• 09. Juni 2024 · 01:52 Uhr

Mercedes-Pole für Russell keine Überraschung: Wolff warnt vor Schwalbe

Mercedes fliegt in Montreal zur Pole: Während George Russell von der Pole aus selbstbewusst den Sieg anpeilt, warnt Teamchef Toto Wolff vor verfrühter Freude

(Motorsport-Total.com) - Große Freude bei George Russell und Mercedes nach dem Qualifying in Montreal: Der Brite feiert am Samstag seine erst zweite Pole in der Formel 1 fast ausgelassener als Max Verstappen so manchen Sieg - ausgerechnet den Niederländer schlägt Russell dabei auch im Kampf um den ersten Startplatz, ohne wirklich schneller zu sein:

Foto zur News: Mercedes-Pole für Russell keine Überraschung: Wolff warnt vor Schwalbe

George Russell fliegt in Montreal - oder ist es doch nur eine Schwalbe im Sommer? Zoom Download

Mit der exakt identischen Zeit von 1:12.000 Minuten schenken sich die beiden Schnellsten des Qualifyings nichts, Russell steht aber ganz vorne, weil er seine Zeit als Erster setzt - und kommt danach gar nicht aus dem Strahlen raus: "Die Performance an diesem Wochenende war einfach unwirklich", lacht der Mann des Tages.

Eine Überraschung im eigentlichen Sinne sei die Pole deshalb auch nicht: "Jede Runde dieses Wochenende hat sich das Auto gut angefühlt, wir waren immer vorne dabei in Zeitenlisten", erklärt der Mercedes-Pilot, dass sich die starke Leistung auf dem Circuit Gilles Villeneuve kontinuierlich angebahnt hat.

Doch nicht nur dort: "In Monaco waren wir auch nur ein Zehntel vor der ersten Startreihe entfernt", erinnert sich Russell, "hier stehen wir jetzt auf Pole - es sind die ersten beiden Rennen mit den neuen Upgrades". Noch mahnt der Brite deshalb zu Vorsicht: "Die Zeit wird es zeigen, aber bis jetzt sieht es gut aus", sagt er mit Blick auf die neuen Teile.

Fest steht für Russell aber schon jetzt: "Das Auto war bisher so gut dieses Wochenende, das Team hat einen großartigen Job gemacht, diese ganzen Upgrades ans Auto zu bringen und endlich macht sich die harte Arbeit in Resultaten bezahlt." Noch besser sei aber, dass sich der Befreiungsschlag diesmal auch "zu 100 Prozent" anders anfühle als sonst.

Foto zur News: Mercedes-Pole für Russell keine Überraschung: Wolff warnt vor Schwalbe

Was ist denn jetzt los? Mercedes steht plötzlich auf der 1 in Kanada Zoom Download

Eine Ahnung, woher der plötzliche Turnaround kommt, hat Russell dennoch: "Nach einigen Jahren mit dem Reglement kommt man irgendwann dem Sweetspot näher. In den letzten Jahren war der Kurs bei uns ein bisschen im Zickzack", sagt Russell in Bezug auf das Anvisieren der Probleme. Das sei seiner Meinung nach jetzt vorbei: "In den letzten Monaten konnten wir besser feintunen, was wir wollen."

Der Mercedes-Pilot ist überzeugt: "Es zeigt, dass auch kleine Änderungen schon viel Performance freisetzen können", so Russell, der außerdem den Aufschwung bei Kundenteam McLaren als Beispiel für seine These nennt: "Bei McLaren haben wir es auch schon gesehen, große Sprünge sind möglich."

Ex-Weltmeister glaubt: "Mercedes kein schnelles Auto"

Doch der Sprung auf die Pole ist noch nicht der Sprung zum Sieg, wenngleich in Montreal tatsächlich sechs der sieben letzten Pole-Setter auch das Rennen gewannen. Russell will mit dieser Tradition am Sonntag natürlich nur ungern brechen und gibt sich selbstbewusst: "Ich sehe keinen Grund, warum wir nicht um den Sieg kämpfen können. Wir haben das schnellste Auto dieses Wochenende und ich fühle mich richtig gut hinterm Lenkrad."

Allerdings ist Russell, der in Q2 nach einem wilden Quersteher in Kurve vier fast in der Mauer landet, auch gewarnt vor den Tücken in Montreal, räumt ein: "Es gibt viele Unbekannte, wie den brandneuen Asphalt - und wir hatten nicht wirklich ein Training, um zu verstehen wie die Reifen abbauen. Heute Früh haben wir im dritten Training gesehen, wenn sie einbrechen, dann so richtig."

