FIA will mit Teams über neue Regeln reden: "Latte bewusst niedrig gelegt"
Nach dem Vorstoß kommt der Kuschelkurs: Die FIA signalisiert den Teams nach Regel-Kritik in Person von Nikolas Tombazis ausdrücklich Gesprächsbereitschaft
(Motorsport-Total.com) - Der erste Aufschrei über die von der FIA für 2026 präsentierten neuen Formel-1-Regeln hat sich gelegt, gefühlt jeder mit Rang und Namen im Paddock seine Meinung dazu abgegeben - nun will der Weltverband mit den Teams in die nächste Gesprächsrunde einsteigen und am Feinschliff der gezeigten Ideen arbeiten.
Die Kritik und Bedenken zu diversen Themenpunkten hat die FIA dabei durchaus vernommen - war diese teilweise doch durchaus meinungsstark und sehr zielgerichtet: Während Rekord-Grand-Prix-Starter Fernando Alonso etwa die "mangelnde Freiheit" beim Regelwerk bemängelte, konstatierte McLaren-Teamchef Andrea Stella beispielsweise: "Die Autos sind in den Kurven nicht schnell genug und auf den Geraden zu schnell."
Wichtig ist jedoch festzuhalten, dass es sich bei den im Vorfeld des Großen Preises von Kanada vorgestellten Regeln nicht um feststehende Beschlüsse, sondern um einen Entwurf handelt - dieser muss kommende Woche erst einmal vom Word Motor Sport Council der FIA durchgewunken werden, dann steht als nächste Hürde Ende Juni eine Ratifizierung an.
Kritik angekommen, Gespräche willkommen
Deshalb stellt die Behörde klar, dass es ihr wichtig ist, im Zuge der nächsten Schritte den Dialog mit den Teams zu suchen, um gemeinsam die Suche nach Verbesserungen oder nötigen Änderungen voranzutreiben. Nikolas Tombazis, seines Zeichens Einsitzer-Direktor der FIA, erklärt diesbezüglich: "Wir sind noch nicht in der Finalisierungsphase für das Reglement, wir müssen noch einige Dinge mit den Teams finden und besprechen."
Die kritische Erstresonanz sei bei der Sportbehörde jedenfalls angekommen: "Wir sind uns der Bedenken in Bezug auf die Downforce der Autos, oder auch wegen der hohen Geschwindigkeiten auf der Geraden, bewusst - doch das sind Dinge, die wir als Feinheiten klassifizieren, die erst noch stattfinden müssen."
Tombazis stellt klar: "Zwischen Ende des Monats, wenn diese Regeln hoffentlich veröffentlicht werden können, und dem Start von 2025, wenn die Teams mit der aerodynamischen Entwicklung beginnen, weil sie nicht früher anfangen können, erwarten wir eine Menge zusätzliche Arbeit, die gemeinsam von den Teams, der FOM und allen anderen verrichtet wird."
Tombazis: Autos werden nicht langsamer als Formel 2
Die Bedenken, dass die Autos nach aktuellem Stand der Regeln in den Kurven zu langsam sein könnten, teil Tombazis überdies: "Diese Ängste sind berechtigt, weil die Leute allerdings eine Momentaufnahme davon machen, wie die Regeln jetzt gerade auf einem Blatt Papier sind und basierend auf dem, was sie dort sehen, Kommentare abgeben", ist der Grieche dennoch um akkurate Einordnung bemüht.
Ein Problem mit der Kritik habe er aber nicht, versichert der FIA-Mann: "Ich habe keine Bedenken wegen dieser Dinge, die von den Leuten angesprochen wurden, aber natürlich haben wir die Erwartung, dass bei der Performance noch ein paar Schritte passieren."
Tombazis erklärt: "Genau deshalb haben wir die Latte zum Start bewusst relativ niedrig gelegt, damit wir darauf in Zusammenarbeit mit den Teams aufbauen können. Die Downforce dieser Autos zu erhöhen ist ja eigentlich ziemlich einfach."
Er verstehe zwar die besorgten Kommentare, "aber ich denke nicht, dass jemand Bauchweh haben muss, dass diese Autos nicht schneller sein werden als die Formel 2 oder so etwas. Ich glaube, das wird zu 100 Prozent gelöst sein, wenn wir beim finalen Regelwerk ankommen."
Weniger Spielraum beim Motor, trotzdem viel machbar
Auch zu den neuen Motorenregeln, mit der Aufteilung auf 50 Prozent Elektro-Power und 50 Prozent Verbrenner-Leistung, hat der Techniker eine klare Meinung. Zuletzt waren unter anderem Stimmen laut geworden, den vom Verbrenner generierten Anteil zur Steigerung des Speeds wieder größer werden zu lassen, indem beispielsweise der Benzinfluss nicht so stark reguliert wird.
"In Sachen Power-Unit gibt es bei den Regelmachern natürlich eine etwas anderen Standpunkt, weil wir wegen der Motorenregeln auch tatsächlich den getroffenen Beschlüssen unterliegen", so Tombazis, der aber dennoch Gesprächsbereitschaft signalisiert, wenn alle Hersteller mitspielen: "Unilaterale" Vorstöße werde es daher nicht geben, heilige Kühe im Umkehrschluss aber auch nicht.
"Insgesamt gibt es eine sehr gute Stimmung, was die Zusammenarbeit betrifft", beschwichtigt Tombazis und geht nach dem Voranpreschen der FIA bei den Regeln erstmal wieder auf Kuschelkurs: "Wenn es also Anpassungen (beim Motor) geben muss, bin ich recht zuversichtlich, dass die Motorenhersteller helfen werden und kooperieren."