgeschieden.

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Max Verstappen geht als Jäger statt als Gejagter in das Rennen in Silverstone Zoom Download

Es hätte ein österreichisches Sommermärchen werden können, und zwar eins "made by Mateschitz". Zuerst der Grand Prix auf dem Red-Bull-Ring, mit dem programmierten Sieger Max Verstappen (was dann doch nichts wurde), und dann eine Fortsetzung des Triumphzugs bei der EURO in Deutschland, mit einer österreichischen Mannschaft, deren Trainer und Schlüsselspieler zu einem Großteil der Red-Bull-Fußballschule entspringen.

Zumindest die Niederländer sind noch im Turnier, und Verstappen, eigentlich kein glühender Fußballfan, ließ sich das Viertelfinale der "Elftal" nicht entgehen. Allen teaminternen Konflikten zum Trotz waren er und das Rennteam zu Hause bei Christian Horner zum Barbecue eingeladen, wie jedes Jahr am Silverstone-Samstag, und dort wurde Fußball geschaut.

Die Niederländer gerieten gegen die Türken zunächst in Rückstand, setzten sich dann aber doch noch mit 2:1 durch. Ein Matchplan, der nach dem misslungenen Qualifying auch für Verstappen klappen könnte? "Als ich gehört habe, wie groß der Schaden ist, dachte ich zuerst, dass es unmöglich werden würde, noch in Q3 zu kommen", spielt er auf seinen Fauxpas bei Copse an, gleich im ersten Segment des Qualifyings.

Red Bull befürchtet keinen Start aus der Boxengasse

In der TV-Berichterstattung wurden Spekulationen verbreitet, wonach der Schaden am Unterboden für Verstappen sogar einen Start aus der Boxengasse bedeuten könnte. Vom Update-Unterboden habe Red Bull nur ein Stück in Silverstone, und ein Wechsel der Spezifikation hätte einen Verstoß gegen die Parc-ferme-Regel bedeutet.

Aber auf Anfrage hat Red Bull am Samstagabend bestätigt, dass man den Unterboden zwar auszutauschen gedenke, aber trotzdem keine Strafe zu befürchten habe. Was eigentlich nur bedeuten kann, dass irgendwo doch ein zweites Exemplar aufzutreiben war.

Rechnet man Verstappens Downforce-Verlust von anfangs 100 und später, nach ein paar notdürftigen Reparaturen, immer noch 20 Punkten in Rundenzeit um, so dürften ihm in Q3 bis zu zwei Zehntelsekunden an Performance gefehlt haben. So gesehen wäre er also auch mit scharfen Waffen nicht dazu in der Lage gewesen, auf Poleposition zu fahren. Denn sein Rückstand betrug 0,384 Sekunden.

Fahrverhalten nach Ausritt nicht mehr das gleiche

"Viel kannst du nicht tun", sagt Verstappen. "Wir haben versucht, den Unterboden während des Qualifyings zu flicken, aber dadurch war die Balance in jeder Runde ein bisschen anders, und das hat mir das Leben extrem schwer gemacht. Ich war ziemlich froh drüber, es in Q3 geschafft zu haben, und da dann auch noch Vierter zu werden, stimmt mich sehr zufrieden."

Als Verstappen zwischendurch mal vier Zehntelsekunden Rückstand auf Lando Norris hatte und von den Zuschauern noch keiner ahnte, dass sein Unterboden kaputt war, funkte sein Renningenieur Gianpiero Lambiase: "Keine schlechte erste Runde für den Lastverlust, den du hast." Der hätte zu dem Zeitpunkt nämlich noch weit mehr als vier Zehntelsekunden ausmachen sollen.

Verstappen berichtet, dass die Balance komplett "weg" gewesen sei, "du hast weniger Downforce, fährst auf einmal ein total unterlegenes Auto. Wir haben versucht, das noch halbwegs auszubalancieren, indem wir Last von Front nach Heck verschieben, aber dir fehlt einfach Downforce und damit letztendlich auch Grip."


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Immerhin hat der vierte Startplatz, aus der Not geboren, auch etwas Gutes: "In den letzten Rennen hatten wir immer das Gefühl, verteidigen zu müssen. Ich hoffe, dass wir jetzt, von Platz 4 aus, ein bisschen aggressiver agieren können, was zum Beispiel die Strategie betrifft", sagt Verstappen.

Red Bull hat nicht mehr das schnellste Auto

Was freilich nichts am gesamthaften Eindruck ändert, dass Red Bull aktuell nicht mehr das schnellste Auto der Formel 1 hat. Und das nicht erst seit diesem Wochenende. "Unser Auto", erklärt Verstappen, "ist manchmal ein bisschen bockig zu fahren. Andererseits fühlt es sich aber richtig gut an, wenn es im richtigen Fenster ist."

"Tatsache ist, dass die anderen näher gerückt sind. In Japan haben wir ein Update gebracht, und das fühlte sich gut an. Aber seither haben die anderen auch Updates gebracht, und mit denen haben McLaren und Mercedes wirklich große Schritte gemacht. Jetzt liegt alles eng beisammen, und dann kommt's halt echt auf die Details an, wenn um die Pole gekämpft wird."

Red Bull legt die Hände im Entwicklungsrennen keineswegs in den Schoß. Für Silverstone hat das Team einen neuen Unterboden entwickelt. Ziel: mehr Anpressdruck. "Wir sehen, dass es was bringt", sagt Verstappen. "Hätten wir den Schaden nicht gehabt, wären wir um die Pole mitgefahren. Das ist positiv."

"Aber wir müssen weiter neue Teile bringen, die dann hoffentlich besser sind als die Upgrades der anderen Teams. Im Qualifying haben viele auf ein Regen-Set-up gesetzt, mit anderen Flügeln. Mercedes und McLaren sehen sehr gut aus. Für uns war es ein bisschen schwieriger", analysiert er.

WM-Titel auch ohne Notwendigkeit, Rennen zu gewinnen?

Verstappen hat den großen Vorteil, dass er in der Fahrer-WM von einem komfortablen Vorsprung zehren kann. Vor dem zwölften von 24 Grands Prix hat er 81 Punkte Vorsprung auf Lando Norris und 87 auf Charles Leclerc. Wahrscheinlich kann er seinen vierten Titel inzwischen auch mit zweiten, dritten und vierten Plätzen gewinnen. Über Konstanz statt Speed.

Übrigens: Die Diskussion um sein Duell mit Norris in Österreich und die Forderung von McLaren-CEO Zak Brown nach permanenten Rennkommissaren beobachtet Verstappen eher amüsiert. Auf die Frage, was er von der Idee halte, das Schiedsrichtersystem der Formel 1 zu reformieren, antwortet er nur, mit einem Grinsen im Gesicht: "Wer ist Zak Brown?"

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