Foto zur News: Mercedes-Pole für Russell keine Überraschung: Wolff warnt vor Schwalbe

Kann George Russell WM-Leader Max Verstappen in Montreal echt packen? Zoom Download

Der Silberpfeil-Star glaubt: "Wir müssen morgen also das Geduldspiel spielen, was schwierig wird, wenn du dabei die Führung behalten, die Reifen schonen, und trotzdem die Pace aufrecht halten willst, um dir etwas Puffer zu verschaffen."

Ex-Weltmeister Jacques Villeneuve, der auf der nach seinem Vater Gilles benannten Rennstrecke in Montreal als Sky-Experte im Einsatz ist, kann sich das allerdings noch nicht recht vorstellen. "Der Mercedes ist auf der Geraden kein wirklich schnelles Auto. Der Red Bull ist mit offenem DRS das schnellste. Wenn Max also in diesem DRS-Fenster von einer Sekunde liegt, wird es hart", prophezeit der Kanadier.

Eine Chance für Mercedes sieht Villeneuve aber trotzdem: "Wir haben gesehen, dass der Red Bull heute ein Auto war, das wirklich schwer zu fahren war. Das dürfte auch morgen der Fall sein." Und könnte Mercedes so die Chance auf den ersten Grand-Prix-Sieg seit Russells Triumph in Sao Paulo 2022 liefern...

Russell findet Haar in der Suppe: "So sollte es nicht sein"

Silberpfeil-Boss Toto Wolff ist zumindest nach dem Qualifying schon mal "sehr happy", wie er bei ServusTV verrät: "Ein paar Mal in dieser Saison waren wir ein Tausendstel weg von der Position davor, aber jetzt hat es halt mal zu unseren Gunsten ausgeschlagen. Das ist super, die Poleposition ist perfekt, er hat eine tolle Runde gefahren", lobt der Wiener Russell.

Dabei hatte der Brite am Ende sogar noch deutlich Luft nach oben, wie er verrät: "Ich war nicht sicher, ob es für die Pole reicht, denn auf meiner letzten Runde habe ich mich aus irgendeinem Grund nicht verbessert. Ich habe die schnellste Runde also auf dem alten Reifen eingefahren, obwohl die neuen Reifen eigentlich zwei bis drei Zehntel wert sind. Und meine insgesamt schnellste Runde habe ich in Q2 gedreht, so sollte es eigentlich auch nicht sein", lacht Russell.

Foto zur News: Mercedes-Pole für Russell keine Überraschung: Wolff warnt vor Schwalbe

Überflieger oder keine ernste Gefahr für Red Bull? George Russell in Kanada Zoom Download

Als möglichen Grund führt der Mercedes-Pilot die sich ständig ändernden Bedingungen an: "Es hat am Ende auch einfach gezeigt, wie sensibel das alles war, aber es war wahrscheinlich auch das erste Mal (am Wochenende), dass es nicht ganz in unsere Richtung lief. Umso mehr zeigt das aber, wie stark unsere Pace hier war."

Russell rechnet vor: "In Q1 haben wir keine zwei Reifensätze gebraucht, in Q2 eigentlich auch nicht. Also ja, irgendwie kommt es aus dem Nichts, aber vielleicht trotzdem nicht ganz überraschend mit den Upgrades, die wir gebracht haben."

Teamboss Wolff gibt sich diesbezüglich allerdings schon etwas zurückhaltender als sein nach der Pole euphorisierter Schützling: "Wir haben jetzt besseren Zugriff auf das Auto, aber eine Schwalbe macht trotzdem noch keinen Sommer", sagt Wolff bei Sky. Zumal Lewis Hamilton im zweiten Silberpfeil nicht über Rang sieben hinauskommt.

Der Mercedes-Teamchef fordert: "Wir müssen beide Füße am Boden behalten, vor drei Rennen waren wir echt noch nicht gut genug. Jetzt haben wir eine Pole und ein gutes Resultat, aber hoffentlich können wir daraus auch morgen im Rennen Kapital schlagen."

Wolff: "Geht in die richtige Richtung"

Immerhin: Insgesamt habe man nun "eine bessere Balance" und "mehr Downforce an den richtigen Stellen", der Trend zeigt laut Wolff deshalb nach oben: "Wir sagen ja schon seit einer Zeit, dass es bei uns jetzt in die richtige Richtung geht. Wir haben viele kleine Dinge bei den letzten Rennen gebracht, einige sichtbarer als andere, aber definitiv in Richtung eines Autos mit mehr Performance."

Foto zur News: Mercedes-Pole für Russell keine Überraschung: Wolff warnt vor Schwalbe

Teamkollege Hamilton hat Russell im Qualifying mal wieder abgekanzelt Zoom Download

Einen großen Stein der Weisen will Wolff dabei aber nicht ausmachen: "Es gibt in der Formel 1, zumindest seit dem Doppeldiffusor, nicht mehr nur dieses eine Ding, das kommt, und den ganzen Unterschied macht", sagt der Wiener und zählt stattdessen die wichtigsten Veränderungen "am Unterboden, Teile am Bodywork und drunter, und natürlich der Frontflügel, wo es sichtbarer ist" auf.

Die Bestätigung, dass das Paket der Silberpfeile nun deutlich konkurrenzfähiger ist, kriegt er indes von Russell höchstpersönlich: "Das Auto lenkt jetzt in den Kurven viel besser ein. Davor hatten wir immer große Probleme mit Untersteuern. Letztes Jahr hatten wir viel Übersteuern", erinnert sich der Brite.

Seither habe das Team gekämpft, um einen Mittelweg zwischen den beiden Extremen zu finden, so Russell - offenbar mit Erfolg: "Es fühlt sich ehrlich gesagt wie etwas an, das wir schon länger sagen. Aber es ist wirklich eine Form der Erleichterung, dass es sich jetzt tatsächlich in Form einer Poleposition ausgedrückt hat."

Aktuelles Top-Video
Foto zur News: Ralf: Red Bull wäre mit Hülkenberg besser dran
Ralf: Red Bull wäre mit Hülkenberg besser dran

Ralf Schumacher spricht aus, was viele denken. Nämlich dass Red Bull besser...

Fotos & Fotostrecken
Foto zur News: Barcelona: Die Fahrernoten von Marc Surer und der Redaktion
Barcelona: Die Fahrernoten von Marc Surer und der Redaktion
Foto zur News: Michael Schumacher: Die Mercedes-Jahre
Michael Schumacher: Die Mercedes-Jahre

Foto zur News: F1: Grand Prix von Spanien (Barcelona) 2024
F1: Grand Prix von Spanien (Barcelona) 2024
Sonntag

Foto zur News: Feuer im Motorhome von McLaren beim Formel-1-GP in Spanien 2024
Feuer im Motorhome von McLaren beim Formel-1-GP in Spanien 2024

Foto zur News: F1: Grand Prix von Spanien (Barcelona) 2024
F1: Grand Prix von Spanien (Barcelona) 2024
Samstag
Folge Formel1.de
Videos
Foto zur News: Ralf: Red Bull wäre mit Hülkenberg besser dran
Ralf: Red Bull wäre mit Hülkenberg besser dran
Foto zur News: Was ist nur mit Sergio Perez los?
Was ist nur mit Sergio Perez los?

Foto zur News: Briatore & Schumacher: Kommt's zur Reunion?
Briatore & Schumacher: Kommt's zur Reunion?

Foto zur News: 400+ Euro für ein Ticket: Was bietet die F1?
400+ Euro für ein Ticket: Was bietet die F1?
Top-Motorsport-News
Foto zur News: Vom FC Bayern bis zur DFB-Elf: Diese DTM-Boliden fuhren im Fußball-Design!
DTM - Vom FC Bayern bis zur DFB-Elf: Diese DTM-Boliden fuhren im Fußball-Design!

Foto zur News: Robert Kubica schießt gegen Dries Vanthoor zurück
WEC - Robert Kubica schießt gegen Dries Vanthoor zurück

Foto zur News: WRC-Kehrtwende der FIA: Rally1-Autos mit Hybrid bleiben bis Ende 2026!
WRC - WRC-Kehrtwende der FIA: Rally1-Autos mit Hybrid bleiben bis Ende 2026!

Foto zur News: Sorgt das aktuelle MotoGP-Wochenendformat für kürzere Karrieren?
MotoGP - Sorgt das aktuelle MotoGP-Wochenendformat für kürzere Karrieren?
formel-1-countdown